„Wasserrad am Gelben Fluss“ kämpft ums Überleben

2020-04-17 08:00:00

Der Gelbe Fluß zieht durch Landzhou, Hauptstadt der nordwestchinesischen Provinz Gansu. Aufgrund des großen Ufer-Fluss-Gefälles gab es einst Probleme bei der Bewässerung von Ackerland mit dem Flusswasser. Duan Xu, ein Lanzhouer aus der Ming-Dynastie (1368-1644), hat sich von den Wasserrädern im Süden inspirieren lassen und das “Gelbe Fluss Wasserrad” erfunden. Der Wasserstrom treibt das riesige hölzerne Rad langsam an. Die Wasserbehälter werden einer nach dem anderen mit Wasser gefüllt und wandern langsam aufwärts. In der oberen Position gießen die Behälter das Wasser in ein Auffangbecken. Durch einen Holztrog wird das Flußwasser zur Bewässerung in den Kanal weitergeleitet.

Duan Yicun, 78 Jahre alt, ist am Gelben Fluss aufgewachsen. Er ist der Nachfahre von Duan Xu und Überlieferer der Technik des „Gelben Fluss Wasserrades“ auf Staatsebene. Duan Yicun liegt dieses immaterielle Kulturerbe seiner Heimat besonders am Herzen. Aus einheimischen Bäumen am Gelben Fluss, wie Ulmen und Weiden, fertigt er Wasserräder und bewahrt so einen besonderen lokalen Charakter.

„Das Wasserrad kann sich nur drehen, wenn die Lager regelmäßig geölt werden. Das „Gelbe Fluss Wasserrad“ dient heute zwar nicht mehr der Bewässerung, es gilt aber als ein Aushängerschild von Lanzhou“, sagt Duan. Er sucht Äste, die als Rohmaterialien für seine Wasserräder zäh genug sind und versucht weiterhin die Technik zu optimieren.

Das Wasserrad verfügt nicht nur über ein exquisites und schönes Formdesign, sondern besitzt auch eine sehr gut proportionierte strukturelle Schönheit und mechanische Balance.

Außer dem Stahlring am Wellenende wird nach dem traditionellen Herstellungsverfahren kein Eisennagel für das Wasserrad benötigt. Das fertige Rad hält bis zu 40 Jahre.

„Handwerksartikel müssen manuell gefertigt werden und lassen sich nicht durch maschinelle Produktion ersetzen“, sagt Duan Yicun. Es beunruhigt ihn sehr, dass in den letzten Jahren immer mehr „Gelbe Fluss Wasserräder“ am Fließband produziert worden sind. „Bei solchen Wasserrädern fallen mehrere wichtige Produktionsschritte weg, was innerhalb von drei Jahren zu Problemen führen könnte. Sie könnten umfallen oder gar ganz auseinanderfallen“, teilt Duan mit.

Duan Yicun will deshalb seine Technik an die kommenden Generationen weitergeben. Er hat mehr als zehn Lehrlinge aufgenommen. Leider interessieren sich nur wenige von ihnen wirklich für dieses traditionelle Handwerk. „Junge Leute denken anders. Mit der Entstehung neuer Lebensstile passt das alte Handwerk nicht mehr in die Marktwirtschaft“, meint Duan.

„Das alte Handwerk muss zunächst ums Überleben kämpfen, erst dann kann die Kultur hinter ihm geschützt werden.“ Laut Duan muß man ein tiefes Verständnis von den kulturellen Hintergründen des Handwerks haben. Dabei geht es nicht nur um die Handwerker selbst, sondern um die ganze Gesellschaft. Nur so kann das alte Handwerk von Generation zu Generation seine Vitalität beibehalten.

Duan Yicun hat seine Wasserräder an das reale Leben und den Markt angepasst und eine Reihe von neuen Produkten entwickelt, darunter Raumdekorationen mit Wasserrädern, Geschenkartikel, praktischen Gebrauch an Flüssen.


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