„Ich war während COVID-19 mal als Kurier tätig“

2020-04-10 10:32:48


Während der COVID-19-Pandemie bleiben die meisten Chinesen zu Hause. Lieferdienste und vor allem ihre Fahrer spielen bei der täglichen Versorgung mit allem Nötigen daher eine sehr wichtige Rolle. Ein Internetznutzer mit dem Spitznamen „Superman“ hat während dieser Zeit fünf Tage für das Unternehmen FlashEx gearbeitet und dabei das Leben eines Kuriers kennengelernt.

Bei seiner ersten Abholung wich „Superman“ dreimal von seiner drei Kilometer langen Route ab und benötigte 23 Minuten, um den Zielort zu erreichen. Bei der Lieferung von Gerichten fuhr er aus Angst, etwas zu verschütten, nur mit einer Geschwindigkeit von 16 Stundenkilometern.

„Als ich mit meinem kleinen Elektrorad zwischen Autos, Lastwagen und Bussen fuhr, hatte ich das Gefühl, als ob ich komplett nackt wäre. Ich stand die ganze Zeit unter Spannung“, erklärt der Fünf-Tage-Kurier.

Der größte Druck entstand ihm zufolge jedoch durch die beschränkte Zeit, die er für das Abholen und Liefern der Pakete hatte: Wenn ein Kurier eine Bestellung entgegennimmt, beginnt ein Countdown. Wenn das Zeitlimit überschritten wird, verhängt das Unternehmen eine Geldstrafe. Wenn die Kuriere außerdem lange auf Kunden warten müssen, können sie weniger Bestellungen durchführen und verdienen daher auch weniger Geld.

Einkommensstatistiken der Kuriere von FlashEx aus dem Jahr 2019 zufolge betrug der Anteil der Kuriere mit einem Monatseinkommen von mehr als 1.300 Euro nur etwa 35 Prozent. 48 Prozent der FlashEx-Kuriere hatten ein Monatseinkommen zwischen 780 und 1.300 Euro.

Der konkrete Inhalt einer Lieferung kann sehr unterschiedlich sein. Während der Epidemie werden häufig dringende Dokumente und Masken geliefert. Ein FlashEx-Kurier namens Wang hat einmal tief in der Nacht einen Bettbezug geliefert, den ein junger Mann an seine Freundin geschickt hatte. Er erklärt: „Als ich ankam, wurde mir klar, dass die Frau ihm am Telefon erzählt hatte, dass ihre Katze auf den Bettbezug uriniert hatte. Er schickte ihr dann schnellstens einen neuen.“

Herr Li lieferte einmal einen riesigen, 1,6 Meter großen Teddybären. Da der Bär zu groß war und nicht in den Lieferkasten auf seinem Motorrad passte, musste Herr Li den Bären an sich binden und so durch ganz Beijing zum Lieferort fahren. Es war das erste Mal, dass er so viel Aufmerksamkeit auf seinem Weg erregte.

Fünf-Tage-Kurier „Superman“ erzählt, dass seine Kollegen von FlashEx früher in verschiedenen Branchen tätig gewesen seien. Es gebe arbeitslose Angestellte, Fitnesstrainer, Motorradliebhaber und Kneipen-Inhaber. Einige arbeiteten Vollzeit als Kurier, andere wollten während der Epidemie aus Langeweile ein neues Leben ausprobieren. Sie wollen damit sowohl gegen die Pandemie als auch für ein besseres Leben kämpfen.

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