Wissenschaft: Spezifische Gedächtnisinhalte von Tieren präzise gelöscht

2020-03-30 08:00:00

Yi Ming, Wissenschaftler am Institut für Neurowissenschaften an der Peking-Universität erklärte, das Forschungsergebnis könnte Therapeuten für chronisches Schmerzen oder Suchtkrankheiten, die durchpathologischeGedächtnisinhalte gekennzeichnet sind, Aufschluß geben.

Dem Wissenschaftler zufolge sind zwar die Kodierung und Speicherung von Gedächtnisinhalten sehr wichtig, gleich wichtig ist aber das Loswerden von negativen Erinnerungen. Das Erinnern negativerEmotionen seifür das Überleben des Menschen von großer Bedeutung. Aber wenn solche Gedächtnisinhalte übermäßig stark seien, führten sie zu Belastungen oder Krankheiten, wie beispielsweise das posttraumatische Stresssyndrom.

Krankheiten wie chronisches Schmerzenoder Medikamentensucht sind im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass bei Patienten wegen Schmerzen oder Rauschmittel pathologische Gedächtnisinhalte entstanden sind, die langfristig bestehen und schwer zu entfernen sind.Die Pathogenese ist bislang nicht ganz klar und es mangelt an einer wirksamen Behandlung.

Das Gedächtnis eines Menschen wird von einer Gruppe von “Impressionszellen” im Gehirn kodiert und gespeichert. Verschiedene Zellengruppen sind verantwortlich für jeweils unterschiedliche Erinnerungen.

Sollten Gedächtnisinhalte gelöscht werden, könnten neue Erkenntnisse fürdieBehandlung von Krankheiten, die wegen pathologischer Gedächtnisinhalte entstanden sind, gewonnen werden, so Yi Ming.

Auf der anderen Seite ist das Lerngedächtnis eine wichtige Gehirnfunktion des Menschen. So stellt sich die Frage, kann man spezifische Erinnerungen löschen, ohne das Lerngedächtnis zu beeinträchtigen? Anhand von traditioneller pharmakologischer- oder Gen-Editing-Technologie können Nervenzellen nur in einem großen Ausmaß und unspezifisch beeinflusstwerden. Eine präzise Manipulation von Nervenzellengruppen mit spezifischen Funktionen oder anatomischen Merkmalen ist dabei nicht möglich.

Wie Yi Ming mitteilte haben chinesische Wissenschaftler Ratten in zwei verschiedenen Experimentierboxen eingesperrt und Angsterinnerungen bei den Tieren hervorgerufen. Auf der Basis der Kombination der Gen-Editing-Technologie und der Markierung neuronaler Funktionen wird durch Gen-Editing bestimmter Impressionszellengruppen die Erinnerung der Ratten an eine Box gelöscht, die Erinnerung an eine andere Box ist dabei vollständig erhalten geblieben.



Zur Startseite

Das könnte Sie auch interessieren