​Geschlechtsspezifisches Lohngefälle verringert sich zum ersten Mal seit drei Jahren

2020-03-12 09:00:00

Das durchschnittliche Monatsgehalt von Chinesinnen in Städten lag 2019 bei 6.995 Yuan, umgerechnet 885 Euro. Dies sind 7,7 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr.

Laut einem Bericht der Rekrutierungsplattform Boss Zhipin ist es das erste Mal seit drei Jahren, dass sich das geschlechtsspezifische Gehaltsgefälle dank der wachsenden Anzahl von gut bezahlten Arbeitnehmerinnen verringert hat, obwohl Frauen weiterhin nur 81,6 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen verdienen.

Dem Bericht zufolge ist dies darauf zurückzuführen, dass mehr Frauen wegen besserer Qualifizierung in Führungspositionen aufgestiegen sind. So hatten Frauen 2019 beispielsweise 25,4 Prozent der Posten auf Direktorenebene inne, dies entspricht einer Steigerung um 0,4 Prozentpunkte gegenüber 2018. Besonders offensichtlich ist diese Veränderung in den Bereichen Humanressourcen, Öffentlichskeitsarbeit und im Rechtssektor.

Außerdem haben mehr Absolventinnen, die sich für ein Studium in den Hauptfächern Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik entschieden hatten, anschließend einen Job mit hohem Gehalt gefunden. Allerdings bleiben mehr als 70 Prozent der Beschäftigten in den 15 meistbezahlten technischen Positionen weiterhin Männer.

Dem Bericht zufolge hängt das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen hauptsächlich vom Beruf, der Branche und den Berufserfahrungen ab. Zum Beispiel sind Männer stärker in gut bezahlten Jobs wie Technologie, Verkauf und Ingenieurwesen tätig, während mehr Frauen Posten in Verwaltung, Betrieb und Marketing innehaben, die zwar stabiler, aber weniger gut bezahlt sind.
Die Lücke vergrößert sich mit den Arbeitsjahren. Die Kluft zwischen dem Gehalt von Frauen und Männern mit 15 Jahren Berufserfahrung liegt bei 36,4 Prozent, beeinflusst durch Ehe und Kinder. Mit der zunehmenden Beteiligung und dem größeren Beitrag von Frauen am Arbeitsplatz zeichnet sich laut dem Bericht jedoch eine Tendenz zur Verbesserung ab.
Weiter heißt es in dem Bericht, dass ein weiteres Jahr Bildung dazu beigetragen hat, das Gehalt der Frauen um 5,1 Prozent zu erhöhen, was einem Anstieg von 0,5 Prozentpunkten gegenüber den Männern entspricht. Ein Grund dafür ist, dass Männer mit niedrigem Bildungshintergrund auch gut bezahlte Jobs in den Bereichen Fertigungstechnik, Bergbau und Verhüttungsindustrie erhalten können, gleichzeitig sind die Chancen für Frauen mit geringerer Bildung aber gering.
Die Weltbank hatte vor dem diesjährigen Internationalen Frauentag einen Bericht veröffentlicht, in dem festgestellt wird, dass sich die Gehaltsungleichheit in den vergangenen zwei Jahrzehnten langsam verbessert habe und es weitere 150 Jahre dauern werde, bis die Lücke geschlossen werden könne.
Laut Caren Grown von der Weltbank basiert der Bericht auf früheren Untersuchungen, um die Kosten der geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede hervorzuheben, die die Länder davon abgehalten hätten, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

„Das Ziel einer Verbesserung des Einkommens von Frauen auf Lebenszeit kann erreicht werden, indem Maßnahmen ergriffen werden, wobei die Pflegeverantwortung neu verteilt und ausgeglichen werden muss. Zudem soll ein Nachschubweg für Talente geschaffen werden, indem die geschlechtsspezifische Lücke in Beschäftigung und Unternehmertum geschlossen und diskriminierende Gesetze und einschränkende soziale Normen abgeschafft werden sollen, die Mädchen und Frauen zurückhalten“, so Grown.




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