Probe der Aufrichtigkeit – internetbasierte Gaokao-Probeprüfung in Beijing

2020-03-11 14:35:30

Bis zu 50.000 Oberstufenschüler und -schülerinnen in der chinesischen Hauptstadt Beijing legten am 3. März eine viertägige Probeprüfung für den diesjährigen Gaokao, also die nationale Hochschul-Aufnahmesprüfung in China, ab. Obwohl die derartigen Examen, die als ein Teil der Vorbereitungen für die Gaokao gelten, normalerweise nicht bemerkenswert sind, scheinen sie diesmal ein bisschen ungewöhnlich zu sein. Denn alle Prüflinge nehmen von zu Hause aus an der Prüfung teil.

Nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus kehrten die Schüler in Beijing nicht wie geplant Anfang Februar für ihr neues Semester in ihre Schulen zurück. Stattdessen blieben sie zu Hause und lernen nun via Online-Unterricht in ihren Schulen.

Für das Jahr 2020 hat Beijing ein neues Gaokao-Modell eingeführt, nämlich das sogenannte „3+3“. Deshalb gibt es nicht mehr eine eindeutige Trennung zwischen dem Bereich Geisteswissenschaften und dem naturwissenschaftlichen Feld. Zu der Hochschul-Aufnahmeprüfung, auch zu der diesmaligen Stimulation, zählen vor allem die drei für alle Studienanwärter obligatorischen Fächer Chinesisch, Mathematik und Englisch. Neben diesen drei Fächern werden noch weitere drei von den sechs Wahlpflichtfächern Physik, Chemie, Geschichte, Geographie, Biologie und Politik geprüft.

Vor Beginn der Probeprüfung betrat Chen Pengyu, ein Oberstufenschüler der Guangqumen Mittelschule, mit seinem Laptop im eigenen Zimmer einen Live-Video-Streaming-Raum. Alle Prüflinge auf der Plattform konnten zu Hause den Lehrer sehen und dann ihre elektronischen Prüfungsbogen erhalten.

Laut Tian Xiaobing, Klassenlehrer einer Mittelschule, können nach Untersuchungen der Schule zwei Drittel der Prüflinge unverzüglich vor Ort ihre Prüfungsunterlagen drucken. Für die jenigen, die dafür längere Zeit brauchen, wird das Prüfungsblatt vorher an die Eltern eingereicht. Dazu muss eine Geheimhaltungsvereinbarung mit den Eltern unterzeichnet werden. Es gibt auch Schüler, die direk in ihre Online-Prüfungsbogen schreiben.

Anlässlich unterschiedlicher Wahlpflichtfächer soll es in einem Prüfungsraum mindestens einen, maximal 30 Prüflinge geben. Für solch ein kompliziertes Arrangement ist es nach Li Zhiwei, dem Direktor der Guangqumen Mittelschule, viel einfacher, die Prüfungen online durchzuführen. Zudem erklärte Li, dass die Aufsichtsbeamten alle Prüflinge durch Webcams beobachten könnten, nicht nur als eine Herausforderung, sondern auch als eine Chance für die neue Ära des chinesischen Bildungswesens.

Verschiedene Schulen haben nach eigenen Gegebenheiten unterschiedliche Regelungen für diese Online-Stimulation eingeführt. Zum Beispiel darf man in einigen Schulen den Prüfungsborgen ein halber Tag vor der Prüfung vor Ort abholen. Andere Schulen erlauben den Eltern, als Aufsichtsperson während der Prüfung zu fungieren. Nach Abschluss der Prüfung soll man sofort die vordere bzw. hintere Seite des Antwortbogens photographieren und innnerhalb von fünf Minuten dem Lehrer die Bilder schicken. In den folgenden 30 Minuten werden die Antworten von allen Prüfungsaufgaben auch photographiert und die Aufnahmen auf festgelegte Plattformen hochgeladen.

Ähnlich wie Beijing haben viele Provinzen in China Online-Kurse und -beratungen für Oberstufenschüler angeboten, um ihnen bei der Vorbereitung auf die diesjährige Hochschul-Aufnahmeprüfung zu helfen, die in der Regel Anfang Juni stattfinden soll.

Ende Februar erklärte Weng Tiehui, die stellvertretende Bildungsministerin, dass das chinesische Bildungsministerium die COVID-19-Epidemie sowie ihre Auswirkungen auf den Gaogao ernsthaft evaluieren soll und den genauen Zeitplan für die Hochschul-Aufnahmeprüfung rechtzeitig veröffentlichen wird.

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