Deutscher Virologe: Wir müssen chinesischer Regierung und Chinesen danken

2020-03-10 08:46:46


Der prominente deutsche Virologe und Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Professor Dr. Christian Drosten, hat vor kurzem die Maßnahmen Chinas im Kampf gegen die COVID-19-Epidemie gewürdigt. In einem Sonderreiheprogramm von NDR Info bezeichnete Drosten die Bemühungen der chinesischen Regierung und des chinesischen Volkes als wirksame Maßnahmen und brachte seine Dankbarkeit für sie zum Ausdruck.

Prof. Dr. Christian Drosten gehört zu den gemeinsamen Entdeckern des SARS-Virus im Jahr 2003 und hat zugleich zur Erforschung und Entwicklung der Diagnosesmethode bezüglich des SARS-Virus viel beigetragen.

Je weiter sich das Coronavirus in Europa ausbreitet, desto mehr wollen die Menschen darüber wissen. Auf dieses Informationsbedürfnis reagiert NDR Info mit einem neuen Coronavirus-Podcast, der jeden Tag ein Update zur Situation liefert. In den vergangenen Tagen beantwortete Prof. Dr. Christian Drosten in Interviews Fragen zur aktuellen Situation, erklärt Zusammenhänge und schildert, wie er persönlich diese Tage erlebt.

Dabei sagte Drsoten, China habe im Kampf gegen die Lungenkrankheit durch das neuartige Coronavirus eine Reihe von gezielten Maßnahmen ergriffen, was sehr lobenswert sei. Laut Drosten haben die chinesische Regierung und das chinesische Volk ihr alles in ihrer Macht Stehende eingesetzt und große Anstrengungen unternommen, sodass eine Erhöhung der globalen epidemischen Bogenlinie um etwa einen Monat verschoben worden sei. Dafür müsse man der chinesischen Regierung und dem chinesischen Volk herzlich danken.

Die von der Weltgesundheitsorganisation gesendete internationale Expertengruppe hat nach ihrer Inspektion in China darauf hingewiesen, in letzter Zeit sei das Wachstum der neu gemeldeten Infektionsfälle in China deutlich gemildert beziehungsweise gesenkt worden. All dies sei hauptsächlich auf von China getroffene Maßnahmen, wie die Einstellung von Produktion und die Schließung von Schulen sowie auf Isolierungs- und Quarantänemaßnahmen zurückzuführen. Diesbezüglich fragte die Moderatorin von NDR Info, Korinna Hennig, ob es gegenwärtig in Deutschland angesichts der rapiden Entwicklungen der Epidemie auch erforderlich sei, Maßnahmen zur Absperrung einiger Gebiete oder zur provisorischen Schließung von Kindergärten zu ergreifen. Dazu sagte Drosten, die COVID-Epidemie in China sei erstmals in Wuhan und den umliegenden Regionen ausgebrochen. Die Stadt Wuhan gehöre zu den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten und den großen Metropolen in Zentralchina. Vor diesem Hintergrund hätte die chinesische Regierung derartige Absperrungsmaßnahmen einführen können. Aber er persönlich sei nicht in der Lage, so Drosten weiter, eindeutig zu beantworten, ob Deutschland die Maßnahmen aus China komplett nachmachen solle. „Theoretisch geht es nicht, in unserem sozialen System die gleichen Maßnahmen schematisch zu übernehmen. Denn unsere Gesellschaft, System und Justiz sind anders als die in China. Jedoch halte ich die von China getroffenen Gegenmaßnahmen für sehr gezielt. Da das epidemische Gebiet sich in einer Supermetropole befindet, ist es geeignet, derartige Absperrungsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus durchzuführen“, so der deutsche Virologe wörtlich.

Drosten bekräftigte, man könne und müsse aber der chinesischen Regierung und dem selbstlosen chinesischen Volk vollen Gemeinschaftsgeistes danken. Demnach hätten sich die Chinesen einerseits mit aller Kraft an dem Kampf gegen die Epidemie beteiligt, und andererseits ab und zu auf optimistische und humorvolle Weise die Aktionen der Regierung unterstützt. Als Beispiele nannte Drosten etliche Online-Videoclipps auf der Webseite von Youtube, indenen manche Eltern während der Isolierungszeiten zuhause Reisebegleiter“spielten und ihre Babys-Touristen von einem Zimmer bis zu einem anderen Zimmer umherliefen und „Sehenswürdigkeiten“ zeigten.


In der Podcast-Sendung am 5. März mit dem Titel „Es ist nicht die Zeit für Egoismus“ erklärte der Virologe, wie man großflächig Antikkörpertests machen könnte, westhalb deutsche Labore im Vorteil sind und warum Fußballstadien leer bleiben sollten. Damit hat Professor Drosten die aktuellste Situation Deutschlands und Chinas im Kampf gegen die COVID-19-Epidemie tiefgehend verglichen und analysiert. „Bedeuerlicherweise ist es, dass unsere Bürger im Vergleich zu der chinesischen Bevölkerung ein bisschen zu egoistisch sind“, so der Leiter der Virologie an der Berliner Charité.

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