Musik besänftigt besorgte Gemüter in Hubei

2020-03-10 08:00:00

Für die meisten Menschen hat Musik die Kraft, Freude und Trauer auf eine Weise zu vermitteln, die nur mit Worten nicht zu erreichen ist. Der dänische Märchenautor Hans Christian Andersen sagte einmal: „Musik spricht dort, wo Worte fehlen.“

Seit dem Ausbruch der COVID-19-Epidemie bringen beruhigende Musik und Stimmen den Menschen in den Städten der Provinz Hubei Trost. Wan Ying, Professorin für Musikpädagogik am Wuhan-Konservatorium, im Epizentrum der Epidemie, sagt: „Durch die Epidemie wurden bei den Menschen aus allen Gesellschaftsschichten viele Emotionen wie Verwirrung, Angst, Trauer und Wut hervorgerufen.“ Wan, die auch Musiktherapeutin ist, hat sich mit ihren Kollegen und Studenten zusammengetan, um zu beweisen, dass Musik tatsächlich Schmerzen lindern kann.


Wan Ying benutzt Musiktherapie, um Menschen zu besänftigen, Hubei Provinz (Foto von China Daily)

Wan Ying benutzt Musiktherapie, um Menschen zu besänftigen, Hubei Provinz (Foto von China Daily)


Am 1. Februar startete das Wuhan-Konservatorium ein Online-Musikprogramm, die „Music Therapy Radio Show“. Das Programm besitzt speziell für den Morgen, den Nachmittag und den Abend konzipierte Abschnitte, die helfen sollen, Stress abzubauen, aufgewühlte Gemüter zu beruhigen und den Schlaf zu verbessern.

Unter der Leitung der Moderatoren der Show nutzen die Sendungen mit einer Dauer von jeweils etwa 20 Minuten eine Reihe verschiedener Musikgenre, darunter Klassik sowie Volks- und Unterhaltungsmusik, um die Zuhörer emotional mit dem Klang zu verbinden und ihnen ein besseres Gefühl zu geben. Die erste Sendung hatte etwa 7.000 Zuhörer, was Wans Erwartungen weit übertraf.

Zusätzlich zu den Social-Media-Plattformen des Wuhan-Konservatoriums sind die Sendungen auch auf Netease Cloud Music, einem der wichtigsten Musik-Streaming-Dienste Chinas, verfügbar. Die Shows werden auch von Ärzten in den drei Modulkrankenhäusern in Wuhan genutzt, die COVID-19-Patienten behandeln.

Wan sagt, Ärzte, Krankenschwestern und infizierte Patienten hätten ihr gesagt, dass die Musik zur Beruhigung der Patienten beitrage. „Einige Ärzte und Krankenschwestern haben nur 30 Minuten Pause, während sie in den Krankenhäusern in Wuhan in Schichten arbeiten. Sie sagten mir, dass sie sich durch die Sendungen schnell entspannen und weniger ängstlich fühlen", so Wan.

Neben Wan Ying gibt es viele weitere Radiosender in Hubei, die Kanäle auf Podcast-Plattformen gestartet haben, um während der Epidemie mit den Zuhörern zu kommunizieren und sie zu entspannen.

Am 17. Januar erhielt Wu Siwei, ein 48-jähriger Moderator einer Radiosendung in Xiangyang, eine Nachricht von einem Busfahrer, der nach seiner Rückkehr aus Wuhan in seiner Heimatstadt unter Quarantäne gestellt worden war, sich schließlich aber nicht mit dem Virus infiziert hatte.

Wu arbeitet seit 27 Jahren beim Radiosender Xiangyang. Er sagt: „Er war sehr nervös und ich lud ihn ein, sein Leben mit den Zuhörern in der Sendung zu teilen. Das Reden beruhigte ihn. Wir hörten auch gemeinsam Musik, damit er und andere, die die gleichen Ängste hatten, sich in dieser schwierigen Zeit etwas entspannen konnten.“ Vor sechs Monaten startete Wu einen Kanal auf der beliebten chinesischen Podcast-Plattform Himalaya FM, der täglich zwei Stunden Programm für etwa 10.000 Zuhörer bietet.

Ba Chao, ein Radiomoderator des Rundfunk- und Fernsehsenders Wuhan, berichtete im Jahr 2003 über den SARS-Ausbruch. Jetzt hat der 39-Jährige neben seiner regulären Arbeit eine Reisesendung auf Himalaya FM. Während der COVID-19-Epidemie aktualisiert er trotz seines hektischen Arbeitszeitplans seine Reisesendung ständig. „Die Leute lesen täglich Nachrichten über das Virus, was sie nervös macht. Ich nutze meine Stimme und mein Programm, um ihnen ein wenig Entspannung zu bieten. Das ist meine Rolle in diesem Kampf", sagt Ba.

Einige Menschen in Hubei arbeiten auch als Freizeitmoderatoren auf Podcast-Plattformen, um ihre Erfahrungen zu teilen und ihren Zuhörern Mut zu machen.

Die 28-jährige Li Ying, die in der Stadt Jingmen in der Provinz Hubei lebt und einen Souvenirladen betreibt, hat aufgrund der Epidemie einen Rückgang ihrer Geschäfte erlebt. Sie hat aber mehr zu tun als sonst. Sie spricht mit den Hörern ihrer Online-Sendung, die sie seit 2016 auf Himalaya FM moderiert. Einer ihrer Schwerpunkte ist der Unterricht für Kinder, die aufgrund der Verschiebung des neuen Halbjahrs zu Hause bleiben müssen. Sie arbeitet mit Dingxiang Doctor zusammen, einer Online-Plattform zum Austausch von Gesundheitsinformationen, um Nachrichten über den Ausbruch aufzuzeichnen. Als Teilzeit-Synchronsprecherin nimmt sie auch Geschichten für Kinderbücher auf. „Die Stadt ist leer, aber viele Menschen hören meine Sendungen, was uns Nähe gibt“, so Li.

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