Online-Spenden kaufen Kaffee für Ärzte in Wuhan

2020-02-15 09:00:00

Vor einigen Tagen ist ein Café in Wuhan, dem Zentrum der Coronavirus-Epidemie, über Nacht landesweit bekannt geworden. Nachdem Wuhan komplett von der Außenwelt abgeschottet wurde, hat das Café sein „Geschäft“ wieder aufgenommen. Sieben Mitarbeiter kochen täglich 500 Tassen Kaffee und schenken sie den Ärzten und Krankenschwestern in den zwei nahegelegenen Krankenhäusern.

Die in den 1990er-Jahren geborene Tian Yazhen betreibt die Café-Kette mit sieben Filialen in Wuhan seit knapp zwei Jahren. An Silvester 2019 hörte sie zum ersten Mal von einer „unbekannten Lungenentzündung“ und kaufte zwei Packungen Schutzmasken für ihre Mitarbeiter. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Masken nicht einmal einen Monat später zu einer der begehrtesten Waren im ganzen Land werden würden.

Am 21. Januar, drei Tage vor dem Frühlingsfest, begannen die 21 Mitarbeiter von Wakanda ihre Feiertage, die planmäßig etwa zehn Tage dauern sollte. Zwei Tage später wurde die Stadt Wuhan von der Außenwelt abgeriegelt. Die Metropole mit mehr als zehn Millionen Einwohnern wurde von einer grauenhaften Atmosphäre eingehüllt.

Tian Yazhen´s Nachricht am 24. Januarin der Arbeitsgruppe von Wakanda

Am frühen Morgen des 24. Januar schrieb Tian Yazhen diese Nachricht in der Arbeitsgruppe von Wakanda: „Hat jemand Lust, in die Guanggu-Filiale zu kommen? Ich möchte 200 Tassen Kaffee kochen und sie den Ärzten und Krankenschwestern im nahegelegenen Krankenhaus bringen.“

Zu Tians Überraschung wollten alle sieben Mitarbeiter, die zu jenem Zeitpunkt in Wuhan waren, mitmachen. Zu ihnen gehört auch der iranische Mitarbeiter Sina, Wakandas Star-Barista. Obwohl der Iran am 2. Februar mit einer Sondermaschine alle Staatsbürger in Wuhan in den Iran zurückbrachte, entschied sich Sina, in Wuhan zu bleiben.

Die sieben Baristas von Wakanda

Der iranische Mitarbeiter Sina - Wakandas Star-Barista

Aufgrund der Quarantäne-Situation organisierte Tian Yazhen in kürzester Zeit eine Mietwohnung für sich und ihre Angestellten. Jeden Tag werden das Geschäft und die Maschinen ordentlich desinfiziert. Um die Ärzte, Krankenschwestern und Mitarbeiter an der Front zu ermutigen, schreiben sie auf jede der 500 Einwegtassen herzerwärmende Slogans wie „Auf geht´s Wuhan!“, „Wir haben größten Respekt vor Ihnen“ oder „Schön, dass wir Sie haben.“

Eine Mitarbeiterin schreibt Slogansauf die Einwegtassen.

Duan Yijia ist einer der sieben Baristas. Er erklärt, wie die Kaffees jeden Tag verteilt werden: Er und sein Team nehmen die Kaffees aus dem Auto, stellen sie vor dem Krankenhausgebäude auf den Boden und gehen ein paar Meter zurück. Dann kommen freiwillige Helfer des Krankenhauses und transportieren die Kaffeebecher mit kleinen Karren in das Krankenhaus. „Einmal sind zwei Ärzte rausgekommen. Sie haben sich mit ihrem Kaffee in der Hand vor uns verbeugt. Mir stiegen Tränen in die Augen. Wir verbeugten uns sofort als Erwiderung, denn sie sind die echten Kämpfer. Im Vergleich zu ihnen ist unsere Anstrengung nicht der Rede wert“, so der junge Barista.

Drei freiwillige Helfer und zwei Ärzte nahmen eines Tages die Kaffees ab.

In den letzten mehr als 20 Tagen hat Wakanda kostenlos etwa 10.000 Tassen Kaffee in die beiden Krankenhäuser geliefert. Gutmütigkeit und Liebe sind wie Schneebälle, die sich auf ihrem Weg durch den Schnee vergrößern. Nachdem die Geschichte von einem offiziellen WeChat-Konto über alles rund um Kaffee veröffentlicht wurde, haben Internetuser im ganzen Land eine einzigartige Spendenaktion initiiert. Sie laden die Kämpfer an der Front zu einem Kaffee ein, indem sie auf dem Online-Portal dianping.com eine selbst festgelegte Summe bei einer der Wakanda-Filialen bezahlen.

Einer der Mitinitiatoren dieser Aktion ist der Internetuser „Da Ben Zhang“. Er wohnt in Beijing und ist in der Filmbranche tätig. Er hat in seinem Freundschaftskreis gefragt, ob jemand anderes ebenfalls Lust hat, den Ärzten und Krankenschwestern in Wuhan eine Tasse Kaffee zu kaufen. „Für Menschen, die Kaffee nicht mögen, ist ein Kaffee wahrscheinlich ein Luxus. Aber für uns Kaffeeliebhaber ist eine Tasse Kaffee etwas Unerlässliches, das unseren Tag vervollständigt“, schrieb er. Seine Idee wurde schnell von vielen seiner Freunde in Beijing unterstützt. Sie zahlten gemeinsam 1.886 Tassen Kaffee in das Konto von Wakanda ein – eine glückverheißende Zahl in China. „Wakanda, die Heimat des Superhelden Black Panther, existiert nur in den Marvel-Comics. Aber Sie haben Wakanda echtes Leben verliehen“, schrieb „Da Ben Zhang“.

Der Eintrag von "Da Ben Zhang" bei dianping.com

Jede Minute strömen aus allen Landesteilen Online-Spenden nach Wuhan. Innerhalb von zwei Tagen wurden bereits über 600.000 Yuan RMB gespendet (umgerechnet knapp 80.000 Euro), was Tian Yazhen und ihre Mitarbeiter überrascht und sogar schockiert hat. Auch die Milch- und Kaffeebohnen-Zulieferer von Wakanda gaben bekannt, gewisse Mengen an Milch und Bohnen kostenfrei anzubieten.

Das Team entschied sich, alle über private Kanäle erhaltenen Spenden zurückzugeben. Das durch dianping.com erhaltene Geld wollen sie transparent verwalten und nutzen, um ihr Bemühen auch bis zum letzten Tag der Epidemie weiterzuführen. Falls dann immer noch etwas Geld übrigbleiben sollte, will Wakanda einen gemeinnützigen Fonds ins Leben rufen.

In dem Online-Geschäft von Wakanda auf dianping.com schrieb ein Arzt, der täglich einen frischen Kaffee von Wakanda geliefert bekommt: „Nachdem wir gemeinsam das Virus besiegt haben, werde ich auf jeden Fall euer Geschäft besuchen und einen Kaffee bestellen, um meinen persönlichen Dank zum Ausdruck zu bringen.“

Ein Arzt, der täglich einen frischen Kaffee von Wakanda geliefert bekommt, hinterließ eine Nachricht bei dianping.com.

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