Geteilte Meinungen zu Bezeichnung von neuartigem Coronavirus

2020-02-13 15:21:23

Das neuartige Coronavirus, das China derzeit vor große Herausforderungen stellt, besitzt derzeit mehrere Namen. Ein Forschungsteam für das Coronavirus (Coronavirus Study Group) beim Internationalen Komitee für die Taxonomie von Viren (ICTV) nannte es zuletzt zum Beispiel Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 oder kurz SARS-CoV-2.

Zur Begründung der Benennung hieß es in einer Mitteilung des ICTV, der neue Erreger sei sozusagen ein Schwester-Stamm parallel zum SARS-Virus aus dem Jahr 2003. Beide Viren fielen unter die Gattung der SARS-relevanten Coronaviren.

Bei chinesischen Wissenschaftlern bestehen gegenwärtig jedoch geteilte Meinungen über diese Bezeichnung. Befürworter meinen, dass die Benennung anschaulich sei und der gängigen Klassifizierungspraxis entspreche, während andere Experten davon ausgehen, dass diese Benennung leicht missverstanden werden könnte. Sie könne in gewissem Maße zu unnötigen Befürchtungen führen.

Seit seiner Veröffentlichung wurde die ICTV-Bezeichnung auch in ausländischen Fachkreisen unterschiedlich bewertet. Mebratu Bitew, ein Biologe an der University of Melbourne, schrieb auf Twitter, dass er eher die vorherige Bezeichnung 2019-nCoV bevorzuge, da sie auf ein neuartiges Coronavirus hindeute, das im Jahr 2019 entdeckt worden sei.

Befürworter von SARS-CoV-2 sagen, dass das Virus für die SARS-Epidemie im Jahr 2013 SARS-CoV genannt werde. Da das neuartige Coronavirus wie der SARS-Erreger ebenfalls aus Fledermäusen stamme, bei der Übertragung den gleichen Zwischenwirt nutze und nahezu 80 Prozent seines genetischen Materials mit dem SARS-Virus teile, sei es für Wisseschaftler selbstverständlich, hinter der Bezeichnung des SARS-Virus ein Zahlwort hinzuzufügen, um das Verhältnis beider Viren zu verdeutlichen.

Dennoch meinen andere Wissenschaftler, dass das einfache Hinzufügen einer „2“ hinter der Bezeichnung des SARS-Virus die Öffentlichkeit dazu führen könnte, das neuartigeVirus als einen direkten Abkömmling zu betrachten und nicht als einen engen Verwandten des Erregers, der Anfang des 21. Jahrhunderts in China den Ausbruch einer weitverbreiteten Infektionskrankheit ausgelöst hatte.

Angaben des Chinesischen Zentrums für Seuchenbekämpfung und -prävention zufolge weise die SARS-Erkrankung schwerwiegendere sichtbare Symptome und eine höhere Sterblichkeitsrate von rund 9,6 Prozent auf, während die Todesrate der durch das neuartige Coronavirus verursachten Lungenkrankheit bei zwei bis vier Prozent liege.

Rao Yi, ein chinesischer Neurowissenschaftler sagte, das SARS-Virus treffe seit seinem Ausbruch vor siebzehn Jahren nach wie vor einen empfindlichen Nerv der chinesischen Öffentlichkeit, deshalb sollten Wissenschaftler beim Vergleich der beiden Coronaviren äußerst vorsichtig sein.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die von dem neuartigen Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit inzwischen offiziell COVID-19 genannt.

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