Eine Karsthöhle in Nordwestchina wurde von der US-Fachzeitschrift Archeology zu einem der weltweit zehn größten archäologischen Funde 2019 gewählt.

In der Baishiya-Karsthöhle im Landkreis Xiahe in der nordostchinesischen Provinz Gansu ist es den Forschern gelungen, Fossilien uralter Menschen, die als Denisovans bekannt sind, zu entdecken. Am Forschungsprojekt beteiligt sind das Forschungsinstitut für das Qinghai-Tibet-Hochplateau, die Universität Lanzhou und das deutsche Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie. Ihre Forschungsergebnisse wurden bereits im Wissenschafts-Magazin Nature veröffentlicht.

Vor etwa 40 Jahren fand ein buddhistischer Mönch in einer Karsthöhle auf dem Qinghai-Tibet-Plateau auf 3.300 Metern über dem Meeresspiegel einen versteinerten menschlichen Unterkiefer.

Nach archäologischer Überprüfung kann der Unterkiefer etwa 160.000 Jahre zurückdatiert werden. Auch die Analyse von Proteinen aus den Zähnen wies darauf hin, dass der fossile Unterkiefer zu einem Mitglied der uralten Menschenart namens Denisovans gehörte.

Professor Zhang Dongju von der Universität Lanzhou sagte:“ Der Unterkiefer zeigt, dass Denisovans geografisch viel weiter und auch viel höher verstreut waren als bislang angenommen“.

Bekannt waren diese mysteriösen Urmenschen zuvor ausschließlich durch unvollständige Überreste, die in der Denisova-Höhle in Südsibirien entdeckt wurden. Der Fundort befindet sich nur etwa 700 Meter über dem Meeresspiegel und 2.800 Kilometer nordwestlich von der Baishiya-Karsthöhle entfernt.

Frühere Untersuchungen an dem genetischen Material der Denisovans hatten gezeigt, dass eine gewisse Mutation den Urmenschen ermöglichte, in sauerstoffarmen Umgebungen, etwa auf einer äußerst hohen Lage wie dem Tibet-Hochplateau zu überleben.

Eine derartige Mutation kann auch bei heutigen Tibetern erkannt werden. So gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Entdeckung der Denisovans in der Region wahrscheinlich erläutern könnte, wie sie diese lebenserhaltende Anpassung erhielten.