Junge Menschen wollen Katzen, auch wenn sie selbst am Hungertuch nagen

2019-11-22 09:27:40

„Man kann sich reibungslos eine Katze leisten“ ist wahrscheinlich das deutlichste Zeichen für viele junge Menschen in China heute, ihren Wohlstand zu zeigen. Wie viel kostet es, eine Katze aufzuziehen? Bevor man Katzenbesitzer wurde, dachte man, dass eine Katze mit einem Katzenklo und ein paar Dosen Katzenfutter aufgezogen werden könnte. Allerdings wird schnell klar, dass man als Katzenbesitzer auf viele Dinge verzichten muss. Der Internetnutzer Malu Qingnian (Junge auf der Straße) hat ein paar gute Beispiele.

Ein Bekannter von Malu Qingnian hat gerade sein Studium abgeschlossen und eben erst eine Arbeit gefunden. Nach Abzug der Miete, Strom- und Wasserkosten wird das restliche Gehalt hauptsächlich für die Katze aufgewendet. Früher lud er gelegentlich seine Freunde zum Essen ein. Heute bietet er seinen Gästen nicht einmal mehr Kartoffelchips an, da er auf der Asia Pet Conference fast alles ausgegeben hat.

Wie das Sprichwort besagt, kann ein Hund in einer armen Familie leben, während eine Katze den Reichtum sucht. Ein Hund ist vielleicht zufrieden mit einer Schüssel Brei. Gilt das auch für eine Katze? Auf keinen Fall.

Ein anderer Freund kauft das Edelkatzenfutter ORIJEN für 18 Euro pro Kilo. Er selbst begnügt sich mit Schweinefleisch für 10,3 Euro pro Kilo.

Nach Angaben des chinesischen Weißbuchs für Haustiere aus dem Jahr 2019 wurden 79 Prozent der Katzenbesitzer in den 80er und 90er Jahren geboren. 88,9 Prozent Katzenbesitzer sind Frauen. Mehr als die Hälfte der Katzenhalterinnen besitzen mindestens einen Bachelor Abschluss.

In dem von Aurora Big Data veröffentlichten Bericht über Haustierbesitzer 2019 wurde auch darauf hingewiesen, dass jeder Haustierbesitzer im vergangenen Jahr durchschnittlich 385,6 bis 514,1 Euro für ein Haustier ausgeben hat.

Die Kosten für eine Katze sind gemäß dem Einkommen zwar nicht niedrig, aber es scheint keine Luxussache zu sein im Vergleich zu dem raketenschnell steigenden Wohnungspreis und den riesigen Erziehungskosten eines Kindes. Dieser Katzenkult ist vielleicht mit dem Wirtschaftsphänomen „Lipstick Effect“ vergleichbar. Gemeint ist, dass man sich während einer Wirtschaftsdepression keine teuren Waren wie Immobilien oder Autos leisten kann. Dafür investiert man in kleinere, günstige aber eben auch exquisite Sachen wie Lippenstifte oder Kinotickets. Katzen sind der neue Lippenstift! Sie sind zum neuen Symbol von „Exquisität und Billigkeit“ geworden.

Katzen helfen den Besitzern Stress abzubauen und können sogar bei Depressionen helfen. Wenn die Katze zum Familienmitglied wird, dann sind die Kosten eigentlich gar nicht mehr von Bedeutung.

Die meisten Chinesen haben sich daran gewöhnt, Geld für die Wohnung, Ehe oder das Kind zu sparen. Haustiere sind für sie der Zuckerguss auf dem Kuchen. Viele junge Chinesen sind da aber etwas weniger traditionell. Trotz des knappen Einkommens, gedrängter WGs und der Instabilität des Lebens schenken sie ihren Katzen die ganze Liebe. Sie ziehen keine Katzen auf, sie ziehen sich selbst auf.

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