Neue Berufsarten finden unter jungen Chinesen großer Popularität

2019-11-07 16:28:17

Im heutigen China gibt es immer mehr neue Berufe – wie zum Beispiel Tierfotograf, Hanfu-Stylist, Party-Designer und Party-Organisator, E-Sportberater und sogar Escape-Room-Designer, welche einen Raum für Spiele so gestalten, dass die Spieler daraus nur durch das Lösen kniffliger Rätsel und mit viel Einsatz „entkommen“ können. Junge Leute gehen heutzutage oft ungewöhnlichen Weg und verwirklichen sich beruflich sehr frei.

He Wei und Zhang Tianhang studierten vor einigen Jahren an der Universität von Nottingham Trent in Großbritannien. Als sie noch auf dem Campus lebten, planten sie, nach ihrer Rückkehr nach China als Haustierfotografen zu arbeiten. Aufgrund des Gegenwinds aus ihren Familien gingen die beiden zunächst in Beijing „ernsthaften“ Beschäftigungen nach. Aber die Jobs gefielen ihnen nicht. Die beiden beschlossen deshalb, sich erst einmal in Teilzeit als Haustierfotografen zu versuchen. Sie machten sich über das Internet bekannt und fotografierten in der Anfangszeit Haustiere unentgeltlich. Es stellte sich heraus: Ihre Idee war richtig gut und die Nachfrage enorm. Bald konzentrierten sie sich ganz auf die Fotoshootings mit Haustieren. Bis heute hatten sie mehr als 30.000 Hunde und andere Haustiere vor der Kamera.

Wang Shiyin ist ein Star auf der chinesischen Sozialwebseite Bilibili. Angespornt von ihrem Freund begann sie im vergangenen Jahr, eigene Videos auf der Webseite zu posten. Mit der Zeit fand sie heraus, dass ihre Beiträge zum Thema traditionelle Gewänder der Han-Chinesen, sogenannte „Hanfu, beliebter als die anderen Videos waren. Fortan produzierte sie schwerpunktmäßig Videos, die sie selbst in Hanfu-Gewändern zeigten. Als ihre Fans immer mehr wurden, gab Wang ihren Job bei einer bekannten Spielefirma auf und widmete sich beruflich ganz den Hanfu-Videos. Nach Ansicht von Wang Shiyin sind der Hanfu-Hype und die professionelle Videoproduktion in den Sozialen Medien relativ neue Erscheinungen. Es gebe kein Erfolgsrezept für die Entwicklung solcher Sachen. So müsse Wang Shiyin ihren eigenen Video-Stil finden, indem sie die Videos anderer Leute beobachtet und ständig über neue Ideen nachdenkt. In Wang Shiyins Garderobe hängen mindestens 100 Hanfu-Sets. Beim Essen oder bei Spaziergängen fange sie unbewusst an, den chinesischen Kostümstil und die Video-Form des Tages zu konzipieren und über die zukünftige Richtung der Marktentwicklung nachzudenken.

Laut dem Bericht über „die neuen Berufsarten in der Dienstleistungsbranche 2019“, der von dem Wirtschaftsforschungsinstitut des 21. Jahrhunderts Chinas vor kurzem veröffentlicht wurde, sind es mehr als 90 Prozent junge Leute, die in den 1980er und 1990er Jahren geboren wurden, welche die neue Berufsarten ausüben. Über 30 Prozent der in solchen neuen Berufen Tätigen sind Akademiker. Nach diesem Bericht verdienen 55 Prozent mehr als 5.000 Yuan (644 Euro) pro Monat. Einige seien so erfolgreich, dass sie sogar weitere Arbeitsplätze geschaffen und der Entwicklung der Branche neue Impulse verliehen hätten.

Dai Yun, Direktor des Arbeitsberatungszentrums der Jiangnan-Universität, meint, dass besser ausgebildete junge Leute neue Berufe wählten, weil die soziale Entwicklung zu einem vielfältigen und personalisierten Konsumbedarf geführt habe. Das Beschäftigungskonzept der Studenten sei vielfältiger und offener: „Sie achten mehr auf ihr eigenes Inneres, gehen von ihren eigenen Interessen aus und verfolgen die Verwirklichung des Selbstwerts. Sie streben nicht nur nach materieller Befriedigung und die Eltern räumen ihnen auch eine große Freiheit ein.“

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