Marathon-Boom in China: Städte füllen ihre Kassen mit Läufen

2019-11-07 16:04:30


Bei einer Temperatur von zehn Grad liefen am Sonntag 30.000 Menschen durch Beijing -- Menschen, die sich zwar hinsichtlich Sprache, Dialekt und Herkunft oft stark unterscheiden, aber die Leidenschaft fürs Laufen miteinander teilen. Nur 18 Prozent aller Interessenten bekamen schließlich die Chance, die volle Distanz von 42,195 Kilometern beim 39. Beijinger Marathon-Lauf zu absolvieren, weil die Teilnehmerplätze nicht ausreichten.

In den vergangenen fünf Jahren hat der Marathon in China einen bisher noch nie dagewesenen Boom erlebt. Statistiken des chinesischen Leichtathletikverbandes zufolge ist die Zahl der chinesischen Marathon-Wettbewerbe zwischen 2014 und 2018 im Vergleich zum vorherigen Fünf-Jahres-Zeitraum um das 40-Fache gestiegen. Allein 2018 gab es 1.581 Marathonläufe unterschiedlicher Größe in ganz China, mit insgesamt 5,83 Millionen Teilnehmern.

Mit der Zahl der Läufer wächst auch die Vielfalt der Laufveranstaltungen. Um die individuellen Bedürfnisse verschiedener Läufer zu befriedigen, gibt es entsprechende Angebote – von Bergmarathon über Waldmarathon, und Vertikalmarathon bis hin zum Eltern-Kind-Marathon.

Laut des Sportkanals „Iranshao“ gaben chinesische Läufer 2018 durchschnittlich 12.287 Yuan RMB (etwa 1.500 Euro) für Laufveranstaltungen aus, davon etwa 42 Prozent für Lauf-Ausrüstungen, 41 Prozent für die Lauf-Anmeldungen, Anreise und Unterkunft sowie den Rest – mehr als 16 Prozent – für das tägliche Training. Den von „Iranshao“ ausgewerteten Daten zufolge sind Chinas Marathon-Läufer im Durchschnitt 38,3 Jahre alt und verfügen über ein mittleres Jahreseinkommen von 156.000 Yuan (etwa 20.000 Euro). Mehr als 80 Prozent der Lauf-Teilnehmer seien Männer, heißt es.

Die Veranstaltungsstädte profitieren natürlich von den Marathonläufen. Allein die Teilnehmer und Zuschauer aus dem Ausland sowie anderen Teilen Chinas des Xiamen-Marathons von 2018 bescherten der Stadt Xiamen einen Gewinn in Höhe von 116 Millionen Yuan (etwa 15 Millionen Euro).

So nutzen mehr Städte Marathons, um die Stadtkasse zu füllen und nebenbei für sich selbst zu werben. Auch weniger bekannte Städte versuchen ihr Glück mit Laufveranstaltungen.

Der Marathon-Boom hat aber auch Schattenseiten: Die meisten Marathons hingen derzeit noch stark von den Regierungsinvestitionen ab, sagte Zhang Qing, Chef des Sportberatungsunternehmens „Key-Solution“. Trotz immer besser werdender Dienstleistungsstandards sei der Aufbau eines sportfreundlichen Stadtimages mit dem entsprechenden Umfeld vielen Orts noch mangelhaft.


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