Thangka-Kunstschule am Ostrand des Qinghai-Tibet-Plateaus

2019-10-18 10:41:41

Der Kreis Songpan befindet sich im Autonomen Gebiet Ngawa in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Hier leben hauptsächlich die Tibeter und Angehörige der Qiang-Nationalität. Die Höhe des Kreises am Ostrand des Qinghai-Tibet-Plateaus geht von 1080 bis zu 5588 Meter über dem Meeresspiegel. Was wir ihnen vorstellen wollen, ist jedoch nicht die atemberaubende Naturlandschaft der Region, sondern eine spezielle Thangka-Schule, die Lehrlinge aus dem ganzen Land aufnimmt.


Thangka ist eine Art von Rollbild des tibetischen Buddhismus. Es wird zur Meditation in Tempeln oder Hausaltären aufgehängt sowie bei Prozessionen mitgeführt. Dargestellt werden Buddhas, Bodhisattvas, Schutzgottheiten sowie andere religiöse Motive.


Der Gründer der Thangka-Schule heißt Tritsun Rabten. Nach sechs Jahren Vorbereitungsarbeit ist es ihm im vergangen Jahr endlich gelungen, eine Kunstschule mit dem Namen „Xiangyin“ in der Heimat zu eröffnen.


Tritsun Rabten sagte uns, dass er bereits als kleines Kind von den Thangka-Bildern stark beeindruckt gewesen sei. 2002 wurde er von der Kunstfakultät der tibetischen Fachschule der Provinz Sichuan aufgenommen. Während der ersten Thangka-Kunst-Messe in Tibet erhielt er 2010 den akademischen Titel „Thangka-Maler des ersten Rangs“. 2012 kam er auf die Idee, eine Schule in der Heimat zu gründen. Er sagt: „Es ist viel wichtiger, diese Kunst weiterzuführen, als gute Werke vorzubringen. Es sind letztlich jüngere Talente, die diese traditionelle tibetische Kunst weiterführen.“


Im August 2018 ist seine Thangka-Schule, ausgestattet mit einem Unterrichtsgebäude, einem Wohnheimgebäude, einer Bibliothek und einem Multimedia-Klassenzimmer, enthüllt worden. Jugendliche Absolventen der neun Schulpflichtjahre sind die wichtigste Zielgruppe der Schule. Darüber hinaus nimmt die Schule auch Waisen und körperlich behinderte Menschen auf. Neben der Thangka-Kunst werden in der Schule auch tibetische Kaligrafie und Schnitzerei sowie die Produktion von tibetischen Räucherstäbchen gelehrt. Zurzeit lernen mehr als 30 Jugendliche aus Tibet, Qinghai, Gansu und Sichuan in dieser Kunstschule.


Es ist heutzutage immer noch Tradition in vielen Thangka-Künstlerfamilien, dass diese Kunst nur an die männlichen Nachkommen weitergeführt wird. Die 18-jährige Namtso ist die einzige weibliche Schülerin in der Schule. Sie arbeitet gerade an einem Übungsbild. Es wird noch sechs bis sieben Monate dauern, bis sie es vollendet. Auch am Wochenende bleibt sie den ganzen Tag in dem Atelier. „Malen macht mich glücklich und ich brauche keine Rast“, so das Mädchen.


Der 21-jährige Namgyal Trahe übt gerade konzentriert das Skizzieren. Nachdem er in der Mitteschule ein Thangka-Bilderbuch gelesen und sich einen Film namens „Thangka“ angeschaut hatte, entschloss er sich, Thangka-Maler zu werden. Er sagt, es werde noch sechs bis sieben Jahre dauern, bis er das Studium abschließen könne. Von dem Nachmalen über die Strichzeichnung bis hin zur Färbung – habe man viel zu lernen, so der junge Mann. Nach dem Abitur will er in seine Heimatprovinz Gansu zurückkehren und eine ähnliche Schule gründen, um dort die Thangka-Kunst fortzuführen.



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