Junge Chinesen wechseln gerne ihre Jobs

2019-10-05 09:30:00

Chinesen, die in den 1990er Jahren geboren sind, wechseln gerne ihre Arbeitsstelle. Sie wechseln öfter ihre Jobs, als ihre Vorgänger-Generationen. Einem Zeitungsbericht von Ende 2017 zufolge haben über die Hälfte der in den 1990er-Jahren geborenen Uni-Absolventen nach gerade einmal einem Jahr und 38 Prozent bereits nach einem halben Jahr ihren ersten Job gekündigt. Und dieser Trend hat sich seit der Veröffentlichung des Berichts nicht geändert.

Wang Yin hat innerhalb von einem Jahr ihren Job dreimal gewechselt. Im März 2017 verließ die 25-Jährige ihre Heimatstadt Xi’an und ging zur Jobsuche nach Beijing. Mit ihrem Bachelor-Abschluss in Business Administration an der britischen Leicester Universität und ihrem Master-Abschluss in International Management an der britischen Bath Universität war es für sie leicht, einen Arbeitsplatz zu finden. Ihre erste Arbeitsstelle fand sie bei einer Immobilienberatungsfirma. Nach fünf Monaten kündigte sie unzufrieden. Sie war für Manuskripte von Dia-Präsentationen und die Ausarbeitung von Veranstaltungsplänen verantwortlich, die sie für langweilige Nichtigkeiten hält. Dafür seien weder ihre Fachkenntnisse erforderlich gewesen, noch habe sie während der Arbeit neues Wissen im Immobilienbereich erwerben können, erklärte Wang Yin. Und mit dem monatlichen Gehalt von 7.000 Yuan RMB war sie ebenfalls unzufrieden.

Aufgrund der schnellen Wirtschaftsentwicklung hat sich Chinas Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren stark verändert. Untersuchungen zufolge haben in den 1990er Jahren geborene Chinesen im Durchschnitt alle 18,5 Monate, also fast alle anderthalb Jahre, ihren Arbeitsplatz gewechselt. Bei Chinesen, die in den 1980er Jahren geboren sind, liegt der Durchschnitt bei 26,5 Monaten, also über zwei Jahren.

Ein höheres Gehalt ist nur einer von zahlreichen Gründen für die häufigen Jobwechsel der jungen Generation.

Xu Jianan ist ein Internet-Produktmanager aus Hefei in der Provinz Anhui. Er hat in der Stadt Hangzhou einen Arbeitsplatz gefunden und innerhalb von einem Jahr seinen Job ebenfalls dreimal gewechselt. Der 25-Jährige hat immer in kleineren Firmen gearbeitet und gekündigt, sobald die von ihm entwickelten Produkte reif waren. Für ihn ist die Entwicklung neuer Programme spannender, als die Verbesserung existierender Programme. Darüber hinaus legt er großen Wert auf die Sammlung von Arbeitserfahrung durch verschiedene Projekte. Dafür will er bis zur Gründung seiner eigenen Firma immer wieder seinen Job wechseln.

Li Xia, Markt- und Medien-Forscherin an der Peking-Universität, hat eine Studie unter den in den 1990er Jahren geborenen Hochschulabsolventen durchgeführt. Sie erklärt, es sei gut, dass die junge Generation durch zahlreiche Jobwechsel bessere Zukunftschancen suche. Der häufige Wechsel spiegele aber gleichzeitig den Mangel an Loyalität gegenüber dem eigenen Unternehmen wider.

In den 1990er-Jahren geborene Chinesen sind zum Großteil Einzelkinder, die in einer Zeit des materiellen und geistigen Reichtums geboren und aufgewachsen sind. Anders als ihre Vorgänger-Generationen legen sie größeren Wert auf die Befriedigung ihrer eignen Bedürfnisse. Sie räumen der eigenen Zukunft Priorität ein. Für sie stehen die Interessen des Unternehmens, für das sie arbeiten, erst an zweiter Stelle.

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