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Leiden der Fußballfans in Amerika am TV-Schirm
   2006-07-06 17:11:39    CRI

von de.sports.yahoo.com

Washington (dpa) - Diese Fußball-WM ist eine einzige Qual - zumindest für Fans aus Deutschland, die das fröhliche und dramatische Festival aus der «Fußball-Diaspora» USA verfolgen müssen.

Zwar betont der US-Verband, «soccer» habe in Amerika Fuß gefasst, Millionen Jugendliche seien aktiv. Zudem kickte das US-Team sogar in der WM-Vorrunde mit, wenngleich ohne Chance, der Forderung von US-Präsident George W. Bush «Holt den Cup!» nachzukommen. Auch stieg die TV-Einschaltquote für die WM auf beachtliche acht Prozent.

In Wirklichkeit aber lässt die WM die Amerikaner kalt, gerade mal vier Prozent nennen sich Fußball-Fans. US-Publizisten lästern über diese «unamerikanische» und «langweilige» Sportart, die nur «Sessel-Strategen» begeistern könne. «Die Welt sollte von uns lernen», schrieb ironisch Kolumnist John Tierney. Er empfiehlt statt Fußball Football. Das sei ein Sport, der «echte Minidramen» biete, nicht so ein langweiliges Gekicke. Leser der «USA Today» diskutierten, wie man mit neuen Regeln - Abschaffung von Abseits, Zeitstrafen - Fußball attraktiver machen könne. Das «Wall Street Journal» analysierte: «Fußball kann Amerikaner nicht begeistern».

Den Fußball-Fan in den USA braucht die amerikanische Geringschätzung eigentlich nicht zu kümmern. Dem Fernsehen allerdings entkommt er nicht. Und die TV-Übertragungen der WM-Spiele bedeuten Pein ohne Ende - denn die Macher der Sender ABC und ESPN haben gedacht, «soccer» wäre vielleicht attraktiver, wenn man ihn so ähnlich wie Baseball präsentiert.

Das bedeutet, dass nicht immer das Geschehen auf dem Rasen im Zentrum steht. Während die brasilianischen Dribbel-Künstler in den letzten Spielminuten des Viertelfinalspiels verzweifelt den Rückstand aufholen wollen, während die zornigen englischen Stürmer eine Lücke in Portugals Abwehr suchen, bombardiert der US-Sender die Zuschauer mit «Zusatzinformationen». Auf dicken Balken-Einblendungen oder in Kästchen werden Daten von Spielern und Statistiken der Teams aufgeführt, auf eine verschobene Seifenoper oder das kommende College-Basketballspiel hingewiesen. Zwar gibt es während des Spiels keine Werbung, aber der Schirm ist übersät mit belanglosen Infos.

Vor allem aber stöhnen Fußball-Fans über das ununterbrochene Gerede der jeweils zwei TV-Kommentatoren. «Die kapieren Fußball einfach nicht. Amerika ist der schlimmste Platz der Welt, um die WM zu sehen», brachte es das Magazin «Newsweek» auf den Punkt. Auf zahlreichen Blogger-Websites ist die Sprache sehr viel deftiger: «Abscheulich, einfach nur Mist» schimpft da ein John Gradon noch relativ zivil.

Der Ärger liegt vor allem in den endlosen Ausschweifungen der Kommentatoren und scheinbar profunden Analysen, oft schon wenige Minuten nach Spielbeginn. «Die Deutschen haben die größeren Spieler, ... wieso hat der Kleine (Roberto Ayala, 1,77) ein Tor geköpft?», fragte erstaunt ein TV-Kommentator, nachdem er mehr als ein Dutzend mal betont hatte, dass die kleinen Südamerikaner gegen die hünenhaften Deutschen in Kopfballduellen chancenlos wären. Nach einem Eigentor des Italieners Cristian Zaccardo kommentierte der US-Experte: «Ja, da zeigt sich die Schönheit von Soccer».

Am heftigsten bringt Ex-Fußballprofi Marcello Balboa die Fans auf die Barrikaden. Der Mann mit den langen schwarzen Haaren liebt philosophische Ausführungen, sinniert über «geschicktes Zeitschinden» und «sinnvolle Fouls», lästert ausgiebig über das «unnütze Spiel» von Englands-Star David Beckham oder kritisiert beißend die Brasilianer, die beim 3:0 gegen Ghana «sehr schwach gespielt» hätten.

Fußball ist den Amerikanern fremd, weil es einen anderen Rhythmus habe, betont der aus Deutschland stammende Ex-Außenminister Henry Kissinger. Amerikaner «wollen Spiele in Segmente aufgeteilt haben, die statistisch analysiert werden. Soccer fordert eine andere Denkart», zitierte die Zeitschrift «New Yorker» den Experten. Die Fußball-WM belegt es wieder einmal: Amerika ist anders. Ein schwacher Trost für den Fußballfan hier.

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