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Elfmeterkrimi: Zwei für Figo und einen für Ricardo
   2006-07-05 15:20:23    CRI
von FIFAworldcup.com

Wenige Stunden nach dem Halbfinaleinzug der portugiesischen Nationalmannschaft bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006, den sie vor allem ihrem Torhüter Ricardo zu verdanken hat, erinnert sich der Held der Portugiesen an die Emotionen, die er im FIFA WM-Stadion Gelsenkirchen durchlebt hat. Aufgrund der Vorahnung von Luís Figo, blieb der portugiesische Torhüter während des Elfmeterkrimis äußerst ruhig und gestand ein, dass er in den Augen der englischen Elfmeterschützen gesehen habe, dass sie "nicht für das Elfmeterschießen vorbereitet waren".

Die drei glänzend gehaltenen Elfmeter von Ricardo gegen England machen den portugiesischen Torhüter zum besten "Elfmeterkiller" in der WM-Geschichte. Ein Rekord, den Ricardo selbst am vergangenen Sonntag als Ergebnis jahrelanger Arbeit und natürlich auch Glück ansieht: "Es gehört immer auch ein wenig Glück dazu. Aber es ist auch der Verdienst der Leute im Team, die tagtäglich daran arbeiten, meine Technik auf der Linie auszufeilen, damit die Spieler, die zum Elfmeter antreten, uns Torhüter nicht austricksen können. Gerade in den letzten Tagen haben wir intensiv Elfmeterschießen geübt, und der Torwarttrainer hat uns hierbei tatkräftig zur Seite gestanden. Dass ich die drei Elfmeter gehalten habe, habe ich vor allem ihm zu verdanken. Es ist nicht normal, dass eine Mannschaft zwei Elfmeter verschießt und trotzdem weiterkommt."

Nach der EURO 2004, als Ricardo seine Handschuhe ausgezogen hatte, um den Elfmeter zu halten, der das Aus für die Engländer bedeuten sollte, hatte der portugiesische Torhüter im Viertelfinale der diesjährigen WM-Endrunde auf diese zusätzliche Hilfsmaßnahme verzichtet. "Es kam mir dieses Mal nicht in den Kopf, die Handschuhe auszuziehen, weil ich ja fast alle Schüsse pariert hatte. Damals war es eher eine instinktive Handlung. Ich hatte den Eindruck, dass ich keinen Elfmeter mehr halten würde und musste deshalb irgendetwas machen. Und zum Glück ging es dann auch gut. Ich habe in den Augen der Engländer ablesen können, dass sie nicht auf das Elfmeterschießen vorbereitet waren und dass das Tor vor ihnen immer kleiner zu werden schien", erklärte Ricardo.

Etwas, das während des Elfmeterkrimis Aufmerksamkeit erregte, war die Entscheidung von Ricardo, den portugiesischen Spielern den Rücken zu kehren, wenn sie an der Reihe waren, ihren Elfmeter zu schießen. "Ich möchte es nicht Aberglaube nennen. Aber es war eines der wenigen Dinge, die ich genauso schon bei der Europameisterschaft gemacht hatte. Ich drehte mich um, um einen portugiesischen Fan auszumachen, der sich inmitten von vielen englischen mit weißroten Trikots bekleideten Fans befand und verzweifelt seinen Schal schwenkte. Es war so, als ob ich den Elfmeter mit seinen Augen verfolgen würde. Aus seiner Reaktion, d. h. ob er weinte oder lachte, konnte ich ablesen, ob mein Mannschafskamerad verwandelt hatte oder nicht", erklärte der Torhüter.

Aber das war noch nicht alles, was der portugiesische Keeper zu erzählen hatte. Denn wir wollten natürlich wissen, was der portugiesische Mannschaftskapitän, Luís Figo, ihm vor dem entscheidenden Moment ins Ohr geflüstert hatte: "Vor dem Elfmeterschießen hat er mich zur Seite genommen und mir gesagt, dass ich in mich hineinhorchen und versuchen sollte, in den Augen und Gedanken der Spieler zu lesen, die zum Elfmeter antreten. Er spürte, dass ich das Zeug dazu hatte, die Elfmeter zu halten, dass ich aber nicht die hundertprozentige Sicherheit hatte. Luís Figo sagte mir dann, dass er sich sicher sei, dass ich zwei Elfmeter auf jeden Fall immer halten würde. Und zum Schluss sagte er, dass ich zwei für ihn und einen für mich halten solle."

Frankreich auf dem Weg ins Finale

Wenige Stunden nach dem Sieg Portugals gegen England schlug Frankreich die "Seleção" mit 1:0 und schaffte somit ebenfalls den Sprung unter die weltbesten vier Mannschaften, womit nur noch die portugiesische den Weg ins WM-Finale versperrt. Wird es für die Portugiesen möglich sein, sich nach den beiden verlorenen Europameisterschafts- Halbfinals von 1984 und 2000, beim dritten Aufeinandertreffen in einem Halbfinale gegen die Franzosen durchzusetzen? "Was wir versuchen werden, ist ein Tor mehr als die Franzosen zu schießen, denn so werden wir gewinnen. Zinédine Zidane ist einer der weltbesten Fussballspieler. Und es ist sehr schade, dass er bald seine große internationale Karriere beenden wird. Aber er ist nicht der einzige Spieler im französischen Team, auf den wir achten müssen, weil es wahrscheinlich sein letzter Auftritt bei einem großen Turnier sein wird und er sich daher noch einmal in Szene setzen möchte", meinte Ricardo, der gerne mehr als einen Rekord brechen möchte. "Die Franzosen haben ein enormes Spielerpotenzial in ihren Reihen. Und von den vier Nationen, die in diesem Halbfinale vertreten sind, waren schon alle - außer Portugal - mindestens einmal Weltmeister. Aber es gibt ja auch Rekorde, die dazu da sind, gebrochen zu werden."

Portugal hat in seinen bisherigen Spielen bei dieser WM-Endrunde nur einen Gegentreffer hinnehmen müssen. Aber beim nächsten Spiel werden die Portugiesen auf ein Mittelfeld und einen Sturm treffen, die mit Weltklassespielern bestückt sind, wobei Ricardo davon abgesehen hat, bestimmte Duelle besonders hervorzuheben: "Es wird ein sehr gutes Spiel werden. Und wahrscheinlich nicht nur zwischen den französischen Angriffsreihen und der portugiesischen Abwehr, sondern in allen Mannschaftsteilen der beiden Teams. Es ist eine Partie gegen eine große Fussballnation, in der jeder Einzelne sein Allerbestes geben muss. Und am Ende wird es hoffentlich heißen, dass Portugal das bessere Team war, denn das würde gleichzeitig bedeuten, dass wir die Franzosen geschlagen haben."

Zum Schluss hatte Ricardo noch ein paar Worte des Lobes für Luiz Felipe Scolari, der scheinbar als Nachfolger von Carlos Alberto Parreira als neuer Nationaltrainer der brasilianischen Nationalelf gehandelt wird. "Wir wissen noch von gar nichts. Was ich aber weiß, ist, dass die Brasilianer immer die Besten wollen. Und Scolari ist einer der Besten. Derzeit ist er wahrscheinlich sogar der Beste überhaupt, weil er noch Weltmeister ist und zudem der einzige Weltmeister ist, der es in der Hand hat, den Titelgewinn zu wiederholen. Denn Sie müssen wissen, dass für einen Brasilianer nur der Endspielsieg zählt. Alles andere erfährt keine Beachtung. Ich glaube, die Brasilianer werden nach ihrem Ausscheiden nur ihr Bruderland und Scolari unterstützen", erklärte Ricardo, der uns ganz am Ende noch verriet, dass er es gewesen wäre, der den sechsten Elfmeter gegen England geschossen hätte, wenn es noch nötig gewesen wäre.

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