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Italien trifft spät und damit die Deutschen mitten ins Herz
   2006-07-05 14:52:04    CRI

von FIFAworldcup.com

DER TAG IM RÜCKBLICK: Die Italiener wussten, dass sie es gegen die Deutschen besser nicht auf ein Elfmeterschießen ankommen lassen würden. Bei FIFA-Fussball-Weltmeisterschaften sieht die deutsche Effizienz ein Scheitern vom ominösen Punkt nicht vor - bis jetzt ist Deutschland noch aus jedem Elfmeterschießen als Sieger hervorgegangen. Dagegen haben die Italiener in diesem Wettbewerb nur Leiden erlebt: Drei Mal mussten sie zum Elfmeterschießen antreten, und drei Mal haben sie verloren. Wenn die Azzurri also bis zum Endspiel am 9. Juli marschieren wollten, mussten sie die Sache vor Ablauf der 120 Minuten regeln.

Die Uhr im Dortmunder Westfalenstadion zeigte die 119. Minute an, als die Italiener zuschlugen. Den Deutschen blieb kaum mehr Zeit für eine Reaktion. Aber um ganz sicher zu gehen, fuhren die Azzurri noch einen Konter und erzielten einen weiteren Treffer. Die Hoffnungen der Gastgeber-Nation, die so viel dazu beigetragen hat, dass diese FIFA Fussball-Weltmeisterschaft ein so großer Erfolg geworden ist, wurden zu Staub und verwehten im Nachthimmel.

Der Traum eines zweiten Triumphes beim zweiten Turnier im eigenen Land ist ausgeträumt. Stattdessen bekommen nun Marcello Lippis Männer die Gelegenheit, ein viertes Mal den FIFA WM-Pokal in der Vitrine des nationalen Verbandes zu präsentieren. In seinem sechsten Finale trifft Italien entweder auf Frankreich oder Portugal, die sich morgen im zweiten Halbfinale in München gegenüberstehen.

Hätten die Deutschen es ins Finale geschafft, wären sie mit leeren Akkus in Berlin angekommen. Jürgen Klinsmanns tapfere Truppe hatte sich schon im Viertelfinale gegen Argentinien durch 120 Minuten und ein Elfmeterschießen gekämpft. Heute Abend folgte eine weitere erschöpfende Extraschicht, bevor die Italiener kurz vor Ende der Nachspielzeit eine Lücke fanden.

Diese 'Late Night Show' erfüllte ein Land mit Freude, in dem Fussball so viel bedeutet und das in den vergangenen Wochen zu einer kritischen Selbstanalyse gezwungen war, seit die Untersuchung von Spielmanipulationen vier führende Vereine der Serie A mit einem Zwangsabstieg bedroht. Einer dieser Klubs ist der AC Mailand, dessen Mittelfeldspieler Andrea Pirlo zum Anheuser Busch Bud Man of the Match gekürt wurde. Ein anderer ist Juventus Turin, das mit Alessandro Del Piero den zweiten Torschützen des Abends stellte, als jener einen feinen Pass von Alberto Gilardino gekonnt abschloss.

Während Kritiker vermuteten, dass die Turbulenzen in der Heimat Italiens Chancen bei dieser WM negativ beeinflussen würde, ist vielleicht sogar das Gegenteil der Fall. Vielleicht hat gerade die Unruhe die Italiener motiviert, einen Tick über die eigene Leistungsgrenze zu gehen. Vielleicht hat der Skandal aber auch, wie Lippi stets versicherte, überhaupt keine Auswirkungen.

Der Dienstagabend stellte die Italiener jedenfalls vor eine ernsthafte Herausforderung. Die Gastgebernation segelte auf einer Welle der Euphorie, und auch der Austragungsort schien bedeutend: Noch nie hatte Deutschland ein Länderspiel in Dortmund verloren. Vor dem Halbfinale vom Dienstag war man 14 Mal dort angetreten, und nur Wales hatte den Deutschen ein Unentschieden abgetrotzt. Andererseits konnten die Deutschen von bis dato vier WM-Begegnungen gegen Italien keine einzige gewinnen.

Als Ersatz für den gesperrten Torsten Frings brachte Klinsmann Sebastian Kehl, einen Spieler von Borussia Dortmund, der die besondere Atmosphäre in diesem Stadion nur zu gut kennt. Außerdem entschied er sich, zunächst auf Bastian Schweinsteiger zu verzichten und dafür Tim Borowski mit den Vorstößen auf der linken Seite zu betrauen. Die Sorge der italienischen Fans konzentrierte sich auf die Frage, ob ihre Idole, das große Ziel in Reichweite, angesichts der lärmenden und begeisterten Kulisse die Ruhe bewahren würden.

Aber ihre Befürchtungen waren unbegründet: Vom Anpfiff an behaupteten die italienischen Kreativspieler den Ball und begannen, die Deutschen vor Probleme zu stellen. Bei dem Freundschaftsspiel beider Mannschaften im März in Florenz ging Italien auf dem Weg zu seinem 4:1-Sieg binnen sieben Minuten mit zwei Toren in Vorsprung. Aber so sollte es an diesem Abend nicht laufen, auch wenn Italien sich in der ersten Halbzeit Vorteile erarbeiten konnte.

Spieler des Tages

Andrea Pirlo ? kühler Kopf und präziser Passgeber

Pirlo spielte kaum einen Ball, der nicht ankam, und auch Francesco Totti strahlte im zentralen Mittelfeld große Sicherheit aus. Immer wieder fanden diese beiden mit Bällen in die Spitze ihre schnellen Stürmer. Gleichzeitig brauchten sie jedoch in der Abwehr auch mehrmals die Defensivqualitäten und das Timing eines Fabio Cannavaro, denn das Spiel stand 90 Minuten lang auf des Messers Schneide.

Augenblick des Tages

Der Anpfiff der Nachspielzeit

Italien wusste, dass es nun etwas Besonderes bieten musste. Das zeigte sich unmittelbar nach Beginn der Verlängerung, als Alberto Gilardino den Ball gegen Jens Lehmanns linken Pfosten zirkelte. Eine Minute später erlief Gianluca Zambrotta einen Abpraller, doch sein Schuss streifte nur die Latte.

Zu keinem Zeitpunkt war eine Wiederauflage des WM-Halbfinales von 1970 zu erwarten, als beide Mannschaften zusammen die meisten je in einer Verlängerung gefallenen Treffer erzielten (fünf beim 4:3-Sieg Italiens), aber diese beiden Versuche waren schon äußerst knapp. Auch Deutschland setzte alles auf einen Sieg, und Podolski wird vermutlich seiner Chance nachtrauern, als er aus aussichtsreicher Position einen kraftvollen Kopfball neben das Tor setzte.

Fabio Grosso: Italien 1:0

Der Durchbruch kam, als Pirlo den Ball gegen mehrere deutscher Verteidiger behauptete und sich mit seinem Pass in den freien Raum auf Grosso Zeit ließ. Mit einem angeschnittenen Linksschuss ließ der Verteidiger Lehmann keine Chance, und als Del Piero kurz darauf den zweiten Treffer für die Italiener erzielte, konnten die Deutschen anfangen, über das Spiel um den dritten Platz nachzudenken, während die Italiener das große Ziel nun ganz dicht vor Augen haben.

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