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Matthäus: "Siegchance für Argentinien liegt bei 55 Prozent"
   2006-07-01 15:22:57    CRI

von FIFAworldcup.com

Zwei Mal traf Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus im Endspiel einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft auf Argentinien. 1986 unterlag der fünffache WM-Teilnehmer noch knapp mit 2:3 dem Team um Diego Maradona. Vier Jahre später durfte der Kapitän der deutschen Mannschaft in Rom den FIFA WM-Pokal nach einem 1:0-Sieg in die Höhe halten. Im Gespräch mit FIFAworldcup.com blickt der 45-Jährige auf die bisherigen Partien zurück und analysiert die Chancen der deutschen Mannschaft vor dem Viertelfinale gegen die Südamerikaner.

Welche jungen Spieler haben Ihnen bisher am besten gefallen? Wer könnte die Gillette-Auszeichnung "Bester Junger Spieler" gewinnen?

Ich freue mich, dass Lukas Podolski gerade in den letzten zwei Spielen zu seiner Form und seiner Torgefährlichkeit gefunden hat. Dadurch ist er auch zum jetzigen Zeitpunkt der heißeste Kandidat. Er hat drei Tore gemacht - welcher Spieler hat das im gleichen Alter schon geschafft? Lionel Messi ist bislang nicht über eine Reservistenrolle hinausgekommen, Cristiano Ronaldo hat noch nicht das gezeigt, was man sich von ihm erhofft hat. Wayne Rooney ist Gott sei dank ins Turnier eingestiegen, aber weiter von seiner Bestform entfernt. Deutschland spielt einen herzerfrischenden Fussball und wird von der Atmosphäre getragen. Davon profitieren vor allem die jungen Spieler wie Lukas Podolski, der aufgrund seiner Tore für mich der Favorit auf den Gewinn des Gillette Awards ist.

Wie beurteilen Sie die bisherigen WM-Spiele?

Ich war von einigen Mannschaften überrascht. Gerade kleinere Teams, von denen man nicht so viel erwartet hatte, sind wahnsinnig nah an die Weltspitze herangerückt. So wie Trinidad und Tobago zum Beispiel, die sich gut verkauft haben, zwar mit knappen Niederlagen aber mit herzerfrischendem Spiel - das war schon eindrucksvoll. Auch bei der Elfenbeinküste hat man gesehen, welche technischen Qualitäten die Spieler haben. Sie ist leider in einer schweren Gruppe ausgeschieden, zum einen durch individuelle Fehler im Abwehrverhalten oder durch das Auslassen von Torchancen.

Hätten Sie mit den Viertelfinalspielen in der Form gerechnet?

Im Großen und Ganzen haben sich doch die Mannschaften durchgesetzt, die man vorher erwartet hatte. Aber mit der Schweiz und der Ukraine sind Mannschaften ins Achtelfinale gekommen, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hat.

Welcher Spieler war bis jetzt am auffälligsten?

Miroslav Klose spielt eine hervorragende WM und auch Riquelme hat das Spiel der Argentinier bislang sehr gut gelenkt hat. Er ist ein Spielmacher, der aber nicht die Torgefährlichkeit hat. Diese beiden sind für mich die auffälligsten bislang. Brasilien hat mich bisher nicht begeistert, aber sie haben effektiv gespielt und Ronaldo findet zur alten Torgefährlichkeit zurück. Die Engländer haben mich auch spielerisch enttäuscht. Da steckt noch Potenzial drin, schöner zu spielen. Die Italiener sind wahrscheinlich durch den Skandal in der Heimat ein bisschen geschockt. Und die Deutschen sind - durch die Euphoriewelle getragen - von einem Außenseiter zu einem Mitfavoriten geworden, weil die Spieler durch die Erfolge selbstsicherer auftreten.

Sie haben vor der WM prophezeit, dass Deutschland im Achtelfinale ausscheiden wird. Sind Sie von der Leistung und dem Erfolg überrascht?

Wir sind jetzt ein Spiel weiter, als ich es geglaubt habe, weil ich damit gerechnet habe, dass die Schweden einen stärkeren Eindruck hinterlassen. Es ist gut für das ganze Turnier, nicht nur für den deutschen Fussball, dass Deutschland dabei ist, denn das gesamte Turnier lebt davon, weil es mit dem Erfolg der deutschen Mannschaft verbunden. Aber so wie sie gegen Schweden in der ersten Halbzeit gespielt haben, haben sie sich das verdient. Jetzt kommen die schweren Gegner und man muss abwarten, wie sich das alles entwickelt.

Sie haben zwei Mal im Endspiel gegen Argentinien gestanden, 1986 und 1990. Kann man das vergleichen zu heute?

Das Spiel ist zwar nur ein Viertelfinale, aber mit einem gewissen Endspielcharakter. Zum einen aufgrund der Vergangenheit, aber auch aufgrund der Tatsache, dass mit Argentinien einer der großen Favoriten gegen die Heimmannschaft Deutschland spielt.

Wie schätzen Sie die Argentinier ein?

Ich habe Argentinien vor dem Turnier bereits als Favorit gesehen, und davon gehe ich auch heute nicht ab. Es ist eine Mannschaft, die sehr kompakt und sehr körperbetont spielt, die aber auch Einzelkönner in ihren Reihen hat, die alleine ein Spiel entscheiden können. Vor allem ihre Offensivabteilung.

Welchen Spieler muss man ausschalten?

Es ist gefährlich, wenn man sich auf einen Spieler wie Riquelme konzentriert, und dann Crespo, Messi, Saviola oder Rodriguez ihr Spiel aufziehen. Wichtig ist, dass man gegen sie kompakt steht oder man sie sehr schnell unter Druck setzt. Dann haben sie Probleme. Das hat Mexiko gezeigt. Ich denke, dass dieses Konzept das bessere ist, dass man die Argentinier gar nicht ins Spiel kommen lässt.

Wie groß sind die Chancen, für Deutschland ins Halbfinale einzuziehen?

Vor der WM hätte ich Deutschlands Chancen auf 30:70 eingeschätzt, zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich das zwar immer noch negativ, weil die Argentinier bessere Einzelspieler haben. Aber die Euphorie und das Selbstbewusstsein trägt dazu bei, dass das Spiel ausgeglichener ist. Die Siegchance für Argentinien liegt bei 55:45.

Wen sehen Sie im Endspiel?

Es riecht schon jetzt nach einem Endspiel zwischen zwei südamerikanischen Mannschaften, was aber hier bei uns in Europa nicht passieren darf.

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