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Europäer träumen weiter, Schock für Argentinien
   2006-07-01 14:47:38    CRI
von FIFAworldcup.com

DER TAG IM RÜCKBLICK: Ganz Deutschland reckte die Arme gen Himmel und frohlockte. Die Argentinier stierten mit leerem Blick auf den Boden und fühlten sich richtig schlecht. Am Freitag, dem 30. Juni, war wieder einmal zu sehen, welch polarisierende Wirkung Sieg und Niederlage im Fussball haben können.

Unterm Strich bleibt nur die Erkenntnis, dass die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 ab jetzt ohne die Mannschaft auskommen muss, die in den bisherigen 22 Turniertagen den wohl überzeugendsten Fussball geboten hat. Ganz anders der Gastgeber. Denn dieser steht in der nächsten Runde und hat daher allen Grund zur Freude.

Gegner Deutschlands im Halbfinale am Dienstag wird Italien sein, das sich mit einem 3:0 gegen die Ukraine den Weg nach Dortmund ebnete. Einzig Brasilien kann jetzt noch ein rein europäisches Finale verhindern. Ein solches hatte es zuletzt vor 24 Jahren gegeben.

Vor dem Viertelfinale war jedoch erst einmal Ruhe angesagt. Eine Pause von 48 Stunden, die der FIFA WM 2006 nach 19 euphorischen und größtenteils phantastischen Tagen durchaus gut tat. Gleichzeitig wurde jedoch das Warten auf das große Aufeinandertreffen der alten Rivalen Deutschland und Argentinien lang, die ja bereits in den Endspielen der FIFA Fussball-Weltmeisterschaften? 1986 und 1990 aufeinandergetroffen waren.

Das prall gefüllte Berliner Olympiastadion bot die passende Kulisse für den großen Anlass. Die Anspannung war greifbar. Schon vor dem Anpfiff schossen die Hoffnungen und Träume der Fans beider Lager schier himmelwärts. Aber das Transparent Deutschland - Argentinien 50:0 "Das Wunder '06" war dann doch etwas zu optimistisch ...

Argentinien erwischte einen guten Start. Juan Riquelme demonstrierte sofort seine Klasse. Er setzte seine Mitspieler immer wieder geschickt in Szene und war nur schwer vom Ball zu trennen. Michael Ballack nahm diese frühe Dominanz seines direkten Konkurrenten auf der Spielmacherposition quasi persönlich und antwortete darauf positiv, indem er auf deutscher Seite die Akzente setzte.

Nach etwa 30 Spielminuten hatten die Südamerikaner das Spiel allerdings gut im Griff. Javier Mascherano, Maxi Rodriguez und Luis Gonzalez unterstützten ihren überragenden Spielmacher Riquelme im Mittelfeld nahezu perfekt und verschafften ihrer Mannschaft so ein deutliches Übergewicht. Weiter vorne rechtfertigte Carlos Tevez seine Aufstellung mit unermüdlichen Flankenläufen über die linke Seite, von der aus er oft auch den Weg nach innen suchte. Tevez zeigte sich schnell, wendig und einsatzfreudig.

Kurz nach Wiederanpfiff ging Argentinien dann in Führung. Nach einer Ecke von Riquelme schraubte sich der mit nach vorn geeilte Roberto Ayala unnachahmlich nach oben und köpfte ein. In der Folge stemmte sich der Kapitän gemeinsam mit Gabriel Heinze gegen die Angriffsversuche der deutschen Elf. Lange Zeit sah es auch so aus, als würde die Rechnung für Argentinien aufgehen, aber dann sollte sich das Blatt doch noch wenden. Torhüter Roberto Abbondanzieri verletzte sich bei dem Versuch, einen Eckball abzufangen, und musste ausgewechselt werden.

In der 80. Minute spielte Ballack dann eine schöne Hereingabe auf Tim Borowski, der verlängerte per Kopf, und Miroslav Klose vollendete zu seinem fünften Tor in diesem Turnier. Weil auch in der Verlängerung keine Tore mehr fielen, ging es ins gefürchtete Elfmeterschießen. Ayala als erster argentinischer Schütze und Esteban Cambiasso als letzter scheiterten an Jens Lehmann im deutschen Tor. Deutschland verwandelte all seine Elfmeter sicher.

"Deutschland, Deutschland!", schallte es durch das ganze Stadion. Strahlend glückliche Gesichter überall. Nur um Argentinien mochte es einem Leid tun.

Am Ende der Verlängerung gab es in Berlin das Bild des Tages: Oliver Kahn, Deutschlands Held beim FIFA-Weltpokal Korea/Japan 2002, herzte seinen langjährigen Rivalen Jens Lehmann, der ihm seinen Platz zwischen den Pfosten abspenstig gemacht hatte, und wünschte ihm für das Elfmeterschießen alles Gute.

Jetzt kann nur noch Italien die zweite Endspielteilnahme der deutschen Nationalmannschaft in Folge verhindern. Als beide Teams im März zuletzt gegeneinander antraten, siegte Italien in einem Freundschaftsspiel in Florenz deutlich mit 4:1, Jürgen Klinsmann wurde als Trainer bereits abgeschrieben, und ganz Deutschland sah schwarz für die WM im eigenen Land. Wie schnell sich die Dinge doch manchmal ändern...

In Spielen, in denen es besonders auf die Nervenstärke ankommt, ist ein frühes Tor immer erwünscht. Und die Italiener setzten alles daran, möglichst früh zu einem Torerfolg zu kommen. Nach vier Minuten vergab Mauro Camoranesi noch, aber zwei Minuten darauf konnten die Mannen von Marcello Lippi dann doch jubeln. Tor des Tages

Ein wunderschöner Doppelpass ging dem strammen Schuss von Zambrotta voraus, mit dem er Oleksandr Shovkovskyi im ukrainischen Tor überwand.

Shovkovskyi, im Viertelfinal-Elfmeterschießen gegen die Schweiz noch der Held, musste zwei weitere Male hinter sich greifen, aber das deutliche Ergebnis von 3:0 gibt den Spielverlauf nicht unbedingt korrekt wieder. So hatte der WM-Neuling aus Osteuropa während der 90 Minuten beispielsweise 59 Prozent Ballbesitz. Zudem gab es eine ganz starke ukrainische Drangphase, in der der Ausgleich mehrfach in der Luft lag. Aber mitten hinein in eben diese Drangphase fiel das vorentscheidende zweite Tor für Italien durch einen Kopfball von Luca Toni. Und weil es so schön war, legte der bei dieser WM bislang erfolglose Toni auf Vorarbeit von Zambrotta dann später auch noch das dritte Tor nach. Spieler des Tages

Neben den Geistesblitzen von Francesco Totti und dem kraftvollen Vorstößen von Zambrotta verkörperte Gennaro Gattuso das an Fleiß und Laufarbeit im defensiven Mittelfeld, was für das Spiel der italienischen Mannschaft geradezu lebenswichtig ist. Dabei musste Gattuso schon früh im Spiel auf die Zähne beißen, nachdem ihm ein Gegenspieler auf den Arm getreten war. Er spielte jedoch weiter und verrichtete in der Zentrale unschätzbar wertvolle Dienste. Und so ist denn eine Neuauflage des Endspiels von 1982 möglich, in jedem Fall aber steht uns eine Neuauflage jenes legendären Halbfinals von Mexiko 1970 ins Haus, als Italien mit 4:3 gewann. Vor allem für neutrale Zuschauer war dieses Spiel schier atemberaubend, auch wenn es für Deutschland und seinen Kapitän Franz Beckenbauer unglücklich endete. Jetzt wird Beckenbauer, der in Dortmund sicher wieder auf der Tribüne sitzen wird, gemeinsam mit einer ganzen Nation hoffen, dass sich die Geschichte am 4. Juli nicht wiederholt.

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