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Falcão: "Brasilien muss die Begegnung gegen Japan als Test sehen"
   2006-06-21 14:15:30    cri
von FIFAworldcup.com

Paulo Roberto Falcão, das ehemalige Mittelfeld-As der Seleção, war Teil der Mannschaft, die mit ihrem Zauberfussball die Zuschauer bei der WM 1982 begeisterte. Am Ende scheiterten die Brasilianer allerdings an Italien, das in Spanien den Titel eroberte.

Falcão, eine lebende Legende des internationalen Fussballs, feierte aber auch auf Vereinsebene große Erfolge. Mit Internacional de Porto Alegre holte er drei Mal die brasilianische Meisterschaft und mit AS Rom gewann er den Scudetto, die italienische Meisterschaft, nach einer langen Durststrecke von 41 Jahren.

Heute arbeitet er als Kommentator für den größten brasilianischen Fernsehsender. Zurzeit befindet er sich in Deutschland, um das größte Sportereignis der Welt vor Ort zu verfolgen. In einem Interview mit FIFAworldcup.com schilderte er uns seine Eindrücke von der WM und analysierte das bisherige Auftreten von Brasilien, Italien, Portugal und anderer Länder. Außerdem sprach er noch andere Themen an, wie die großen Überraschungen des Turniers.

Was sagen Sie zur Qualifikation Brasiliens für das Achtelfinale? Lief alles, wie erwartet?

Erwartet wurde die Qualifikation. Nicht erwartet hatten wir die glanzlosen Auftritte Brasiliens. Es wäre ja auch eine große Überraschung gewesen, wenn sich Brasilien nicht qualifiziert hätte. Was erwartet wurde, ist eingetreten. Ich hatte bloß gedacht, dass wir mit mehr Glanz in die nächste Runde einziehen.

Was meinen Sie, auf welche Mannschaft wird Brasilien treffen? Hätten Sie einen bevorzugten Gegner?

Das lässt sich nur schwer sagen. Ich habe da keine besondere Präferenz. Für mich spielt Ghana in der Gruppe E den schönsten Fussball. Italien hat von den drei Mannschaften die größte Fussballtradition, und die Tschechische Republik hat ebenfalls eine sehr starke Mannschaft. Für die USA sieht es dagegen momentan nicht besonders gut aus.

Was lässt sich über das bisherige Auftreten Italiens sagen?

In der ersten Halbzeit hat Italien eine ordentliche Partie gegen Ghana gezeigt. Danach haben sie sich allerdings die Butter vom Brot nehmen lassen. Gegen die USA sahen sie alles andere als gut aus. Nach dem Platzverweis musste (Marcello) Lippi Totti aus dem Spiel nehmen. Danach sind sie sogar in Überzahl unter Druck geraten. Von Italien hatte ich mehr erwartet. Aber sie sind eine traditionell starke Mannschaft. Das darf nicht außer Acht gelassen werden.

Hätten Sie Totti gleich nach dem Platzverweis gegen De Rossi aus dem Spiel genommen?

Ich hätte mehr erwartet. Kurz danach wurde ein Platzverweis gegen die USA ausgesprochen, und Totti hätte das Spiel an sich ziehen können. Lippi hat wohl befürchtet, das Mittelfeld zu verlieren und hat sich deshalb wohl für einen schnellen Wechsel entschieden. Das liegt natürlich im Ermessen jedes Trainers. Ich hätte allerdings etwas mehr erwartet.

Welches Team hat bis zu diesem Zeitpunkt sowohl positiv als auch negativ am stärksten überrascht?

Bis jetzt hat Argentinien den besten Fussball gezeigt. Negativ überrascht haben die Engländer, von denen ich mehr erwartet hätte. Vielleicht war die Enttäuschung bei Frankreich aber sogar noch größer. Die Überraschungsmannschaften waren für mich Ecuador, obwohl wir Südamerikaner bereits wissen, was für einen herausragenden Fussball sie spielen, und die Schweiz.

Was sagen Sie zur unspektakulären Qualifikation Portugals?

Es fällt auf, das Portugal ein starkes Kollektiv zu haben scheint. Die Spieler liegen sich in den Armen und fiebern gemeinsam mit. Figo sieht man sein Alter nicht an. Das ist eindeutig das Werk von Felipão (Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari).

Wie weit können die Portugiesen kommen?

Ich denke, dass die Chancen für Portugal größer wären, wenn sie in der nächsten Runde auf die Niederlande treffen würden. Zwar ist im Fussball alles möglich, aber ich denke, dass es gegen Argentinien alles andere als einfach würde. Gegen die Niederlande hätten sie es wohl leichter.

Ist Brasilien für Sie weiterhin der große Favorit auf den Titelgewinn?

Die Dinge haben sich geändert. Vor Beginn der WM wurde Brasilien als der große Favorit gehandelt. Jetzt lässt sich sagen, dass andere Länder ebenfalls ihrer Favoritenrolle gerecht geworden sind. Wir müssen aber den weiteren Turnierverlauf abwarten. Argentinien hat sehr schönen Fussball gezeigt, Deutschland hat die Fans im Rücken, was zwar sehr wichtig ist, aber nicht über die schwache Abwehr hinwegtäuscht. Die DFB-Auswahl hat noch gegen keine Mannschaft gespielt, die sie richtig angegriffen hat. Dabei haben sie gegen Costa Rica, das lediglich einen Stürmer auf dem Platz hatte, bereits zwei Gegentreffer kassiert. Es gibt aber auch noch andere starke Titelanwärter.

Was lässt sich über Zicos Japan sagen?

Japan ist in einer schwierigen Situation. Die Chancen, sich für die nächste Runde zu qualifizieren, sind für Australien und Kroatien eindeutig besser. Die Lage ist kompliziert. Sie müssen nicht nur den amtierenden Weltmeister schlagen, sondern sind auch noch auf das Ergebnis des anderen Gruppenspiels angewiesen.

Gab es einen Spieler, der sie bei dieser WM beeindruckt hat?

Bislang noch nicht. Ich habe noch niemanden gesehen, der sich in den Mittelpunkt gespielt hat.

Würden Sie an der Mannschaftaufstellung von Carlos Alberto Parreira Veränderungen vornehmen?

Die zweite Halbzeit gegen Japan bietet die Möglichkeit, die Mannschaft umzustellen und Spieler auszuprobieren. Brasilien hat den großen Vorteil, schon während der Begegnung zu wissen, wer der kommende Gegner sein wird (die entscheidenden Spiele der Gruppe E werden vor den Begegnungen der Gruppe F ausgetragen). Parreira kann die zweite Halbzeit gegen Japan nutzen, um für das Achtelfinale einiges auszuprobieren.

Ohne auf die körperliche Verfassung der Spieler zu sprechen zu kommen, aber in Anbetracht der ähnlichen Spielanlage von Ronaldo und Adriano: Sehen Sie die beiden gerne Seite an Seite?

Bisher hat es mir gar nicht gefallen. Adriano hat sich vorne mehr herausbewegt, während Ronaldo am Strafraum blieb. Wenn Adriano den Strafraum verlässt, ist er ein ganz anderer Spieler. Der Adriano im Rückraum ist nicht der Adriano im Strafraum. Beide sind es gewohnt, an der gleichen Stelle zu spielen. Und das ist das Problem. Brasilien verliert die Begegnungen auf den Außenbahnen. So kann man die gegnerische Defensive nur schwer knacken.

Wen sehen Sie im Finale?

Das kann man jetzt noch nicht sagen.

Sie arbeiten bereits seit vielen Jahren als Fernsehkommentator und werden wohl immer als der große Mittelfeldstar in Erinnerung bleiben. Viele vergessen aber, dass Sie die Seleção auch schon trainiert haben. Sehnen Sie sich nach dieser Zeit zurück, oder lebt es sich jetzt viel ruhiger, ohne den ganzen Druck?

Ich bedauere nur, dass ich damals nicht das Spielerpotenzial zur Verfügung hatte, dass wir heute in der Nationalmannschaft haben. Ich musste ein neues Team formen. Ich habe Spieler wie Cafu, Márcio Santos, Leonardo, Mauro Silva und viele andere Spieler, die 1994 den Titel gewonnen haben, in die Mannschaft geholt. Ich saß von 1990 bis 1991 auf der Trainerbank. Ich denke, dass ich einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Mannschaft geleistet habe. Das Problem war aber die mangelnde Qualität. Den Druck, als Trainer an der Seitenauslinie zu stehen, vermisse ich nicht, ich bedauere es nur, dass mir nicht das Spielerpotenzial von, sagen wir mal, 1998 zur Verfügung stand.

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