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Jubel in der Rudi-Völler-Straße
   2006-06-19 09:05:35    cri
wm2006.deutschland.de

Berlin (dpa) - Der «WM-Klub Tante Käthe» ist nicht ganz leicht zu finden. Seine Adresse steht nicht im Stadtplan. Der Club liegt an der «Rudi-Völler-Straße» im Berliner Prenzlauer Berg, an der Ecke zur «Michael-Ballack-Straße».

Tag für Tag pilgern dort Fußballfans hin, die die Weltmeisterschaft nicht allein zu Hause schauen wollen. Das haben sie mit Millionen anderen Deutschen gemeinsam. Von der Riesenleinwand mitten im Frankfurter Main bis zum Brandenburger Tor, vom Elbstrand bis zur Eckkneipe: Das gemeinsame Fußball gucken, Neudeutsch «Public Viewing», ist einer der großen Renner zur Fußball- Weltmeisterschaft. Viele Fans ziehen das kollektive Erlebnis der «Glotze» daheim vor.

In Tauberbischofsheim kann man die WM in einem ehemaligen Gefängnis verfolgen, in Hamburg lädt die St. Pauli-Kirche ihre Schäflein unter dem Motto «Balleluja» zum Fußballschauen am Altar.

Deutschlands größter Fanblock versammelt sich fast allabendlich in Berlin auf der Straße des 17. Juni. Hunderttausende Besucher aus aller Welt fiebern bei Bier und Bratwurst vor den Leinwänden mit. Mit etwas Glück gibt es rund um das Brandenburger Tor Stoff fürs Fotohandy: die Fernsehkommentatoren Günther Jauch und Rudi Völler oder Brasiliens Fußballlegende Pelé.

Wer Massenspektakel meiden will, hat viele Alternativen: Fußballkino mit Videobeamer im Hinterhof, eine WM-Lounge in einem stillgelegten Schwimmbad, bei dem die Zuschauer im Becken sitzen, einen «Trailerpark» mit umgebauten Wohnwagen, oder eben den «WM-Klub Tante Käthe» im Berliner Mauerpark. Seinen Namen verdankt dieser dem Spitznamen von Ex-Nationaltrainer Völler. In dem Hof einer ehemaligen Werkstatt stehen Bierzeltbänke und Tische, zu den Spielen wird bei Deutschlandspielen «Fritz-Walter-Bier» oder Bier aus anderen WM- Nationen gereicht, je nachdem, wer am Ball ist - bloß kein offizielles FIFA-Bier. Wer wetten will, kann sich in einer kleinen «Café King»-Kopie versuchen - in Anlehnung an den Schiedsrichter-Skandal um Robert Hoyzer, der in dem gleichnamigen Bistro Kontakte zu einer Wettmafia aufgebaut haben soll. «Die Fußballmacke muss ordentlich bedient, aber nicht übertrieben werden», sagt Clubmitarbeiter Gunnar Kallies.

Auch internationale WM-Besucher zieht es zum «Public Viewing». Dan Lindberg aus Stockholm, der in der Kneipe «Ständige Vertretung» am Spreeufer die Partie Costa Rica gegen Ecuador verfolgt, hat zwar Tickets für die Schwedenspiele, ist aber auch von der Stimmung beim gemeinsamen Fernsehen begeistert. Beim Spiel Deutschland gegen Polen hat er in der «Kulturbrauerei» beobachtet, wie viel Spaß die Anhänger beider Mannschaften hatten und wie sehr sie mitfieberten. «Es war elektrisierend», berichtet er. Überrascht ist er auch, wie ruhig und friedlich die Fans feierten.

Für viele sind die Großbildleinwände ein Trostpflaster dafür, dass sie keine Karten für die Spiele bekommen haben. «Wenn man sieht, wie viele Menschen jetzt unterwegs sind, hätte man die Kartenwünsche gar nicht befriedigen können», sagt der Sportpsychologe Bernd Strauß von der Universität Münster. Er sucht gar nicht erst nach tiefenpsychologischen Gründen für das Massengucken. Was die Faszination ausmacht? «Teil einer Gruppe zu sein, tolles Wetter, Partystimmung.» Für ihn sind die Großbildleinwände ein Selbstläufer. «Die Menschen haben darauf gewartet, dass so etwas wie die WM stattfindet.»

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