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Vereinsmeierei auf chinesisch: in Peking entsteht ein Sportverein nach deutschem Vorbild
   2006-06-05 10:09:34    cri
dpa

Wenn deutsche Sportvereine um Mitglieder werben, berufen sie sich gerne auf den Poeten Joachim Ringelnatz. «Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, kürzt die Zeit, und er schützt uns durch Vereine, vor der Einsamkeit», hatte der im 19. Jahrhundert ein Loblied auf die Leibesübungen im Verbund mit Gleichgesinnten gesungen. Nun darf der älteste noch existierende Turn- und Sportverein der Welt, die Hamburger Turnerschaft von 1816 (HT 16), die in Deutschland so populäre Idee von der Köperertüchtigung im Verein auch in Chinas 5000 Jahre alte Kultur tragen.

Einem Ruf aus Chinas Hauptstadt folgend bauen die Sportler aus Hamburg in Peking einen Verein nach dem Vorbild der HT 16 auf, die HT 16 Beijing. «Wir fassen das als große Ehre auf», sagt stolz Armin Pilsinger, der Geschäftsführer der HT 16. Vor gut zwei Jahren war die traditionsreiche Hamburger Turnerschaft dazu auserwählt worden, den Gedanken der deutschen Freizeit- und Sportvereine auch in China zu vermitteln, wo Sport bislang allein in Schulen und Universitäten, bei der Polizei und beim Militär oder in Betrieben organisiert wird.

Angeregt hatte den Ideentransfer der Hamburger Senat, der sich durch den Kontakt zur Olympia-Stadt von 2008 auch einen Schub für eine eigene Bewerbung als Ausrichter künftiger Spiele versprach. Den Pekingern war es wichtig, auch für die Zeit nach 2008 Nutzer für die olympischen Sportstätten zu finden.

«Das ist für uns eine große Herausforderung. Was bei uns selbstverständlich ist, ist in China Neuland», beschreibt der 55- Jährige (geb. 12.9.1950), der seit 31 Jahren an der Spitze der HT 16 steht, die Dimension der Aufgabe. Schon die Verhandlungen waren nicht immer einfach. Denn bevor die HT 16 Beijing als Verein unter chinesischen Bedingungen an den Start gehen konnte, musste ein Bauunternehmer eine Betreibergesellschaft gründen. Dafür wollte der Investor auch Geld von den Hamburgern. Doch dagegen sprach deren Status als gemeinnütziger Verein. «Wir investieren nicht, sondern exportieren nur Know-how in organisatorischen Fragen", betont Pilsinger.

In der Pekinger HT-Zweigstelle arbeiten 13 einheimische Mitarbeiter. Der Geschäftsführer wird sich in Hamburg den letzten Schliff holen. «Der kommt zu uns, um noch sattelfester zu werden», sagt Pilsinger. Rund 8000 Mitglieder zählt die HT in der Hansestadt. Die Maßstäbe in Peking sind kaum vorstellbar. «In den kommenden drei Jahren rechnen wir mit 70 000 Mitgliedern.» Platz für ihren Sport finden Chinas HT-ler in einer alten Polizeischule, deren Stadion allein 30 000 Zuschauer fasst.

Der Vereinsbeitrag der HT 16 Beijing ist getreu deutscher Vereinsprinzipien gestaffelt. «Das ist nicht nur für Reiche, sondern auch für die untere und mittlere Schicht», sagt Pilsinger. Von den Beiträgen der Pekinger HT-Mitglieder fließt ein Teil nach Hamburg. Mit dem Geld will die Hamburger Turnerschaft einen regen Austausch mit den chinesischen Sportkameraden finanzieren. «Wir sind sehr interessiert an asiatischen Kampfsport- und Entspannungssportarten», sagt der Chef der HT 16. «Denn da sind die Chinesen uns ja weit voraus.»

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