Die Paralympics 2008 in Beijing wurden am vergangenen Samstag feierlich eröffnet. Die Eröffnungsfeier hat die Zuschauer tief beeindruckt. Zhang Jigang, der hauptverantwortliche Regisseur für die Eröffnungszeremonie der Paralympics, erläutert uns das Grundkonzept der Eröffnungsfeier:

"Wenn man die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele als Bildrolle bezeichnet, eine Bildrolle geprägt mit chinesischer Kultur und Elementen des modernen China, unter dem Motto "eine Welt, ein Traum", dann darf man die Eröffnungsfeier der Paralympics als Heimat bezeichnen. Mit dieser Heimat ist der Wohnort der Menschheit, die Erde, gemeint."

Die verantwortlichen Regisseure hätten versucht, der Eröffnungszeremonie einen menschlichen Glanz zu verleihen und dem Publikum durch verschiedene Darbietungen Menschlichkeit zu vermitteln, so Zhang Jigang weiter: "Jeder Mensch hat eine Würde, einen Wert und einen Traum". Diesen Gedanken zu veranschaulichen, sei das Ziel der Eröffnungszeremonie gewesen. Um diese Idee so glaubhaft wie möglich umzusetzen, habe die künstlerische Leitung mehrere behinderte Darsteller eingesetzt.

Die Protagonistin der Darbietung "unaufhörlicher Tanzschritt" war die erst 12-jährige Li Yue. Die junge Tänzerin verlor beim verheerenden Erdbeben in Wenchuan in der Provinz Sichuan im Mai dieses Jahres ihr linkes Bein. Zhang Jigang erzählt uns, wie es zu Li Yues Auftritt an der Eröffnungsfeier der Paralympics kam:

"Durch einen Artikel habe ich nach dem Erdbeben in Sichuan von Li Yues Schicksal erfahren. Vor weniger als zwei Jahren begann sie mit dem Ballettunterricht. Beim Wenchuan-Erdbeben verlor sie das linke Bein. In diesem Artikel wurde sie mit den Worten zitiert, 'obwohl mir das Erdbeben mein linkes Bein geraubt hat, werde ich auf keinen Fall auf meinen Balletttraum verzichten'. Als ich diese Worte las, wurden meine Augen ganz feucht. In diesem Moment entschied ich mich, Li Yue an der Eröffnungszeremonie einzusetzen."

Danach sicherte sich Zhang Jigang die Dienste von Lü Meng, dem besten chinesischen Balletttänzer, der an internationalen Wettbewerben schon einige Preise gewonnen hat. Als Lü Meng Li Yue während der Ballettaufführung im Beijinger Nationalstadion hoch in die Luft streckte und sich schnell drehte, ging der Balletttraum von Li Yue schließlich in Erfüllung.

Ein Highlight der Eröffnungsfeier der Paralympics und Kraftakt zugleich war die Darbietung des Rollstuhlfahrers Hou Bin. Der Behindertensportler zog sich mitsamt seinem Rollstuhl aus eigener Kraft an einem Seil entlang in eine Höhe von über 39 Metern. Nach diesem Kraftakt entzündete er in luftiger Höhe die Hauptfackel. Hou Bins Kletteraktion musste gelingen. Eine Alternative dazu gab es nicht, wie uns Zhang Jigang erklärt:

"Hou Bin ist bereits 33 Jahre alt. Da er selbst vom Gelingen dieser Kletteraktion überzeugt war, entschieden wir uns, das ganze auf alle Gefahr hin durchzuführen. Zwei Tage vor der Eröffnungszeremonie sprach ich mit ihm noch einmal über diese Aktion. Ich erklärte ihm, dass er keine andere Wahl hätte, als sich aus eigener Kraft emporzuheben. Er dürfe sich zwar eine Pause in der Luft gönnen, müsse das Ziel letztendlich aber erreichen. Wir hätten keine andere Alternative. Solche Aktionen sind immer ein wenig riskant."

Laut Zhang Jigang hatte Hou Bin beim Training anfänglich große Schwierigkeiten. Beim ersten Kletterversuch erreichte er nur zehn Meter. Danach war er erschöpft. Er schaffte nur über zehn Meter in fünf Minuten. Dank weiteren Trainings machte Hou Bin zirka 20 Tage vor der Eröffnungszeremonie sprunghafte Fortschritte. Die Leistungssteigerung einige Wochen vor der Entzündung der Fackel erfüllte die Regisseure mit neuer Zuversicht. Glücklicherweise meisterte Hou Bin diese schwierige Aufgabe an der Eröffnungsfeier ausgezeichnet.