Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2008 hat die Beijinger Stadtverwaltung mehrere Renovierungsprojekte durchgeführt. Renoviert wurde dabei auch die Qianmen-Straße, in der das Antlitz des "alten Beijing" am besten erhaltengeblieben ist.

In alten Zeiten kauften die Beijinger spezielle Produkte gern in bestimmten Markengeschäften ein. Für Stoffe ging man beispielsweise zu "Ruifuxiang", für Schuhe zu "Neiliansheng", für Uhren zu "Hengdeli" und für Tee zu "Zhangyiyuan".

All diese Geschäfte liegen in der Qianmen-Straße, einem Handelszentrum des traditionellen Beijing mit einer über 600-jährigen Geschichte. "Qian" bedeutet auf Deutsch "Front" oder "Vorderseite", und "Men" ist die Bezeichnung für "Tor". Südlich vom Platz des Himmlischen Friedens gelegen, war das "Qianmen" früher das größte Tor der kaiserlichen Stadt. Und die Qianmen-Straße war eine der belebtesten Handelsstraßen Beijings während der Ming- und der Qing-Dynastie. Dazu Wang Shiren vom Beijinger Denkmalschutzamt:

"Die Qianmen-Straße entstand im 15. Jahrhundert und hat in ihrer Geschichte fünf Renovierungen durchlaufen. Die Straße erlebte ihre Blütezeit in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts."

Die zahlreichen modernen Einkaufszentren in Beijing haben aber den alten Geschäften an der Qianmen-Straße viel Konkurrenz gebracht. Um die Qianmen-Straße vor dem Untergang zu retten, hat die Beijinger Stadtverwaltung unlängst ein Renovierungsprojekt fertiggestellt. Mit diesem Projekt ist das Antlitz der Qianmen-Straße während ihrer Blütezeit in den 1920er Jahren wiederhergestellt worden.

Erhaltengeblieben sind auf dieser 840 Meter langen Straße neun historische Bauten, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts errichtet wurden. 41 alten Geschäften ist eine Rückkehr in die Straße ermöglicht worden. Hinzu kommt die Nachbildung von 52 Bauten von historischer Besonderheit.

Wang Shiren, ein renommierter Architekt und Chefgestalter der neuen Qianmen-Straße, sagt dazu, man habe sich darum bemüht, bei der Renovierung die historische Erscheinung der alten Bauten zu schützen

"Die Renovierung der Qianmen-Straße folgte dem Prinzip der Integration moderner kommerzieller Bedürfnisse sowie der Restaurierung der traditionellen Pracht. Die Qianmen-Straße ist ein altes Handelszentrum, und so muss die architektonische Anlage auch dem Einkaufszweck dienen. Gleichzeitig wollten wir den Charme der chinesischen Architektur pflegen, damit das Gesamtbild einen angenehmen Eindruck auf die Besucher macht. Wir haben auch unser Bestes getan, um die historischen Relikte in der Umgebung zu schützen. Deshalb basiert der gesamte Plan auf der Grundlage der Restaurierung und des Denkmalschutzes."

Zwei altmodische Oberleitungsbusse, die älteren Beijingern noch vertraut sind, pendeln hin und her durch die Straße. Sie sind das einzige Verkehrsmittel, das in dieser Fußgängerzone fahren darf. Das Fahrzeug wird von den Beijingern "Dang-Dang-Bus" genannt, weil am vorderen Teil des Busses eine kupferne Glocke hängt. Tritt der Busfahrer auf ein Fußpedal, so bimmelt die Glocke ein "dang, dang", ein Warnsignal für Fußgänger.

Der Klang der Oberleitungsbusse hat in Xi Fushun, einer 61-jährigen Anwohnerin, schöne Kindheitserinnerungen wachgerufen:

"Als wir noch Kinder waren, versuchten wir immer, uns mit dem Busfahrer gut zu stellen, um kurz auf das Fußpedal treten zu dürfen und so den hellklingenden Klang erzeugen zu können. Es war sehr interessant. Es freut mich sehr, wieder Oberleitungsbusse auf der Qianmen-Straße zu sehen."

Das umfangreiche Restaurierungsprojekt der Qianmen-Straße hat diese Zone in ein neues Handelszentrum verwandelt, das Tradition und Moderne miteinander verbindet. Sie wird sicher eine große touristische Attraktion während der bevorstehenden Olympischen Spiele sein.