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Mit Maß und Ziel
   2008-07-07 15:24:27    Seite Drucken    cri

Bei den Olympischen Spielen sind nicht nur die Athleten mit vollem Ernst bei der Sache, auch die Fans fiebern und leiden mit den Sportlern mit und einige verlieren dabei hin und wieder Maß und Ziel aus den Augen. Hin und wieder fehlt es aber auch den Olympioniken selbst an Beherrschung oder eben an Maß und Ziel. Letzteres galt mit Sicherheit für die schwedischen Hammerwerfer Eric Lemming und Karl Staaf. Die beiden, die bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris antraten, waren in dieser Disziplin eher unerfahren und konnten in einem Wettkampf, der von den Amerikaner beherrscht wurde, ohnehin wenig ausrichten, aber sie gaben sich offenbar Mühe, Schaden anzurichten. Fairer Weise muss betont werden, dass die beiden eigentlich andere Spezialdisziplinen hatten. So war Lemming eigentlich Speerwerfer, da es diese Disziplin aber in Paris nicht gab, versuchte er sich mit dem Hammer. Bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 gewann er schließlich im Speerwerfen Gold. Im Hammerwerfern in Paris waren die technisch schlechten Würfe der beiden Athleten aber eine Gefahr für Leib und Leben der Zuschauer. Die Zuschauer am Rande des Wettkampfplatzes suchten jedes Mal das Weite, wenn einer der Schweden den Hammer schwang. Wenn John Jesus Flanangan in den Kreis trat, drohte den Zuschauern keine Gefahr. Der Amerikaner traf wie vorgesehen das Wettkampffeld und gewann am Ende Gold.

Unschönen Ruhm erlangten dagegen die Zuschauer bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980. Sie hatten offenbar noch nie etwas vom olympischen Geist gehört, denn sie booten jeden ausländischen Teilnehmer aus. Wie gut, dass aufgrund des Boykotts vieler westlicher Staaten gar nicht so viele Ausländer teilnahmen, denn sonst hätten die Moskauer Zuschauer wohl noch einen schlechteren Eindruck hinterlassen. Der Zorn der russischen Fans richtete sich vor allem gegen den Stabhochspringer Wladyslaw Kozakiewicz. Ohne erkennbaren Grund bedachten die Zuschauer den herausragenden polnischen Athleten mit wilden Boorufen. Kozakiewicz ließ sich zunächst nicht aus der Ruhe bringen. Er gewann den Wettkampf und schickte daraufhin eine obszöne Geste gen Publikum, um es wissen zu lassen, was er von ihm halte.

Beim Eishockeyturnier der Winterspiele in St. Moritz im Jahre 1948 taten sich die Schweizer Fans als schlechte Sportsmänner hervor. Bei einem Spiel zwischen der Schweiz und Kanada bewarfen die Fans die Offiziellen mit Schneebällen. Sicherlich, in diesem Spiel ging es ja auch um was, schließlich kämpften beide Mannschaften um Medaillen. Allerdings war das Verhalten der Schweizer Fans dem Spielverlauf keineswegs dienlich, das Team verlor mit 3:0. Kanada stand am Ende ganz oben auf dem Treppchen.

Bei den Olympischen Spielen in Berlin ging einigen peruanischen Zuschauern dann wohl doch das Temperament durch. In der Zwischenrunde kam es zu einer spannenden und hart umkämpften Begegnung zwischen Österreich und Peru. In der Verlängerung siegte Peru schließlich mit 4:2 über das Team aus dem Alpenland. In der Pause hatten peruanische Zuschauer allerdings das Spielfeld gestürmt und einen österreichischen Spieler getreten. Die Österreicher spielten darauhin eher vorsichtig und verhalten weiter, was vielleicht auch den Sieg der Peruaner erklären kann. Das Spiel wurde aufgrund des Vorfalls nach Protesten der Österreicher annulliert und neu angesetzt. Peru trat zur Wiederauflage aber nicht mehr an, die Mannschaft schied aus. In Peru kam es daraufhin zu Demonstrationen vor der deutschen und der österreichischen Botschaft. Österreich holte am Ende Silber.

Auch der Leichtathlet des Jahrhunderts machte durchaus gemischte Erfahrungen mit dem Publikum, wobei er vor allem mit den heimischen Zuschauern nie wirklich warm wurde. Er, der bis heute neben Paavo Nurmi der erfolgreichste Leichtathlet aller Zeiten und einer der erfolgreichsten Olympioniken ist, wurde von Publikum nicht bejubelt, sondern ausgeboot. Carl Lewis, der für die USA im Laufe seiner unbeschreiblichen Karriere neun Mal olympisches Gold gewann, hatte bei seinem ersten großen Auftritt bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles bereits in seinem ersten Versuch im Weitsprung eine Weite von 8, 54 Metern erreicht. Das sollte zum Sieg reichen und als er seinen zweiten Versuch ungültig machte, entschied sich Lewis, auf seine weiteren vier Versuche zu verzichten, da er zudem für die 100 und die 200 Meter und für die 4 x 100 Meter Staffel gemeldet war. Das undankbare Publikum schien mit der Aussicht auf Gold aber nicht zufrieden, es wollte Lewis den unglaublichen Rekord von Bob Beamon brechen sehen, der bei 8, 90 Metern stand. Lewis erduldete diese Unbotmäßigkeit mit Fassung und gewann bei diesen Spielen in allen Disziplinen, in denen er antrat, Gold, damit hatte er sich mit Jesse Owens auf eine Stufe gestellt, dem das 1936 in Berlin gelungen war, Publikum hin oder her.

In Frankreich kochten die Emotionen bei den Spielen 1924 in Paris im Finale des Rugbyturniers so richtig hoch. Das Team aus den USA dominierte das Finale deutlich, was den französischen Fans natürlich nicht zusagte. Noch schlimmer wurde es allerdings, als in diesem sehr hart geführten Match zwei französische Spieler verletzt wurden. Nun kam es auch auf den Rängen zu Handgreiflichkeiten. Das Team der USA, das das Spiel mit 17:3 gewann und damit olympisches Gold holte, musste am Ende von der Polizei vom Platz und aus dem Stadion eskortiert werden. Eine Gelegenheit zu einer Revanche bekamen die Franzosen nicht mehr, denn nach 1924 war Rugby nicht mehr olympisch.

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