Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Reiner Klimke (2)
   2008-07-07 15:22:37    Seite Drucken    cri

Heute wollen wir uns wieder auf den Rücken der Pferde begeben. Mit dem erfolgreichsten deutschen Dressurreiter erleben wir den Höhepunkt seiner langen Karriere, die auch nach diesem Moment eindrucksvoll weiterging. Schon zu Lebzeiten wurde Dr. Reiner Klimke zu einer Reitsportlegende. Und dennoch war dieser prinzipientreue Reiter, der promovierte Jurist, der ernsthafte, zielorientierte Athlet nicht immer nur bei allen beliebt. Das galt allerdings nicht für die Fans, sondern eher für Verbandsmitglieder oder wenn es darum ging, Klimke in Ämter zu wählen. Damit konnte Klimke aber umgehen, er hatte auch so genug Aufgaben im Leben und seine Erfolgsbilanz ohne die eine oder andere Enttäuschung wäre unrealistisch.

Das Jahr 1984 brachte aber alles andere als eine Enttäuschung, es sollte sein ganz persönlicher Siegeszug werden, der Erfolg der Erfolge. Wie Klimke stets betonte?hatte natürlich auch sein Pferd, sein Partner, wie er sie nannte, einen großen Anteil an seinem Erfolg. Von all den Pferden, mit denen Klimke bei Wettkämpfen antrat, war der Westfalen-Wallach Ahlerich vielleicht das herausragendste. Vielleicht lag es aber einfach auch nur daran, dass zwischen Dr. Klimke und Ahlerich eine ganz besondere Beziehung bestand. Die beiden bildeten eine Einheit, wirkten wie verschmolzen. Klimke auf Ahlerich bedeutete Eleganz, Kontrolle und Präzision. Und nicht nur Reitsportfans können sich an den bedeutendsten Auftritt der beiden erinnern. Mit der Mannschaft sicherte sich Reiner Klimke bei den Olympischen Spielen 1984 das vierte Olympiagold und dann schaffte er das, was Reitsportbegeisterten bis heute unvergessen ist. Das Duo Klimke auf Ahlerich zeigte eine perfekte Vorstellung im Dressurviereck, am Ende stand Klimke auch in der Einzelwertung ganz oben auf dem Treppchen, er war Olympiasieger. Das sei der schönste Moment in seinem Leben gewesen, erklärte Klimke später. Auf Ahlerich hatte Klimke 1982 seine Medaillensammlung um zwei weitere Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften erweitert, wieder war er mit der Mannschaft und im Einzel siegreich. Ahlerich erwies sich als treuer und ebenso ambitionierter Athlet wie Klimke selbst, die beiden wurden 1986 noch einmal mit der deutschen Mannschaft Weltmeister, 1983 ritten sie mit der Mannschaft zum Europameistertitel, 1985 wurde Klime auf Ahlerich Einzel- und Mannschafts-Europameister. Und der Westfalen Wallach sollte auch bei den Olympischen Spielen 1988 wieder dabei sein. Als Anerkennung für seine konstanten und großen Leistungen für den deutschen Reitsport wurde Klimke als Fahnenträger der deutschen Olympia-Mannschaft ausgewählt. Dieser vorerst letzte Auftritt bei Olympischen Spielen sollte Klimkes Ruf als Grandseigneur des deutschen Dressurreitens endgültig verankern, denn in Seoul gewann die deutsche Mannschaft erneut Gold in der Dressur. 15 Jahre lang waren Ahlerich und Klimke zusammen angetreten, hatten die beiden unbeschreibliche Erfolge gefeiert. Aber nach Seoul war es für Ahlerich an der Zeit, sich aus dem aktiven Sport zurückzuziehen. Schweren Herzens trennte sich Klimke von seinem Spitzenvierbeiner, wie er ihn gern mal nannte. Klimke selbst hegte eigentlich nicht die Absicht, seine Reiterkarriere damit zu beenden, und dass er dem Reitsport verbunden bleiben würde, war ohnehin klar. Aber ohne ein entsprechend talentiertes Pferd ist an ein Weitermachen im internationalen Bereich nicht zu denken. Ahlerich erlitt 1992 eine Kolik, im Alter von 21 Jahren ging der Hengst schließlich ein.

Klimke bildete unterdessen weiterhin Pferde aus, übernahm aber auch andere Aufgaben im Dienste des Sports und der Gemeinschaft. Bereits 1995 war Klimke ins NOK gewählt worden, 1992 fungierte Klimke als Pressesprecher der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Barcelona, ab 1998 gehörte er der dem Dressurkomitee des Internationalen Reitverbandes an. Aber wie schon eingangs erwähnt, nicht immer war der unnachgiebige Klimke mit seiner Kandidatur um Ämter erfolgreich. 1989 wurde er nicht ins Internationale Olympische Komitee gewählt. In Deutschland war Klimke auch politisch aktiv, von 1991 bis 1995 saß der Reiter für die CDU im nordrheinwestfälischen Landtag, er war maßgeblich daran beteiligt, dass Sport als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen wurde.

Daneben plante Klimke, der sich stets dagegen wehrte, überhaupt jemals zurückgetreten zu sein, eine erneute Teilnahme bei Olympischen Spielen. Mit Biotop hatte er 1992 ein Pferd mit Potential in seine Obhut bekommen, er wollte mit ihm zu den Spielen 1996 in Atlanta. Trotz aller Erfahrung reichte der Trainingsvorlauf allerdings nicht aus, Klimke verpasste die Teilnahme an den Spielen in Atlanta. 1998 wechselte der Hengst vom Sport in die Zucht, aber das hinderte Klimke nicht, mit einem anderen Tier einen weiteren Versuch zu starten, nun hieß das Ziel Sydney 2000. Auch dieses Ziel konnte Klimke nicht mehr erreichen, denn völlig überraschend starb dieser große Reiter am 17. August 1999 in seiner Heimatstadt Münster viel zu jung an den Folgen seines zweiten Herzinfarkts. Dr. Klimke war 63 Jahre alt.

Seine Tochter Ingrid Klimke führte das Werk ihres Vaters fort, auch sie bildet heute sehr erfolgreich Pferde aus. Ingrid Klimke ist zudem eine erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin. Auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Tod ihres Vaters kämpfte sie in Athen um olympische Ehren in dieser Disziplin. Ein Treppchenplatz war Ingrid Klimke leider nicht vergönnt.

Dennoch sorgt gerade ihr Engagement für einen pferdefreundlichen Reitsport dafür, dass die Maximen des großen Reiters Dr. Reiner Klimke weiter gegeben werden. Das wäre ihrem Vater sicherlich auch noch ein bisschen wichtiger gewesen als Olympisches Edelmetall.

     mehr zum Thema
     Ihr Kommentar

Not Found!(404)

Not Found!(404)