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Olympia erzielt erstmals Profite
   2008-07-07 15:09:57    Seite Drucken    cri

Die 23. Olympischen Sommerspiele in Los Angeles im Jahr 1984 gelten als Meilenstein, weil sie zum ersten Mal von privaten Investoren finanziert wurden. Erstmals wurden auch Profite erzielt. Los Angeles trug die Olympiade bereits im Jahr 1932 aus. Zum Zeitpunkt als sich die Stadt um die Austragung der Spiele im Jahr 1984 bewarb, war die internationale olympische Bewegung mit großen Schwierigkeiten konfrontiert. Ständig wachsende Kosten und zunehmende Beeinträchtigung durch politische Faktoren setzten der olympischen Bewegung schwer zu. Infolgedessen traten mehrere Bewerbungsorte zurück. 1984 bewarben sich Los Angeles und die iranische Hauptstadt Teheran um die Austragung der Olympiade. Teheran zog seine Bewerbung später zurück, wodurch Los Angeles das Austragungsrecht konkurrenzlos erhielt.

Die Freude über das Austragungsrecht hielt sich in der kalifornischen Metropole anfänglich jedoch in Grenzen, wie uns David Simon, der damalige stellvertretende Vorsitzende des Los Angeleser Organisationskomitees , erklärt:

"Als sich Los Angeles für die Austragung der Olympischen Spiele bewarb, wollte keine andere Stadt der Welt die Spiele veranstalten, weil Montreal bei der Olympiade im Jahr 1976 finanzielle Probleme hatte. Gemäß der damaligen Regelung des IOC musste die Regierung der Gastgeberstadt ein allfälliges Defizit tragen. Die Stadtregierung von Los Angeles wollte dieses Risiko aber nicht übernehmen. Beide Seiten führten schließlich harte Verhandlungen, wobei das IOC seine Regeln änderte. Daraufhin erklärte sich Los Angeles zur Austragung der Spiele bereit."

 

Nach Erhalt des Austragungsrechts gründete Los Angeles sofort das Organisationskomitee für die Spiele. Umfassende Vorbereitungen wurden in Gang gesetzt. Die Kosten dafür waren riesig. 1976 bezahlte Montreal für die Olympiade über zwei Milliarden US-Dollar. 1980 betrugen die Kosten der Spiele in Moskau zirka neun Milliarden US-Dollar. Die Olympiade in Los Angeles war das erste Sportfest in der olympischen Geschichte seit 1896, das von privaten Investoren finanziert wurde. Regierungssubvention gab es keine und die Belastung für die Steuerzahler durfte nicht erhöht werden. Zudem verbot das amerikanische Gesetz die Finanzierung durch Lotteriespiele. Daher musste das benötigte Kapital anderweitig aufgetrieben werden. Wie David Simon zugibt, stand sein Komitee anfänglich unter großem Druck:

"Anfangs gab es gar keine Ressourcen. Das Organisationskomitee verfügte über keinerlei Bankspareinlagen. Der Verantwortliche für die Vorbereitungen musste sogar mit persönlichen Schecks in der Bank ein spezielles Konto für das Komitee eröffnen."

 

Der von Simon erwähnte Verantwortliche für die Vorbereitungen heißt Peter Ueberroth. Er war der Vorsitzende des Organisationskomitees für die Olympiade 1984 in Los Angeles und ist jetzt der Vorsitzende des amerikanischen Olympischen Komitees. Es ist passend, Ueberroth den Titel "Sponsorvater des Unternehmens Olympia 1984" zu geben.

Mittels Sponsoringeinnahmen verwandelte Ueberroth das Defizit in einen riesigen Gewinn. 43 Unternehmen wurde das Privileg "Absatz der Olympia-Produkte" verliehen, neun Unternehmen erhielten den Titel "Olympia-Sponsoren". Insgesamt wurden auf diese Weise 100 Millionen US-Dollar gesammelt. Dazu David Simon:

"Sehr schnell hatte mein Komitee mit Fernsehmedien und Sponsoren Verträge unterzeichnet. Dank ihrer Unterstützung verliefen alle Arbeiten meines Komitees reibungslos. Der Ticketverkauf gehörte ebenfalls zu einer wichtigen Einnahmequelle. Nach Genehmigung der US-Regierung wurden olympische Souvenirmünzen verkauft. Durch den Absatz dieser Münzen flossen zusätzliche Gelder in die Kasse meines Komitees."

 

Daneben musste das Organisationskomitee für die Olympiade in Los Angeles auch seine Ausgaben einer strengen Kontrolle unterwerfen, wie uns Simon mitteilt:

"Eine unserer Hauptstrategien war, die bereits vorhandenen Sportanlagen so oft wie möglich zu benutzen. Los Angeles verfügte damals schon über fast alle für die Olympiade benötigten Sportanlagen. Wir mussten nur drei Sporthallen bauen: die Schwimmhalle, die Schießhalle und die Radrennhalle. 1979 analysierte Ueberroth mehrere Olympische Spiele nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei fand er heraus, dass alle Spiele, die ihre Baukosten im Griff hatten, noch über überschüssige Finanzmittel verfügten. Daher war er überzeugt, dass es nach der Olympiade zu keinen Verlusten kommen würde, solange es Los Angeles gelang, die Kosten für den Bau der Sportanlagen zu minimieren."

 

Zur Kosteneinsparung wurden noch andere Methoden herangezogen. Statt ein olympisches Dorf zu bauen, wurden zum Beispiel Studentenheime von zwei Universitäten in Kalifornien gemietet, um die Sportler und Funktionäre unterzubringen. Darüber hinaus wurden rund 30.000 Freiwillige rekrutiert. Der Gesamtetat der Olympischen Spiele in Los Angeles betrug 450 Millionen US-Dollar, die Überschüsse 250 Millionen US-Dollar.

Die Olympischen Spiele in Los Angeles waren die ersten Spiele in der olympischen Geschichte, die einen Profit abwarfen. Das Finanzierungsmodell von Los Angeles hat nicht nur mehreren Entwicklungsländern neue Wege aufgezeigt, sondern der olympischen Bewegung auch neue Chancen eröffnet.

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