Ab Mittwoch werde Tibet wieder für ausländische Touristen zugänglich sein. Dies sagte ein Verantwortlicher Vorgestern. Die Wiedereröffnung folgte auf einen über dreimonatigen Einreisestopp, der nach den Unruhen in der Hauptstadt Lhasa des Autonomen Gebiets Tibet verhängt worden war.
Die ersten ausländischen Touristen sind zwei Schweden und vier Reisende aus Singapur. Sie werden laut Angaben von Tanor, dem stellvertretenden Direktor des tibetischen Tourismusbüros, bereits am Sonntag erwartet.
Inländische Tour-Gruppen können Tibet bereits seit dem 23. April wieder besuchen. In einem zweiten Schritt konnten Besucher aus Hong Kong, Macao und Taiwan ins Hochland. Bis zum 20. Juni hatten über 160 Tourgruppen die Region besucht.
"Die Touristen haben eine stabile Lage, eine harmonische Gesellschaft und eine schöne Umwelt in Tibet vorgefunden", sagte Tanor. "Der Erfolg des Fackellaufs durch Lhasa vor drei Tagen hat gezeigt, dass die gesellschaftliche Ordnung wieder hergestellt ist."
Am Dienstag hatte auch der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Liu Jianchao, gegenüber Journalisten gesagt, dass Beijing die Öffnungspolitik in Tibet nicht ändern würde.
Nach den Unruhen in Tibet hatte die Provinzregierung aufgehört, ausländischen Reisenden die Einreise-Permits auszustellen. Die Tourismusbehören haben daraufhin den Reiseveranstaltern empfohlen, wegen Sicherheitsbedenken und dem nötigen Wiederaufbau von Tourismusanlagen die Einreise von Tourgruppen zu verschieben. Unabhängigen einheimischen Reisenden wurde allerdings nicht verboten, die Region zu besuchen.
In den vergangenen drei Monaten ist in Tibet langsam wieder Frieden eingekehrt. Damit einher gingen etwa die Wiederaufnahme des Schulbetriebs, der Geschäfte und der religiösen Aktivitäten. Auch wurden die wichtigsten Klöster wiedereröffnet. Darunter Jokhang, Ramoche, Sera und Drepung.
"Ich mache mir keine Sorgen über meine persönliche Sicherheit. Es ist sicher und die Leute sind freundlich", sagte ein rund 50-jähriger Tourist aus Hsinchu, Taiwan am Dienstagabend.
"Wir sind bereit", sagte Huang Lihua, Leiter der Tibet Tourism Corp., der größten Reisefirma in der Region. "Wir tun nun vor allem zwei Dinge: Erstens führen wir die Touren aus, die nach der Unruhe abgesagt werden mussten, zweitens werden wir werben und weitere Gruppen einladen."
Die abgelegene Region im Sudwesten Chinas hat in den letzten Jahren, besonders aber seit der Inbetriebnahme der Qinghai-Tibet-Eisenbahn, einen regelrechten Touristenboom erlebt. So kamen im vergangen Jahr 4 Millionen Menschen aus dem In- und Ausland auf das Dach der Welt. Das sind 60 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres stieg der Tourismus weiterhin stark an.
Vor der Unruhe hatten die lokalen Behörden angenommen, dass in diesem Jahr mehr als 5 Millionen Besucher nach Tibet kommen würden. "Wir halten noch immer an diesem Ziel fest", meint Wang Songping, ein anderer stellvertretender Direktor des tibetischen Tourismusbüros. "Normalerweise ist Januar bis April ohnehin eine Nebensaison für Tibet."
|