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Der Tod ist ein schwarzes Kamel, das irgendwann vor jeden Zelt haltmacht
   2008-06-23 13:00:37    Seite Drucken    cri

Heute befassen wir uns mit einem Thema, das auch zu den Olympischen Spielen gehört, auch wenn es nur selten angesprochen wird. Denn einige Olympioniken kamen auf unnatürliche Weise ums Leben, nicht immer hatten die Todesfälle unmittelbar mit ihrem Sport zu tun, meist gab es aber eine Verbindung zwischen dem Tod der Olympioniken und ihrem Leben als Athleten.

Bei Larry Andreasen war es dann aber doch der Sport, der ihn am Ende umbrachte. Andreasen war ein erfolgreicher amerikanischer Kunstspringer. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio gewann er vom Drei-Meter-Brett Bronze. Seine Leidenschaft für das Springen erlosch nach seiner aktiven Laufbahn als Wasserspringer nicht. Er verfiel dem Höhenrausch und stellte bei waghalsigen Sprüngen von immer höheren Brücken immer neue Rekorde auf. 1990 forderte er das Glück ein bisschen zu viel heraus. Beim Versuch von der Vincent Thomas Bridge in Los Angeles zu springen, verunglückte Andreasen tödlich.

Japanische Athleten stehen stets unter einem enormen Druck und nicht jeder ist diesem gewachsen. Ikuko Yoda kämpfte nicht nur gegen ihre Gegner, sondern auch gegen den Druck, der auf ihr lastete. Sie war im Nachkriegsjapan der Inbegriff japanischer Werte, sie stand für Fleiß, Härte, Perfektionismus und einen eisernen Willen. Und sie agierte individualistisch, ein für Japan damals neues Phänomen. Dass sie selbst maßgeblich dazu beitrug, den Druck auf sich zu verstärken, konnte sie, das unerfahrene Mädchen vom Land in einer ihr fremden Welt, nicht erkennen. Für sie gab es nur den Sport, hier herrschte bitterer Ernst, sie war der Überzeugung, Konkurrentinnen müssten sich hassen und Rekorde waren ihr Feindbild. 1960 zeigte sich dann erstmals, wohin das führen konnte, denn als sie die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rom verpasste, ruderte sie auf einen See hinaus und schluckte 40 Schlaftabletten, sie wollte sterben. Sie wurde gerettet und wollte von nun an nur noch eins, bei den Olympischen Spielen auf heimischem Boden, also 1964 in Tokio über die 80 Meter Hürden siegen. Das Rennen war unbeschreiblich eng und für Ikuko Yado blieb am Ende nur Rang fünf. Sie flüchtete in ein normales Leben, heiratete und bekam einen Sohn, aber die Erinnerung schmerzte sie ebenso wie ihr in Mitleidenschaft gezogenes Knie. Bei der notwenigen Knieoperation erlitt sie während der Narkose einen Herzinfarkt. Sie war 45 Jahre alt und der Endlauf von Tokio verfolgte sie jeden Tag. Ohne Ankündigung und Vorwarnung entschied sie neun Jahre nach der Niederlage von 1964 an einem Tag im Oktober, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie erhängte sich in ihrem eigenen Haus. Ähnlich erging es Kokichi Tsuburaya. Er hatte bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio Bronze im Marathon gewonnen, aber auch er fühlte sich leer, einsam und unter Druck. Nach den Spielen litt er unter ständigen Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich, die Krankheit ist auch als Lumbago bekannt. Am 9. Januar 1968 wollte er sein Leben nicht länger ertragen, er beging Selbstmord. In seinem Abschiedsbrief schrieb er, "ich kann nicht mehr laufen, weil ich schon vollkommen erschöpft bin."

Bruce Harlan hingegen hatte auch nach dem Ende seiner Karriere als aktiver Sportler auf internationalem Niveau seinen Platz im Leben gefunden. Er blieb dabei seinem Sport eng verbunden. Der ehemalige Wasserspringer, der bei den Spielen 1948 vom Drei-Meter-Brett Gold und vom Turm Silber gewonnen hatte, wurde Trainer und gehörte ab 1954 dem Trainerstab der Universität von Michigan an. Diese Uni war damals die führende US-Universität im Wasserspringen. Harlan betreute in Michigan unter anderem den späteren zweifachen Olympiasieger Robert Webster, der 1960 in Rom zu seiner ersten Goldmedaille sprang. Harlan konnte sich über diesen Erfolg allerdings nicht mehr freuen, er starb 1959, als er nach einem Schauspringen beim Abbau des Sprungturms von einem Gerüst stürzte.

Auch Rod Milburn kam bei einem Unfall ums Leben. Rod Milburn war der Olympiasieger über die 110-Meter-Hürden von München. Im Vorfeld der Spiele war er noch außer Form gewesen, in München und danach trumpfte er auf. Er stellte den Weltrekord über die 110 Meter und über die 120 Yards Hürden mehrfach ein. 1975 war er über seine Paradestrecke noch einmal Weltbester, für die Olympischen Spiele 1976 in Montreal konnte er sich allerdings nicht mehr qualifizieren. Danach versuchte er sich als Profileichtathlet, ein Experiment, das damals in den USA gerade erprobt wurde. Es gab aber keinen Markt für Profileichtathletik-Shows und so wurde Milburn wieder Amateur, bis 1984 bestritt er Wettkämpfe. Bei einem Unfall in der Papierfabrik, in der er seit neun Jahren gearbeitet hatte, kam Milburn 1997 im Alter von 47 Jahren ums Leben. Er hatte einen Tank mit Natriumchlorat, das zum Bleichen von Papier verwendet wird, leeren sollen. Er hatte die Arbeit offensichtlich begonnen und war dann in den Tank gefallen, in dem die Chemikalie mit sehr heißem Wasser vermischt war.

Einige Olympiasieger oder Teilnehmer, die viel zu früh aus dem Leben schieden, sind heute fast vergessen. Aber auch sie und ihr Tod gehören zur Geschichte der Olympischen Spiele.

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