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Kulturerbe der Hezhe-Nationalität geschützt
   2008-06-19 17:53:22    Seite Drucken    cri

Die Hezhe-Nationalität zählt zu den bevölkerungsärmsten Nationalitäten Chinas. Angehörige der Hezhe leben seit Generationen hindurch im Einzugsgebiet des Ussuri-Flusses in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang. Die Hezhe haben keine eigene Schrift an sich, dafür ist "Yimakan", ein Sprechgesang in der Sprache der Hezhe, unter den Angehörigen der Nationalität überliefert. Wegen der Änderung der Lebensweise war diese jahrhundertealte volkstümliche Kunst eine Zeit lang vom Aussterben bedroht. 2006 ist Yimakan in die erste staatliche Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Dank der gemeinsamen Bemühungen verschiedener Seiten ist dieser Sprechgesang der Hezhe wieder im Volk populär geworden.

Der Yimakan, der Geschichte, Heldensagen, Religion, Leben sowie Sitten und Gebräuche der Hezhe wiedergibt, wird auch als "Lehrbuch der Geschichte und Kultur der Hezhe-Nationalität" bezeichnet. Bei der Yimakan-Darbietung wird abwechselnd gesprochen und gesungen. Die zauberhafte Phantasie des Darstellers, die bildhafte Metapher, die volkstümliche Umgangssprache und die Nachahmung von menschlichen Dialogen und Tierlauten wirken sich auch auf die Zuschauer aus: man fühlt sich unmittelbar in die beschriebenen Szenen hineinversetzt. Die Vorfahren der Hezhe sangen den Yimakan zur Entspannung und zur Unterhaltung. Der Yimakan war für sie ein Quell der Freude, er spendete Trost und Mut.

Allerdings gibt es heutzutage nur wenige Angehörige der Hezhe-Nationalität, die diese traditionelle Kunst beherrschen. Wu Liangui war einer davon. Sein Enkel Wu Baochen hat die Kunst von seinem Großvater erlernt. Wu Baochen erinnert sich:

"Am Ufer des Heilongjiang-Flusses liegt eine kleine antike Stadt mit dem Namen Jiejinkou. Wir standen auf dem höchsten Berg Richtung Osten blickend und sangen der Sonne entgegen gemeinsam den Yimakan."

Geboren wurde Wu Baochen in Jiejinkou am Zusammenfluß der Flüsse Ussuri, Heilongjiang und Songhuajiang. Hohe Berge, dichte Wälder und üppige Gräser schaffen ideale Lebensbedingungen für Angehörige der Hezhe-Nationalität, die von der Fischerei und von der Jagd lebten.

Die Hezhe trugen traditionell Kleider aus Fischhaut. Diese Kleidung ist leicht, kältebeständig, verschleißfest und wasserdicht. Heutzutage wird Fischhaut-Kleidung jedoch nicht mehr verwendet, sie ist in die Sammlung von Museen übergegangen. Nur durch den Yimakan bekommen die Nachkommen der Hezhe ein Bild vom Leben ihrer Vorfahren. Die Szene des gemeinsamen Vortragens des Yimakan beeindruckte ihn als Kind sehr, erzählt Wu Baochen. Er sagt weiter:

"Als die Fischer vom Fischfang zurückkamen, riefen sie uns Kinder zusammen und erzählten uns Geschichten. An Festtagen der Hezhe wurde getanzt, gesungen und musiziert."

Unlängst wurde Wu Baochen vom Kulturministerium zum Bewahrer der Yimakan-Kunst auf Staatsebene erklärt. Die Yimakan-Kunst, welche die Geschichte, die Kultur, die Sitten und die Gebräuche der Hezhe widerspiegelt, sei extrem wertvoll und müsse von Generation zu Generation überliefert werden, so Wu Baochen:

"Der Yimakan darf als das wertvollste Kulturerbe unserer Nationalität bezeichnet werden. Die wichtigste Aufgabe besteht darin, ihn weiter zu entwickeln und populär zu machen."

Wu Baochen war als Leiter der Kultureinrichtung seiner Heimat tätig und hat sich in seiner Amtszeit unermüdlich für die Fortführung und die Verbreitung des Yimakan eingesetzt. Er hat zahlreiche alte Yimakan-Werke neu interpretiert.

Wegen des Mangels an Volkskünstlern und der Änderung der Lebensweise der Hezhe wird die Fortführung der Yimakan-Kunst von großen Schwierigkeiten konfrontiert. In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es noch mehr als zehn Yimakan-Sänger, in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts lebten nur noch fünf von ihnen. Wegen mangelnder Fischereiressourcen sehen sich die Hezhe heute gezwungen, die Landwirtschaft und entsprechende Anbautechniken zu erlernen. Da die Hezhe über keine Schrift verfügen, ist es schwierig, die Yimakan-Kunst in einem größeren Umfang zu verbreiten. Der Yimakan, die wertvollste Kunst der Hezhe, ist vom Aussterben bedroht.

Die Regierung hat die Notwendigkeit der Rettung dieser traditionellen Kunst der Hezhe erkannt. Die zuständigen Behörden haben detaillierte Maßnahmen ausgearbeitet, nachdem die Yimakan-Kunst in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden war. In der Heimat von Wu Baochen wurden ein Museum und ein Park für die Kultur der Hezhe gegründet. Zu erleben sind dort die traditionellen Wohnhäuser, der traditionelle Gesang und Tanz sowie die volkstümliche Kunst der Hezhe-Nationalität. Seit 2001 findet jedes Jahr im Herbst in der Stadt Tongjiang, in der Wu Baochen zu Hause ist, ein Touristikfestival der Hezhe statt, auf dem Yimakan dargeboten wird.

You Lijun von der Stadtverwaltung ist der Ansicht, dass die Sammlung und die Rettung des immateriellen Kulturerbes von bevölkerungsarmen Nationalitäten durch die Experten und Gelehrten allein nicht ausreichend ist. Die Volkskunst müsse im Volk Wurzel schlagen, meint You Lijun:

"Wichtig sind die Fortführung und die Verbreitung der Kultur der Nationalitäten in den von ihnen bewohnten Gebieten. Die Kunst stammt vom Volk und kann erst dann fortbestehen, wenn sie im Volk verbreitet wird."

Neben den regelmäßigen Kulturveranstaltungen in den Kultureinrichtungen bekommt man von den älteren Generationen Kenntnisse über traditionelle Musik, die Tänze und die Sprache der Hezhe vermittelt. An einheimischen Schulen wurde ein Unterricht für Geschichte, Kultur und Folklore der Hezhe eingerichtet und die Bewahrer der Volks- und Handwerkskünste bekommen von der lokalen Regierung Zuschüsse für ihre Tätigkeiten.

Erfreulich ist es, dass die traditionelle Kunst auch unter den Jugendlichen wieder Anhänger gefunden hat. Der 20-jährige Wu Qi hat von seinen Eltern Lieder und Tänze der Hezhe gelernt. Seit seinem siebtem Lebensjahr tritt er jedes Jahr auf dem traditionellen Fest der Hezhe auf. Er hat von seinem Vater, einem guten Volkstänzer, den Fischadlertanz gelernt:

"Es gibt nur wenige Leute, die den Tanz gut beherrschen. Ich will ihn unbedingt gut beherrschen. Es ist ein relativ komplizierter Vorgang, die Kunst und die Sprache der Hezhe zu erlernen. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffe."

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