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Blaues Blut und die fünf Ringe
   2008-06-10 18:01:54    Seite Drucken    cri

In den vergangenen Sendungen haben wir schon oft erleben können, dass der Sport in vielen Fällen Menschen aus sozialschwachen Verhältnissen eine Möglichkeit bot, ein besseres Leben zu erreichen. Aber die Olympischen Spiele waren deshalb keineswegs nur für diese Schicht interessant. Auch etliche Blaublütige taten sich oder versuchte sich jedenfalls bei den Spielen hervorzutun. Und das begann schon bei den Spielen in der Antike. Der römische Kaiser Nero hatte offensichtlich am sportlichen Wettstreit auch Gefallen gefunden, wenn gleich er das Prinzip eines fairen Wettkampfes scheinbar nicht verinnerlicht hatte. 67 vor Christus nahm Nero dann also als Wagenlenker an den Spielen teil. Er trat in einem Rennen mit zehn Pferden an. Um dem Kaiser die nötige Unterstützung zu sichern, organisierten die Römer damals schon das, was man heute eine Fanreise nennen würde. 5.000 Zuschauer wurden nach Olympia gebracht. Es half allerdings alles nichts, Neros Wagen stützte um, allerdings half man dem Kaiser gegen alle Regeln, den Wagen wieder aufzustellen. Am Ende wurde Nero unrechtmäßig zum Sieger erklärt. Man vermutet, dass die Offiziellen den bekanntermaßen heftigen Zorn des Kaisers fürchteten. Hehrere Ziele verfolgte da schon der Vater der Olympischen Spiele der Neuzeit Pierre de Fredi oder mit vollem Titel Baron de Coubertin. Coubertin lehnte eine für ihn vorgesehene Offizierslaufbahn ab und widmete sich der Pädagogik. Er war der Auffassung, dass in der Erziehung neue Wege unerlässlich seien. Sein Ziel war, durch eine sportliche Ausbildung die Einheit von Körper, Geist und Seele zu fördern und zu formen. Die archäologischen Ausgrabungen im griechischen Olympia ließen ab 1880 die Idee einer Wiederbelebung der Olympischen Spiele in ihm reifen. Coubertin wollte dadurch nationale Egoismen überwinden und zum Frieden und zur internationalen Verständigung beitragen. Das Motto höher, weiter, schneller sollte den Fortschritt im gesellschaftlichen Bereich symbolisieren. Coubertin wollte wie in der Antike nur erwachsene, männliche Amateure in Einzeldisziplinen antreten lassen. 1894 versammelte er bei einem Bankett Sportler aus elf Nationen, sie maßen sich bereits in gespielten Schlachten und im Reiten. Im gleichen Jahr gründete de Coubertin das Internationale Olympische Komitee, dem er selbst bis 1925 als Präsident vorstand. 1896 fanden schließlich in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt. 295 Männer aus 13 Nationen nahmen daran teil. Eine Erfolgsgeschichte hatte begonnen. Obgleich der griechische König Georg I sich vehement dafür aussprach, die Olympischen Spiele von nun immer in Athen auszutragen, setzte sich de Coubertin durch, die nächsten Spiele fanden 1900 in Paris statt. Seither wechseln die Austragungsorte der Spiele. Zu Beginn konnte man sich allerdings nicht so recht auf einen Austragungsrhythmus einigen, so dass es 1898 und 1902 Zwischenspiele in Athen gab. Dann legte man sich auf eine Austragung alle vier Jahre fest. Somit ist Baron de Coubertin mit Sicherheit der Adelige mit der größten Bedeutung für die Spiele, denn ohne ihn gebe es keine Spiele der Neuzeit. Er errang im Übrigen in einer Disziplin, die heute nicht mehr dabei ist, sogar einen Olympiasieg. 1912 gewann de Coubertin mit einem unter Pseudonym eingereichten Werk in der Disziplin Literatur olympisches Gold. Obgleich Großbritannien in den vergangenen Jahren im Medaillenspiegel nicht mehr vorne mitmischt, wird Sport in England groß geschrieben. Das gilt natürlich auch für die königliche Familie. Anne Elizabeth Alice Mountbatten-Windsor, besser bekannt als Prinzessin Anne, hat sich bei internationalen Turnieren als hervorragende Reiterin hervorgetan. In der Vielseitigkeit wurde sie 1971 in der Einzelwertung Europameisterin, 1975 gewann sie bei der EM Silber. 1976 trat sie mit der britischen Vielseitigkeits-Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Montreal an. Die Mannschaft konnte allerdings keine Medaille erringen. Prinzessin Anne war übrigens die einzige Athletin, die sich im Vorfeld der Spiele nicht dem Geschlechtstest, der 1968 für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen obligatorisch wurde, unterziehen musste. Bis 1947 saß in Norwegen mit König Olav ein Olympiasieger auf dem Thron. Bei den Spielen 1928 in Amsterdam hatte der damalige Kronprinz nämlich mit der norwegischen Crew in der Sechs-Meter-Klasse im Segeln eine Goldmedaille gewonnen. Der Olympiasieger regierte sein Land 34 Jahre lang. Offensichtlich ist Segeln ein sehr blaublütiger Sport, denn auch der griechische Kronprinz Konstantin feierte in dieser Sportart Erfolge. Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom gewann er mit der griechischen Mannschaft in der Drachenklasse. Um diesen Erfolg adäquat zu feiern, wurde der zukünftige griechische König von seiner Mutter ins Wasser gestoßen. 1964 bestieg der Olympiasieger schließlich den Thron, 1973 musste er aufgrund der Abschaffung der Monarchie abdanken. In einem Fall kursieren allerdings wilde Gerüchte über die Blaublütigkeit eines Olympiateilnehmers, wir werden diese Gelegenheit nutzen, diese Gerüchte auszuräumen. Der berühmte Schwimmer und Begründer des Surfens, der Hawaiianer Duke Kahanamoku war nicht adeliger Abstammung. In seinem Fall war „Duke" kein Titel, sondern sein Vorname. Diesen Vornamen hatte er als ältester Sohn von seinem Vater geerbt. Sein Vater war zu Ehren von Prinz Alfred, dem Duke of Edinburgh, auf den Namen Duke getauft worden. Denn zum Zeitpunkt seiner Geburt im Jahr 1869 besuchte der Duke of Edinburgh gerade Hawaii.

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