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Edwin Moses (2)
   2008-06-10 18:01:10    Seite Drucken    cri

Heute beschäftigt uns noch einmal der eigenwillige, intellektuelle Hürdenläufer Edwin Moses, der doch eigentlich nie das Ziel hatte, im Sport ein ganz Großer zu werden. Als er sich dann aber für diesen Weg entschieden hatte, betrieb er den Sport wie seine berufliche Ausbildung mit großer Akribie. Das führte dazu, dass das Publikum fast seine gesamte Karriere lang ein gespaltenes Verhältnis zu diesem so anderen, etwas seltsamen Athleten hatte, aber irgendwann sollte sich auch das ändern. Interessanterweise war Moses bei den Sportlern sehr beliebt, vor allem auch, weil er den Mut hatte, ihre Sorgen und Nöte anzusprechen, auch wenn das den Verbänden nicht gefallen sollte. Nach seinem ersten Olympiasieg begann sich Moses, für eine Überarbeitung der Zulassungsvoraussetzung stark zu machen. Athleten sollten über einen Athleten Fonds die Möglichkeit haben, von Sponsoren und Geldern zu profitieren, ohne das Risiko einzugehen, wegen der Verletzung des Amateurstatus für die Spiele oder internationale Wettkämpfe gesperrt zu werden. Das Konzept, das Moses IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch vorlegte, wurde 1981 angenommen. Für viele Olympioniken ist dies bis heute die finanzielle Absicherung ihrer Karriere. Wie nicht anders zu erwarten vergaß Moses trotz allen außersportlichen Engagements niemals sein Training. 1977 brach er bei einem Leichtathletik Meeting, den Pepsi International, seinen eigenen Weltrekord von 1967, diesmal benötigte er für die 400 Meter Hürden Strecke nur 47,45 Sekunden. Und dann kam der 26. August 1977. Moses startete beim ISTAF in Berlin. An der letzten Hürde unterlief ihm ein kleiner Fehler und plötzlich war der Deutsche Harald Schmid vor ihm. Moses wurde nur Zweiter. Es war erst das vierte Mal, dass Moses über die 400 Meter Hürden geschlagen werden konnte. Für Schmid sollte es ein einzigartiges Ereignis bleiben, denn bei jeder weiteren Begegnung der beiden hieß der Sieger immer Moses. Das sollte auch vielen anderen Athleten so ergehen, denn eine Woche nach Berlin schlug Moses Schmid bei einem Wettkampf in Düsseldorf, Moses gewann mit 15 Metern Vorsprung und startete eine legendäre Serie. Von diesem Tag an sollte er neun Jahre, neun Monate und neun Tage ungeschlagen bleiben. In dieser Zeit gewann er 122 Rennen über die 400 Meter Hürden, davon 107 Finalläufe. "Ich habe einfach einen Killerinstinkt", sagte Moses. "Wenn ich auf der Bahn stehe, will ich gegen jeden gewinnen, das ist einfach mein Ego, das da durchkommt." Schmid hatte noch eine andere Erklärung, die wiederum für den Taktiker Moses spricht. Moses habe sehr clever dafür gesorgt, dass seine Serie hielt, wenn es mal nicht rund gelaufen sei, sei er nicht gestartet.

Nun, bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau wäre Moses sicher gern gestartet, aber die USA boykottierten die Spiele, und daher blieb Moses diese Chance auf weitere olympische Medaillen verwehrt. Moses, der Athlet in Topform, suchte ein neues Ziel, um seine 1,86 Meter und fast 82 Kilogramm eindrucksvoll in Bewegung zu setzen. Ein Leichtathletikwettkampf in Mailand bot ihm die Gelegenheit dazu. Am 13. Juli 1980 brach er erneut seinen eigenen Weltrekord, der neue stand nun bei unglaublichen 47 Sekunden. Das Jahr 1982 war dann eher nicht sein Jahr, Verletzungen und Krankheiten sorgten dafür, dass er fast die gesamte Saison ausfiel, aber das konnte ihn nicht erschüttern. 1983 startete er ein eindrucksvolles Comeback, das er quasi vorhergesagt hatte. Kurz vor einem Wettkampf im deutschen Koblenz berichtete Moses, er träume immer wieder das Datum 31. 8. 1983, im Übrigen sein 28. Geburtstag, und dann die Zeit 47,03 Sekunden. Das wäre eine Zehntel Sekunde unter seinem eigenen Weltrekord gewesen...

An jenem 31. August 1983 lief Moses dann das Rennen seines Lebens, er brach seinen eigenen Weltrekord erneut und war sogar noch eine Hundertstel Sekunde schneller als in seinem Traum. Er setzte die neue Weltbestzeit bei 47,02 Sekunden. Erst 1992 sollte dieser Rekord wieder gebrochen werden. Nach seinem Sieg konnte Moses nicht mehr aufhören zu grinsen. "Nun, sagte er als Erklärung, ich hatte seit drei Jahren keinen persönlichen Rekord mehr aufgestellt." Auch wenn viele Menschen glaubten, er sei ein Freak oder, dass die anderen Läufer einfach nicht gut seien, wisse er, dass das nicht stimme. Sein "langsam" sei einfach immer noch schneller als das "schnell" der meisten anderen Athleten.

Was sein gutes Verhältnis zu den anderen Sportlern anging, so wurde das 1983 etwas getrübt, als sich Moses immer wieder deutlich gegen den Einsatz von leistungssteigernden Mitteln in der Leichtathletik aussprach. "Irgendjemand muss doch was sagen," sagte er. "Was tun sie ihrem Körper an, ist das den Preis wert, den sie bezahlen? Ich glaube nicht." Nicht alle nahmen seine Appelle freudig auf, aber Moses irritierte das nicht.

Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles war Edwin Moses wieder dabei. Als zweitem Olympioniken aller Zeiten gelang es ihm nach Glenn Ashby Davis, über die 400 Meter Hürden erneut Gold zu holen. Der Olympiazweite, der junge Amerikaner Danny Harris sorgte drei Jahre später in Madrid bei einem Wettkampf dafür, dass Moses Siegesserie zu Ende ging. Danach gewann Moses erneut zehn Rennen in Folge, auch gegen Harris und wieder gegen Schmid. 1988 qualifizierte sich Moses erneut für die Olympischen Spiele, er reiste also nach Seoul. Im Alter von 33 Jahren lief Moses sein schnellstes olympisches Finale, seine Zeit von 47,56 reichte zu Bronze. Der Sieger war Moses Landsmann Andre Philipps, dessen große Idol Moses gewesen war und der schon 20 Mal gegen Moses verloren hatte, auch in den Ausscheidungswettkämpfen für diese Olympischen Spiele. Nach den Spielen zog er sich aus der Leichtathletik zurück und versuchte sich im Rodeln. Bei einem Weltcup im Zweierbob wurde er mit Brain Shimer Dritter. Danach hatte er unzählige Ämter im Sportbereich inne. Als Mitglied der Anti-Doping Kommission des Nationalen Olympischen Komitees der USA engagierte er sich für einen sauberen Sport. Er entwickelte ein Doping-Test-Programm für den Amateursport, war Präsident des Leichtathletikweltverbandes und Mitglied der IOC-Athletenkommission.

Er erhielt zudem zahlreiche Auszeichnungen, so findet man ihn auch in der amerikanischen Leichtathletik Ruhmeshalle.

Seit 2000 ist er der Vorsitzende der Laureus Sport Academy, die den Laureus Sports Award, den so genannten Sportoscar vergibt. In dieser Position macht sich Moses dafür stark, benachteiligten Jugendlichen durch den Sport eine Chance für ein besseres Leben zu geben.

In dieser Position wollte Moses seine Vorbildfunktion stärken, dazu plante er zu den Olympischen Spielen 2004 in Athen ein Comeback. Er wollte allen Menschen zeigen, vor allem aber jenen, die die Hoffnung auf Besserung in jeglicher Hinsicht aufgegeben haben, dass man sich Ziele setzen und konsequent verfolgen muss. Dass man so diese Ziele auch erreichen könne. Moses nahm das Training wieder auf, musste die Idee eines Comebacks aber aufgeben, da eine alte Knieverletzung wieder aufbrach.

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