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Die Eisenbahnlinie Beijing-Zhangjiakou
   2008-06-10 17:56:46    Seite Drucken    cri

Im Jahre 1909 ist es den Chinesen gelungen, ihre erste Eisenbahnlinie fertigzustellen. Mehr als 100 Jahre später ist die 200 Kilometer lange Verbindung zum Teil noch in Betrieb. Heute ist diese Strecke nicht mehr wichtig für den allgemeinen Transport, doch für Touristen ist die Eisenbahnverbindung zwischen Beijing und der etwas nördlicher liegenden Stadt Zhangjiakou durchaus attraktiv. Entlang der Linie kann man die gebirgige Landschaft nördlich von Beijing und vor allem die Große Mauer bewundern.

Das Projekt zum Bau der Strecke Beijing-Zhangjiakou begann im Jahre 1905. Die Bauarbeiten haben sich vier Jahre hingezogen. Die Verbindung ist die erste Eisenbahnstrecke, die von Chinesen selbst entworfen, gebaut und betrieben wurde.

Am 24. September 1909 wurde die Strecke endlich für den Verkehr freigegeben. Die Bauern, die entlang der Linie wohnten, jubelten von ihren Feldern aus zu. Viele von ihnen sahen das erste Mal in ihrem Leben einen Zug. Manche sagten, das "Feuer-Fahrzeug", wie "Zug" wörtlich übersetzt auf Chinesisch heißt, sehe wie ein schwarzer Monster aus, stoße dunklen Rauch aus und tuckert nach Norden.

Die Eisenbahnlinie war für einige Jahrzehnte nach ihrer Fertigstellung eine wichtige Triebkraft für die wirtschaftliche Entwicklung im Norden Chinas, vor allem in den Provinzen Hebei und Shanxi sowie für einige Teile der heutigen Inneren Mongolei.

Der Zug fährt von Guanganmen aus in Richtung Norden, bis er schließlich die alte Handelsstadt Zhangjiakou, früher Kalgan genannt, erreicht. Auf seinem Weg überwindet der Zug hohe Gebirgsabschnitte wie etwa bei Badaling und durchfährt Tunnel unter der Großen Mauer hindurch. Bis heute wird das Projekt als ein technisches Meisterwerk und sogar als ein ästhetisches Musterbeispiel angesehen. Dieser Erfolg ist vor allem dem Chefingenieur Zhan Tianyou (Jeme Tien Yow) zu verdanken. Anfangs waren viele ausländische Ingenieure skeptisch, ob die Chinesen selbst in der Lage sein würden, eine Eisenbahnlinie zu entwerfen und die Bauarbeiten abzuschließen. Zhan bewies dies schließlich, indem er und seine Arbeiter zwei Jahre früher als vorgesehen und auch unter den veranschlagten Kosten das Projekt fertigstellten. Zhan entwarf eine Zickzack-Strecke, um den steilen Berghang zu überwinden. Wenn der Zug auf dieser Strecke die Station Qinglongqiao (die "Brücke des schwarzen Drachens") erreicht, ändert sich sogar die Fahrtrichtung des Zuges: aus dem vorher letzten Waggon wird nun die Lokomotive und führt den Zug weiter nach oben.

Qinglongqiao ist auch heute noch eine wichtige Station für Besucher. In dem im europäischen Stil gebauten Bahnhof steht eine schwarze Bronzestatue von Ingenieur Zhan Tianyou. In der Nähe des Bahnhofes befindet sich auch sein Grab. Der Präsident der Republik China hat nach seinem Tod ein Grabmal errichten lassen. Besucher, die sich für das Leben des Ingenieurs und die Eisenbahnstrecke interessieren, können auch noch das Zhan-Tianyou-Museum in der Nähe der Bahnstation Qinglongqiao besichtigen.

Eine andere wichtige Haltestelle entlang der Linie ist Xizhimen. Im Jahre 1988 wurde die Station zum Beijinger Nordbahnhof umbenannt. Auch dieser Bahnhof wurde von Zhan Tianyou entworfen. Der für den Bau des Bahnhofes benutzte Stahl wurde ausschließlich aus Großbritannien eingeführt. Von außen sieht der Bahnhof wie ein Segel aus, denn früher befanden sich in der Nähe des Gebäudes ein großer mit Schilf bewachsener See und der Gaoliang-Fluss.

Ein hoher Durchgang führt zum Warteraum, der nicht sonderlich gut ausgeleuchtet ist. In der Mitte steht ein Kiosk. Er diente in der Vergangenheit auch aus Auskunftsstelle des Bahnhofes.

Heute steht der Bahnhof unter dem Denkmalschutz der Stadt Beijing. Güterzüge und Fernzüge halten nicht mehr an diesem Bahnhof. Aus Xizhimen fahren nur noch Touristenzüge zur Großen Mauer oder in die Kangxi-Steppe.

Zwei der vier Tunnel entlang der Eisenbahnlinie sind heute immer noch in Betrieb. Beide führen unter der Großen Mauer hindurch. Der eine heißt Juyongguan, der andere Badaling. Der Juyongguan-Tunnel ist 365 Meter lang, und der Badaling-Tunnel ist knapp 1.100 Meter lang.

Eine andere Sehenswürdigkeit ist der Jiming-Berg, der "Berg des krähenden Hahns". Er ist ein Teil des Yanshan-Gebirges nordwestlich von Beijing und ist 1.190 Meter hoch. Historischen Dokumenten zufolge hat eine Kaiserin der Liao-Dynastie vor etwa 1.000 Jahren den Berg bestiegen. Sie ließ daraufhin zwei Gärten auf dem Berghang anlegen. Heute gibt es diese Gärten nicht mehr, doch ein taoistisches Kloster aus der damaligen Zeit steht noch immer auf dem Berg des krähenden Hahns.

Am Fuße des Berges des krähenden Hahns gibt es auch einige Kohlegruben, die jedoch längst geschlossen wurden. Man begann Anfang des 20. Jahrhunderts auf einen Vorschlag von Zhan Tianyou hin, dort Kohle zu fördern.

Die letzte Station der Strecke ist Zhangjiakou. Seit der Yuan-Dynastie war Zhangjiakou eine wichtige Drehscheibe im Norden Chinas. Nach 1869 wurde Zhangjiakou als Handelsstadt für Geschäftsleute aus Russland geöffnet. Die Fertigstellung der Eisenbahn hat damals die Wirtschaft in Zhangjiakou beträchtlich angekurbelt. In den Jahren kurz nach der Freigabe der Linie waren die Hälfte der Einwohner von Zhangjiakou Kaufleute. In den Jahren 1921 und 1923 wurde die Linie zwei Mal weiter nach Norden erweitert, bis nach Baotou in der Inneren Mongolei.

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