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He Weimin und seine Stoffmarken
   2008-06-05 15:44:29    Seite Drucken    cri

Eine so genannte Stoffmarke ist ein Kupon aus Papier, mit der Chinesen innerhalb einer begrenzten Zeit Stoffe oder Kleider kaufen konnten. Sie wurde in der Zeit der Planwirtschaft eingeführt, als Stoffe Mangelware waren. Im Jahr 1954 begannen die entsprechenden Behörden in den verschiedenen Provinzen, regierungsunmittelbaren Städten und Autonomen Gebieten in China, diese Stoffmarken zu produzieren.

He Weimin kommt aus der Provinz Sichuan und hat etwa 15 Jahre lang Stoffmarken gesammelt. Er sagt,

"China gab seit dem Jahr 1954 Stoffmarken aus. Ab 1984 verschwanden sie wieder langsam. Innerhalb dieser 30 Jahre war es schwierig, sich vor der Kälte zu schützen, wenn man keine Stoffmarken hatte. Es war nur mit einer Stoffmarke möglich, Stoffe zu kaufen aus denen man dann Kleider machen konnte. Die Stoffmarken gehörten zum Alltag. In den 1950er Jahren hatte sich die Wirtschaft nicht so gut entwickelt und verschiedene Materialien waren knapp. In jener Zeit bekam ein Erwachsener pro Jahr nur Stoffmarken für zwei Meter Stoff, während einem Kind nur etwa 1,5 Meter zugeteilt wurden. In den schwierigsten Zeiten zwischen 1959 und 1961 ging die Baumwollproduktion wegen der Naturkatastrophen zurück. Was dazu führte, die Stoffe noch geringer bemessen wurden."

Über die Entwicklung der Stoffmarken fügt He Weimin hinzu,

"Bis 1964 erholte sich die Wirtschaft langsam und es wurden wieder mehr Stoffmarken ausgegeben. In der besten Zeit bekam ein Erwachsener Stoffmarken, mit denen man etwa fünf Meter Stoff kaufen konnte und für ein Kind etwa vier Meter. Ich sammle die Stoffmarken, weil sie einerseits mit unserem Leben damals eng verbunden sind und anderseits, weil wir anhand der Entwicklung der Stoffmarken auch den Aufschwung der Gesellschaft sehen können und wie Materialien wie Lebensmittel auch immer reichlicher geworden sind."

Eine Stoffmarke, die von der Provinz Jiangsu in den 1950er Jahren herausgegeben wurde, gehört zu den größten Stoffmarken. Sie war 6,4 Zentimeter lang und 5,5 Zentimeter breit. Eine andere Stoffmarke, die vom Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang in den 1980er Jahren produziert wurde, gehört zu den kleinsten Stoffmarken. Sie ist vier Zentimeter lang und nur 1,6 Zentimeter breit.

Stoffmarken wurden auch nach verschiedenen Werten als Sätze veröffentlicht. Ein Satz Stoffmarken, der im Jahr 1961 in Shanghai veröffentlicht wurde, besteht aus insgesamt elf einzelnen Marken. Kein weiterer Satz hatte so viele Stoffmarken.

He Weimin nimmt einige Stoffmarken in die Hand und erklärt:

"Hier sind einige der ältesten Stoffmarken. Ich habe bis jetzt schon über 3.000 Stoffmarken gesammelt. Wie zum Beispiel, die Stoffmarken aus der Provinz Jiangxi. Ihre Maße betrugen jeweils ein, zwei und vier Cun, etwa drei, sechs und zwölf Zentimeter. Sie waren vom 15. September 1954 bis zum 15. September 1955 gültig. Hier sind noch einige Stoffmarken aus den Provinzen Sichuan, Hubei und Shanxi. Die Stoffmarken aus der Inneren Mongolei waren in zwei Sprachen beschriftet, nämlich in Chinesisch und Mongolisch."

In den Jahren, in denen man die Stoffmarken dringend brauchte, kaufte man damit hauptsächlich Woll- und Baumwollstoffe oder Seide. Häufig zu sehen waren Baumwollkleider, Wollkleider hingegen waren damals teure Qualitätswaren. In jener Zeit musste man für jeden Stoff eine spezielle Stoffmarke haben.

Über seine eigene Sammlung sagt uns He Weimin,

"Ich begann im Jahr 1994, Stoffmarken zu sammeln. Ich denke, die Stoffmarken waren Teil des Alltags. Die Stoffmarken-Sammlung ist auch eine Sammlung der Geschichte. Laut Statistiken wurden landesweit etwa 8.000 verschiedene Stoffmarken von verschiedenen Behörden herausgegeben. Aber manche wurden nur einmal pro Jahr verteilt und wurden dann beim Kauf der Stoffe oder der Kleider zurückgenommen und vernichtet. Bis heute konnte nur etwa die Hälfte davon, also etwa 4.000 Stoffmarken, überliefert werden. Ich habe jetzt etwa 3.000."

He Weimin zeigt uns einen Satz von Stoffmarken aus der Provinz Hubei.

"Das ist ein Satz von Stoffmarken aus der Provinz Hubei. Dieser ist etwas ganz Besonderes, weil es davon nur ganz wenige gibt. Auf der Rückseite stehen einige Hinweise zum Gebrauch von Stoffmarken. Wie zum Beispiel war die Stoffmarke nur zusammen mit einer Bewilligung zum Stoffkauf gültig. Die Stoffmarke durfte nur vom Verkäufer entwertet werden und wenn die Marken abgelaufen waren, wurden sie zurückgenommen."

Das Design der Stoffmarken hat starken Nostalgiecharakter. Dazu sagt He Weimin,

"Auf Stoffmarken, die während der Großen Kulturrevolution erschienen sind, sind folgende Motive abgebildet: Zitate des ehemaligen Vorsitzenden Mao Zedong, das Bild der roten Sonne und der roten Fahne sowie die Szene, wie Arbeiter, Bauern und Soldaten das Land verteidigten."

Die Themen der Stoffmarken vor der Großen Kulturrevolution handelten hauptsächlich von der industriellen Produktion und der Landwirtschaft sowie vom Wasserbau. Die Stoffmarken nach der Kulturrevolution waren relativ einfach gestaltet, sie enthielten also wenige Zeichen und Bilder. In dieser Zeit gab es aber auch einige fein gedruckte Stoffmarken.

"Jede Provinz, regierungsunmittelbare Stadt und jedes Autonome Gebiet veröffentlichte ihre eigenen Stoffmarken. Die Sehenswürdigkeiten in den verschiedenen Orten wurden auch auf den Stoffmarken abgebildet. Wie diese Stoffmarke aus der Provinz Hubei, auf der die Statue von Qu Yuan, einem bekannten Dichter und Politiker während der Zeit der Streitenden Reiche, auf dem Östlichen See in der Stadt Wuhan abgebildet ist."

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