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Eine deutsche Filmemacherin auf den Spuren ihrer Großeltern in China
   2008-06-05 15:27:44    Seite Drucken    cri

Auf der im Mai dieses Jahres stattfindenden Veranstaltungsreihe "Deutschland und China - Gemeinsam in Bewegung" wurden der Dokumentarfilm "Die chinesischen Schuhe" und die Fotos über China der deutschen Regisseurin Tamara Wyss gezeigt.

Vor 80 Jahren lebte der Großvater von Tamara Wyss als Konsul des deutschen Reiches in Sichuan. Mit Fotografien, Tonaufnahmen, Aufzeichnungen und Briefen ihrer Großeltern im Gepäck begab sich Tamara Wyss auf die Spuren ihrer Großeltern in die großen Städte Sichuans und hielt Land und Leute mit ihrer Kamera fest.

Hedwig und Fritz Weiss, die Großeltern der Filmemacherin, lebten und reisten am Anfang des 20. Jahrhunderts in China. Fritz Weiss war Konsul des deutschen Kaiserreiches, seine Gattin Hedwig eine abenteuerlustige Frau, die neugierig auf ein exotisches Land war. Frisch verheiratet machte sich das Paar auf den Weg zur neuen Dienststelle im entlegenen Westen Chinas. Sie hielten mit Kamera Land und Leute fest. Das junge Paar erlebte eine Zeit, in der sich politisch vieles änderte: das Ende des Kaiserreiches, die ersten Jahre einer zum Untergang bestimmten Republik.

Die Filmemacherin folgt der Route ihrer Großeltern. Sie bittet um Auskunft zu den alten Fotos, sucht Orte, trifft auf Menschen, die die Nachfahren jener sein könnten, die auf den alten Fotografien zu sehen sind. Sie gewinnt nicht nur Einblick in die Vergangenheit, sondern auch in ihr gegenwärtiges Leben. Der Film verknüpft die Gegenwart mit der Vergangenheit durch Schauplätze, durch Menschen und ihre Geschichten, durch Bilder oder Musik.

Der Film wurde 2002 in China gedreht. Im Jahr 1997 kam sie auf die Idee, einen Film über China zu drehen, erzählt Tamara Wyss:

"Die Idee entstand eigentlich, als mein Vater seinen Keller ausräumte und ich dort die ganzen Fotos fand, von denen ich vorher nichts gewusst hatte. Danach fing ich an, die Fotos auszuwählen, die Tagebücher meiner Großmutter zu lesen und in deutschen Archiven zu recherchieren. Als ich die ganzen Konsularunterlagen fand, kam die Idee zum Film."

Aus dem Nachlass der Großmutter nahm Tamara Wyss die winzigen chinesischen Schuhe mit auf ihre Reise. Sie erklärte uns, warum ihr Film den Titel "Die chinesischen Schuhe" trägt:

"Es gibt zwei Gründe: einmal spielen die chinesischen Schuhe eine Rolle. Am Ende des Films traf ich eine hoch betagte chinesische Frau im Alter von 110 Jahren, die mir erzählte, wie einst ihre Füße eingebunden waren. Mit ähnlichen Schuhen, die meine Großmutter aus China mitgebracht hatte, spielte ich als Kind. Das ist einer der Gründe für die Titelwahl. Der andere Grund liegt in der übertragenen Bedeutung der chinesischen Schuhe. Ich wanderte durch Teile Chinas und trug chinesische Schuhe. Daher der Titel."

Zur Frage der Unterrschiede zwischen dem alten und dem neuen China meint Tamara Wyss:

"Ja, natürlich gibt es Unterschiede. Einmal war mein Großvater im offiziellen Auftrag hier, und wie sie selber wissen, gehörte Deutschland damals zu den imperialistischen Mächten, während sich China in einer anderen Position befand. Das war eine ganz andere Situation als heute. Während China zur damaligen Zeit von vielen ausländischen Mächten unterdrückt wurde, ist China heute ein gleichberechtigtes Land.

Was ich an meinen Großeltern bewundere, ist die Tatsache, dass sie nicht nur ihre offizielle Rolle als Konsulehepaar wahrnahmen, sondern sich wirklich auch für das Land interessierten. Mein Großvater konnte sehr gut Chinesisch. Er las bis zu seinem Tod Bücher auf Chinesisch. Meine Großmutter wiederum war eine leidenschaftliche Schreiberin, die sich dem Thema Kinderbücher widmete.

Ein weiterer großer Unterschied bestand in den Kontakten zur Bevölkerung. Meine Großmutter hatte damals eigentlich keine chinesische Freundin. Sie hatte keine gleichberechtigten Kontakte mit chinesischen Frauen. Heute ist das ganz anders. Ich zum Beispiel habe eine chinesische Freundin und kann mit ihr über Heirat und vieles mehr diskutieren."

Tamara Wyss besuchte mehrere chinesische Städte. Am meisten beeindruckte sie die südwestchinesische Metropole Chongqing:

"Mir gefällt Chongqing sehr gut. Die Topographie der Stadt finde ich sehr interessant, die Leute sind sehr lebendig und sehr herzlich."

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