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Karamelfiguren-Anfertigung
   2008-06-05 15:09:28    Seite Drucken    cri

Die Anfertigung von Karamelfiguren hat auf die chinesischen Kinder seit jeher eine große Faszination ausgeübt. Die Kinder schauen sich die Karamelfiguren-Herstellung begeistert an und verspeisen die Figur danach genüsslich. Bei der Karamelfiguren-Anfertigung handelt es sich um eine alte Handwerkskunst, die mangels Nachwuchs unter Schutz gestellt werden musste.

In China sind heutzutage in alten Straßenzügen oder auf Märkten Karamelfiguren-Verkäufer zu sehen. Man erkennt sie an der Tragestange über der Schulter, an deren beiden Enden jeweils ein Geschirrschrank hängt. In einem Schrank werden Holzkohle und die Geräte für die Karamelfiguren-Anfertigung aufbewahrt, im anderen ein Holzkohlenherd mit einem bronzenen Löffel. Verschiedene fertige Figuren werden zur Schau gestellt, um Käufer anzulocken. Vor allem Kinder werden vom Karamelfiguren-Verkäufer magisch angezogen.

Zhang Yiliang ist ein Volkskünstler, der schon seit mehr als drei Jahrzehnten Karamelfiguren anfertigt. Er erzählt uns eine Legende, die sich um die Karamelfiguren rankt:

"Während der Ming-Dynastie vor 600 Jahren versuchte Kaiser Zhu Yuanzhang, verdienstvolle Leute, die ihm auf den Thron verholfen hatten, zu töten. Liu Bowen, ein kaiserlicher Beamter, der für militärische Angelegenheiten verantwortlich war, entkam diesem drohenden Unheil. Kurz danach traf er einen Karamelfiguren-Verkäufer. Er einigte sich mit ihm, ihre Kleider zu tauschen. Der Beamte Liu begann später vom Karamelverkauf zu leben und versuchte, Figuren aus Karamel anzufertigen. Die Technik der Karamelfiguren-Herstellung hat sich allmählich entwickelt. Mit der Zeit lernt man, die Figuren schöner zu machen."

Diese traditionelle Handwerkskunst ist in China derzeit vom Aussterben bedroht. Zhang Yiliang demonstrierte uns diese seltene Kunst. Zuerst nahm er mit dem Löffel ein wenig Maltose. Dann rollte er die Maltose bei einer Temperatur von fast 100 Grad mit den Händen sanft zu einem kleinen Ball. Nach einer Weile steckte er den Maltoseball auf einen dünnen Strohhalm. Geschickt blies er anschließend Luft in den Maltoseball, ähnlich wie beim Ballonblasen. Gleichzeitig formte er mit seinen Händen die Figur. Die Formgebung ist der wichtigste und entscheidenste Teil des gesamten Prozesses. Dabei spielt die Zusammenarbeit von Hand und Mund eine wichtige Rolle. Nach einem raschen Abkühlen ist eine neue, verblüffende Figur entstanden.

Als einer der wenigen Karamelfiguren-Meister hat sich Zhang Yiliang sehr für die Entwicklung dieser traditionellen Volkskunst eingesetzt. Er sagt:

"Die meisten Volkskünstler fertigen lediglich Figuren aus den zwölf Tierkreiszeichen an, und zwar in einer einzigen Farbe, einer Farbe, die der Kaffeefarbe ähnelt. Ich hingegen tue das nicht. Meine Produkte gibt es in den Farben Weiß, Rot, Grün und vielen mehr. Zudem gehören Pandas, Goldfische und Früchte ebenfalls zu meinem Repertoire. Ich kann verschiedene Früchte anfertigen. Figuren aus den zwölf Tierkreiszeichen sind aber nach wie vor die Lieblingsmotive der Kunden."

Viele Leute denken irrtümlicherweise, sie selbst seien auch in der Lage, Karamelfiguren anzufertigen. In der Tat ist es jedoch für Leute ohne Berufsausbildung unmöglich, nur eine winzige Blase zu blasen. Die Maltose wird schnell trocken und unbrauchbar sein.

Kinder bevorzugen die Karamelfiguren eher als Spielzeuge. Früher hatten Kinder selten Taschengeld. Kaufte einer von ihnen dennoch eine Karamelfigur, so drängten sich die anderen alle um ihn, um die Figur zu bewundern. Karamelfiguren sind für Kinder attraktive Spielzeuge und für Erwachsene essbares Kunstwerk, das ihre Kindheitserinnerungen wachruft.

Heutzutage sind aber nur wenige Leute bereit, die Technik der Karamelfiguren-Herstellung zu erlernen, weil dieser Beruf nicht gewinnbringend ist. Trotzdem ist Zhang Yiliang keinesfalls pessimistisch:

"Früher habe ich mir darüber auch Sorgen gemacht, jetzt aber nicht mehr, da die Volkskunst vom Staat unter Schutz gestellt worden ist. Nehmen wir Chengdu als Beispiel. Die Lokalregierung hat mehrere Veranstaltungen für Volkskünste ins Leben gerufen, wo die Künstler ihre Erfahrungen austauschen können. Ich wurde vom Staat nach Frankreich und in die Schweiz geschickt, um diese traditionelle Kunst vorzustellen. Ich habe vier Lehrlinge unterrichtet. Alle leisten nun gute Arbeit in anderen Städten."

Sollte der Schutz der Volkskünste durch die Regierung intensiviert werden, wird die Karamelfiguren-Herstellung und andere Handwerkskünste in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit erregen, ist Zhang Yiliang überzeugt.

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