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Auswirkungen des Erdbebens auf Chinas Volkswirtschaft
   2008-06-04 13:16:55    Seite Drucken    cri

Das große Erdbeben von Wenchuan hat bislang in den Katastrophengebieten vielen Menschen das Leben gekostet und schwere wirtschaftliche Verluste verursacht. Dennoch gehen viele Experten davon aus, dass die negativen Folgen des Erdbebens eher regional beschränkt und nur vorübergehender Natur sein werden. Schwere makroökonomische Auswirkungen sind ihren Einschätzungen zufolge nicht zu erwarten.

Bei der Katastrophe vom 12. Mai handelt es sich um das, was rein die betroffene Landfläche betrifft, schlimmste Erdbeben in China seit der Gründung der Volksrepublik 1949. Neben der Provinz Sichuan sind auch viele andere Regionen mehr oder weniger deutlich davon betroffen, darunter die Provinzen Shaanxi, Gansu, Yunnan und Guizhou sowie die regierungsunmittelbare Stadt Chongqing. Bislang wurden offiziell mehrere Zehntausend Tote gemeldet. Zerstört wurden in der Provinz Sichuan auch zahlreiche Infrastruktureinrichtungen einschließlich der Stromversorgung, der Telekommunikation und des Straßenverkehrs. Mehr als 14.000 Industrieunternehmen sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Die vom Beben verursachten direkten wirtschaftlichen Verluste der Industrieunternehmen belaufen sich Schätzungen zufolge auf etwa 67 Milliarden Yuan RMB. Auch die Landwirtschaft blieb nicht unversehrt. Mehrere Zehntausend Hektar mit agrarwirtschaftlichen Kulturpflanzen wurden schwer beschädigt.

Trotz dieser großen Verluste gehen chinesische Ökonomen jedoch davon aus, dass die negativen Auswirkungen des Erdbebens auf die chinesische Wirtschaft im Grunde genommen eher regional bleiben. So sagte beispielsweise Yi Xianrong, Finanzexperte an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, wirtschaftlich gesehen sei die Provinz Sichuan eher eine unterentwickelte Region. Sie zähle auch nicht zu den Hauptproduktionsgebieten Chinas. Überdies habe sich das Erdbeben vor allem in gebirgigen Regionen ereignet, die von dünner Besiedlung und wirtschaftlicher Rückständigkeit geprägt seien. Aus diesen Gründen seien die rein makroökonomischen Folgen des Erdbebens daher eher gering:

"Für die lokale Wirtschaft war das Erdbeben natürlich brutal. Auf die gesamte Volkswirtschaft des Landes wirkt sich das Beben jedoch nicht gravierend aus. Zwar erscheinen die wirtschaftlichen Verluste, zahlenmäßig betrachtet, hoch, sie haben jedoch keinen großen Anteil am gesamten BIP. Daher gehe ich davon aus, dass die Katastrophe keine allzu großen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft hat."

Mit Blick auf die Befürchtungen hinsichtlich des mit dem Erdbeben vergrößerten Inflationsdrucks sagte Yi Xianrong, das Erdbeben wirke sich kurzfristig und partiell auf die Eindämmung der Inflation aus:

"Das Erdbeben wird nur zeitweilig und vor allem auf psychologische Art den Teuerungsdruck erhöhen. Den Konsumpreisindex CPI wird es nur geringfügig beeinflussen."

Die Erzgewinnung spielt bei der wirtschaftlichen Entwicklung in Sichuan landesweit eine bedeutende Rolle, da die Provinz reich an Zink, Blei und Aluminium ist. Durch das Erdbeben sind viele Erzgruben, Hüttenwerke, Kraftwerke und Straßen zerstört worden, nicht aber das Erzvorkommen selbst. Angesichts dessen vertreten Experten die Ansicht, dass sich durch das Beben möglicherweise der Teuerungsdruck am chinesischen Metallmarkt zeitweilig erhöhen könnte. Dennoch wird der Preis nicht dauerhaft steigen, nachdem die wegen der Katastrophe ausgesetzte Produktion wieder aufgenommen worden ist.

In der Provinz Sichuan werden rund sechs Prozent des Getreides und etwa acht Prozent des Pflanzenöls in China angebaut. Da jedoch überwiegend Gebirgsregionen von dem Erdbeben betroffen sind, werden die dort geernteten Getreideprodukte aufgrund der eingeschränkten Verkehrsbedingungen größtenteils auch vor Ort abgesetzt. Darüber hinaus gibt es in China derzeit noch reichen Bestand an Getreide sowie an Pflanzenöl. So geht Wei Chaoan, stellvertretender chinesischer Landwirtschaftsminister, davon aus, dass sich das Erdbeben nicht gravierend auf das Marktangebot und die Preise der Agrarprodukte auswirken wird:

"Das Erdbeben hat in den Katastrophengebieten schwerwiegende Schäden verursacht. Glücklicherweise wurden in vielen anderen Landesteilen seit Anfang dieses Jahres bei der landwirtschaftlichen Produktion gute Ergebnisse erzielt. Das Beben wirkt sich zwar zu einem gewissen Grad auf die landwirtschaftliche Entwicklung aus, der landesweit gute Trend in diesem Bereich wird dadurch jedoch nur geringfügig beeinflußt. Bislang ist das Angebot an Getreide und Schweinefleisch gewährleistet. Auch die Preise der Agrarprodukte blieben soweit im Großen und Ganzen stabil. Wir sind zuversichtlich, dass diese Entwicklung beibehalten werden kann."

Mittlerweile hat die chinesische Regierung den Wiederaufbau und die Wiederherstellung der Produktion auf die Tagesordnung gesetzt und dafür 70 Milliarden Yuan bereitgestellt, um einen Wiederaufbaufonds einzurichten. Yi Xianrong, Finanzexperte an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, geht davon aus, dass sich die massiven Investitionen der Zentralregierung in den Wiederaufbau der Infrastruktur in relativ kurzer Zeit als effektiv erweisen werden.

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