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Matthew Biondi (2)
   2008-05-26 16:04:24    Seite Drucken    cri

Heute begeben wir uns wieder mit dem amerikanischen Ausnahmeschwimmer Matt Biondi ins Wasser. Wie wir in der vergangenen Woche gesehen haben, war Matt Biondi schon bei den Weltmeisterschaften 1986 in Madrid in sehr guter Form gewesen, er hatte sieben Medaillen, davon drei goldene gewonnen. Aber würde er diese Form bis zu den Olympischen Spielen 1988 konservieren können?

Nun, zu Beginn sah es nicht unbedingt danach aus. Über die 200 Meter Freistil, nicht seine Paradedisziplin schwamm Biondi zunächst zu Gold, dann startet er in sein erstes Rennen, für das er als klarer Favorit galt, erst recht, da der Weltrekordhalter Pablo Morales sich nicht für die Spiele hatte qualifizieren können, in die 100 Meter Schmetterling. Zunächst lief alles glatt, kurz vor dem Ende des Rennens lag Biondi vorn, er führte mit einer halben Körperlänge und erlag dann dem Gefühl der Überlegenheit. Zu früh wollte er seinen Triumph auskosten, er verzichtete auf den letzten Armzug und ließ sich an den Beckenrand gleiten und hatte dabei nicht mit der Konkurrenz in Form von Anthony Nesty aus Suriname gerechnet. Der nutzte Biondis Unvorsichtigkeit und schlug eine Hundertstel Sekunde vor ihm an. Nesty gewann in 35,00 Sekunden vor Biondi in 35,01 Sekunden, ein tief enttäuschter Biondi haderte mit sich und verfiel ins Philosophieren. Ein Hundertstel einer Sekunde - was wäre gewesen, wenn meine Fingernägel ein wenig länger gewesen wären. Aber Matt Biondi wäre nicht Matt Biondi, wenn diese eigen verschuldete Enttäuschung nach einer kurzen Auszeit zum Philosophieren nicht dazu geführt hätte, dass er noch motivierter in die anderen Wettkämpfe gegangen wäre. Die nächsten fünf Wettkämpfe, bei denen er bei diesen Olympischen Spielen antrat, gewann er alle, vier davon in neuem Weltrekord. Er gewann über seine Spezialstrecke, die 100 Meter Freistil und stellte einen neuen Olympischen Rekord auf. Zur Überraschung aller gelang es ihm, auch über die 50 Meter Freistil ausgerechnet gegen Tom Jager zu gewinnen und diesem dabei auch noch den Weltrekord abzunehmen. Zwei Jahre lang hatte Biondi in 14 Wettkämpfen nie gegen Jager gewinnen können, zum richtigen Zeitpunkt glückte ihm auch dies. Das versöhnte ihn vielleicht ein wenig mit der vertanen Goldmedaillenchance über 100 Meter Schmetterling. In allen Staffelnbewerben war das Team mit Matt Biondi zudem erfolgreich, die Amerikaner gewannen die 4 x 100 Meter Freistil in neuer Weltbestzeit, ebenso die 4 x 100 Meter Lagen in neuem Weltrekord und die 4 x 200 Meter Freistil, auch die in neuer Weltbestzeit, Matt Biondi schwamm dabei die schnellste je geschwommene Zeit in einer Staffel über diese Distanz. Im Einzel holte Matt Biondi bei diesen Spielen über die 200 Meter Freistil Bronze, am Ende hatte er ebenso viele Medaillen bei diesen Spielen geholt wie Mark Spitz 1972 in München. Insgesamt gewann Biondi sieben Medaillen in Seoul, fünf goldene, eine silberne und eine bronzene. Mark Spitz erreichte er dennoch nicht ganz, denn der war von den Spielen aus München mit sieben Goldmedaillen heimgekehrt. Dennoch, in Seoul war Biondi mit sieben Medaillen insgesamt die schillernde und überragende Figur im Schwimmbecken, allerdings nur bei den Männern, denn bei den Frauen konnte ihm die DDR Athletin Kritin Otto im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser reichen, sie gewann sechs Goldmedaillen.

Nach seinem überragenden Auftritt bei den Olympischen Spielen gönnte sich Biondi eine Auszeit vom Schwimmen, er widmete sich seiner zweiten Leidenschaft, dem Wasserball. 1989 empfahl er sich für die amerikanische Nationalmannschaft, allerdings war er im Wasserball nie so erfolgreich wie im Schwimmen, was vielleicht auch ein Grund dafür war, dass er 1990 wieder ins Schwimmbecken zurückkehrte. Bei den Weltmeisterschaften 1991 im australischen Perth konnte er seinen Titel über 100 Meter Freistil erfolgreich verteidigen. Außerdem gab es wieder ein spannendes Duell mit seinem Erzrivalen über 50 Meter Freistil Tom Jager, der inzwischen auch wieder den Weltrekord hielt. Diesmal behielt Jager die Oberhand, Biondi wurde Zweiter. Biondi erweiterte seine Erfolgsliste um zweimal Staffelgold, er siegte mit dem US-Team über 4 x 100 Meter Lagen und natürlich über 4 x 100 Meter Freistil. 1992 standen wieder einmal Olympische Spiele an, diesmal in Barcelona. Matt Biondi war inzwischen 27 Jahre alt und zählte damit zu den älteren Schwimmern. Sein Auftritt wurde daher längst nicht mehr so glanzvoll wie bei den Spielen in Seoul, aber es war ein würdiger Abschied eines ganz Großen. Mit den beiden Sprintstaffeln der Amerikaner gewann Biondi noch einmal Gold, wenn gleich er über die 4 x 100 Meter Lagen nur im Vorlauf geschwommen war. Über die 50 Meter Freistil schaffte er es noch mal auf die zweite Stufe des Treppchens. Nur in seiner Paradedisziplin konnte er, der amtierende Olympiasieger und Weltrekordhalter, nicht mehr zu einem Erfolg kommen, er wurde nur Fünfter.

Nach den Olympischen Spielen schwamm Biondi noch zwei weitere Jahre, dann zog er sich aus dem aktiven Leistungssport zurück. Nach Mark Spitz ist er der erfolgreichste Schwimmer aller Zeiten, sowohl bei den Olympischen Spielen als auch bei Weltmeisterschaften hat er jeweils elf Medaillen erringen können, in seiner Laufbahn hatte er zwölf Weltrekorde aufgestellt. Bei den Olympischen Spielen brachte er es am Ende bei drei aufeinander folgenden Spielen auf acht Gold-, zwei Silbermedaillen sowie eine Bronzemedaille. Er wurde nach seiner Karriere sowohl in die amerikanische als auch in die Internationale Ruhmeshalle des Schwimmens aufgenommen. Sein Studium in Berkeley hatte er 1988 mit einem Bacelor in Volkswirtschaftslehre beendet, außerdem engagierte sich Biondi schon seit langem im sozialen Bereich. Er arbeitete für die Special Olympics, für eine Stiftung, die vermisste Kinder sucht, und für die Make a wish Stiftung, die schwerkranken Kindern einen Wunsch erfüllt. Daher war er auch nach dem Ende seiner Karriere als Profisportler sehr beschäftigt. Selbstverständlich blieb er dem Schwimmsport verbunden, bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney war er live vor Ort, als Ian Thorpe, ein Schwimmer, der ihm sehr ähnlich ist, seine Erfolge feierte. Bei dieser Gelegenheit trat auch der philosophierende Biondi wieder zu Tage. Er äußerte sich skeptisch über die Vollkörperschwimmanzüge, weil die Anzüge für ihn ein Zeichen für zuviel Technologie im Becken seien. Es solle doch ein Vergleich der Athleten, ihrer pysischen und psychischen Fähigkeiten sein, sagte er. Müsse es immer mehr technologischen Fortschritt geben? Was komme denn dann als nächstes? Würden sich die Schwimmer die Ohren ankleben und Gesichtsmasken tragen? Ihm sei bewusst, dass es Fortschritt geben müsse, aber er sei eben ein Purist.

Sein Trainer Thornton hat einmal über Biondi gesagt, er sei einfach der perfekte Schwimmer, er habe eben alle nötigen Voraussetzungen für diesen Sport mitgebracht. Er habe dasselbe Gefühl für das Wasser, das ein Künstler für den Pinselstrich auf der Leinwand hat oder ein Pianist für die Tasten. Dieses Gefühl hat Biondi wohl auch immer hautnah erleben wollen, vielleicht hat ihn das zum Puristen gemacht.

Heute lebt Matt Biondi mit seiner Frau und seinem Sohn in Kamuela auf Haiwaii. Er arbeitet als Lehrer für Mathematik, amerikanische Geschichte und Schwimmen an einer Privaten College Vorbereitungsschule.

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