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Politik darf nicht mit Sport vermischt werden
   2008-05-26 15:57:22    Seite Drucken    cri

1980 fanden die 22. Olympischen Spiele in Moskau, der Hauptstadt der ehemaligen Sowjetunion, statt. Das Maskottchen der Spiele, der kleine Bär Misha, hat die Leute weltweit entzückt. In den vergangenen Tagen hat der heutige Ehrenvorsitzende des Russischen Olympischen Komitees und ehemalige erste stellvertretende Vorsitzende des Organisationskomitees der Spiele 1980 in Moskau, Vitaly Smirnov, einen Blick zurück auf die Olympischen Spiele 1980 geworfen.

Der mittlerweile 73-jährige Smirnov fungiert heute als Ehrenvorsitzender des Russischen Olympischen Komitees. Damals, 1980, war er an der Organisation der Spiele in Moskau beteiligt. Er war dafür verantwortlich, mit dem IOC, den verschiedenen Sportinstitutionen der jeweiligen Länder und den Medien die erforderlichen Arbeiten zu koordinieren. Smirnov erinnert sich daran, dass die ehemalige Sowjetunion Ende 1979 in Afghanistan einmarschiert ist. Mehrere Länder, darunter auch die USA, hätten anschließend eine Stellungnahme veröffentlicht, wonach sie eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Moskau ablehnen würden. Dies habe die Spiele negativ beeinflusst, so Smirnov:

"Die größte Schwierigkeit lag darin, dass damals US-Präsident Jimmy Carter angekündigt hatte, dass die US-Sportdelegation nicht an den Olympischen Spielen in Moskau teilnehmen würde. Im Januar 1980 war ich in die USA, nach Mexiko und in andere Länder gereist. Ich erklärte meinen Gesprächspartnern, dass eine politische Intervention nicht richtig sei. Die Entscheidung über eine Nichtteilnahme an den Spielen habe mit dem Eindringen der Sowjetunion in Afghanistan nichts zu tun. Durch unsere Bemühungen haben viele Länder doch noch an den Olympischen Spielen teilgenommen. Von einigen Ländern wie beispielsweise Großbritannien und Frankreich wurden die Sportler entsendet, obwohl ihre Regierungen einen Boykott der Spiele angekündigt hatten."

Vitaly Smirnov sagte weiter, wegen des Boykotts hätten zahlreiche Sportler aus vielen Ländern nicht an den Spielen teilnehmen können. Dies sei sicher für sie eine grausame Erfahrung gewesen:

"Die schwersten Auswirkungen des Boykotts war die Bestrafung der Sportler. Viele Aktive haben dies auch sehr bedauert. Man muss wissen, dass die meisten Sportler vielleicht nur einmal in ihrer sportlichen Karriere an den Olympischen Spielen teilnehmen können. Nur wenige schaffen es, zweimal oder gar öfters bei den Spielen mitzuwirken. So gesehen waren diejenigen Sportler, die nicht an den Spielen 1980 teilnehmen konnten, damals die unglücklichsten Menschen."

Trotz politischer Faktoren waren die Olympischen Spiele 1980 in Moskau, für deren Austragung die Sowjetunion etwa neun Milliarden US-Dollar bereitgestellt hatte, sehr erfolgreich gewesen. Die Sowjetunion gewann bei den Spielen insgesamt 80 Gold-, 69 Silber- und 46 Bronzemedaillen und belegte den ersten Platz im Medaillenspiegel. Es waren zudem die Olympischen Spiele, bei denen die Sowjetunion seit 1952 die meisten Goldmedaillen erringen konnte. Zuvor hatte noch nie ein Land bei den Olympischen Spielen so viele Goldmedaillen erhalten.

Vitaly Smirnov betonte zudem besonders, dass das Maskottchen der Spiele von Moskau sehr beliebt war:

"Das Maskottchen der Spiele von 1980, Misha, war beliebt und begeisterte die Menschen. Besonders auf der Abschlußzeremonie, als Misha als kleiner, weinender, am Himmel tänzelnder Bär zu sehen war. Damals gab es mehrere Vorschläge für ein Maskottchen, aber wir haben uns schließlich für das Symbol unseres Landes, den Bären, entschieden."

Nach den Olympischen Spielen 1980 in Moskau hatte Vitaly Smirnov aufeinanderfolgend die Funktion als Vorsitzender des Sowjetischen Olympischen Komitees, als Vorsitzender des Russischen Olympischen Komitees sowie als stellvertretender Vorsitzender des IOC inne. Heute ist er nach wie vor im Rahmen der olympischen Bewegung aktiv tätig. Vor kurzem besuchte er auch verschiedene Olympia-Sportsstätten in Beijing:

"Ich bin der Meinung, dass Beijing schon bereit dafür ist. Ich habe gerade verschiedene Olympia-Sportsstätten in Beijing besucht. Dazu gehört die Beijinger Schießsporthalle, in der noch vor kurzem Schießwettbewerbe stattgefunden haben. Ich habe die Sportler und Trainer dort gefragt, und sie haben alle die Qualität und die Bedingungen in der Sportsstätte gewürdigt."

In letzter Zeit haben einige Länder und Organisationen für einen Boykott der Olympischen Spiele in Beijing plädiert. Dazu vertrat Vitaly Smirnov einen klaren Standpunkt:

"Ich bin der Meinung, dass der Sport nicht mit Politik vermischt werden darf. Nur einige wenige Menschen fordern einen Boykott der Olympischen Spiele in Beijing. Ich begrüße das ganz und gar nicht. Ich bin der Meinung, die Tibet-Frage gehört zu den inneren Angelegenheiten Chinas. Sie soll daher auch von China selbst gelöst werden. Ich wünsche der Austragung der Olympischen Spiele in Beijing viel Glück und Erfolg! Durch die Spiele in Beijing können der Welt das neue Gesicht Chinas sowie die Leistungen des Landes gezeigt werden. Gleichzeitig kann auch die olympische Bewegung gefördert werden."

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