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... man muss nicht immer vorn dabei sein
   2008-05-12 18:05:50    Seite Drucken    cri

In der vergangenen Sendung haben wir Ihnen bereits die unbeschreiblich schlechten Leistungen einiger Olympiateilnehmer vorgestellt. Wir konnten auch erkennen, dass die verheerenden Leistungen meist bei den Olympischen Winterspielen zu Tage traten, was damit zusammenhängen könnte, dass es mehr Staaten auf diesem Erdenrund gibt, die keine idealen Wintersportbedingungen bieten als Staaten, die diese bieten. Denn es waren zumeist Athleten aus den warmen Regionen der Welt, aus Marokko, dem Libanon, Ägypten und Jamaika, die dem Sport die Ernsthaftigkeit nahmen und damit die Zuschauer zum Teil ganz gut unterhielten. Allerdings empfanden es viele Athleten aus Wintersportsstaaten als Affront, dass sie jahrelang hart trainieren und Qualifikationen überstehen mussten, um dann auf Sportler zu treffen, die freimütig nach ihren Läufen erklärten, dass dies ihr erster Versuch sei, auf Schnee Ski zu fahren. Denn viele Sportler aus den Wintersportstaaten, die eine deutlich bessere Leistung als die Warmstaatler hätten bringen können, hatten die Qualifikation ihres Landes nicht überstanden. Nach den Winterspielen von Albertville 1992 erkannte auch das IOC das Problem. Der Sportdirektor des IOC Gilbert Felli erklärte, es könne nicht länger sein, dass Sportler zu den Olympischen Spielen kommen, um Ferien zu machen, die Zeit der Touristen-Athleten sei nun vorbei. Dennoch, immer noch muss einer am Ende der Letzte sein, auch wenn die Letzten seit Albertville nun nicht mehr rückwärts über die Ziellinie rutschen. Und auch bei den Sommerspielen gibt es immer wieder Sportler, die die Zuschauer aufgrund ihrer wenig olympischen Leistung unterhalten. So beispielsweise die Olympische Mannschaft Haitis, sie sicherte sich durch ihren Auftritt bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal auf jeden Fall einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Das Team war die schlechteste Olympiamannschaft, die jemals bei den Spielen angetreten war. Der Teilnehmer über 800 Meter schaffte es nicht in den nächsten Vorlauf, der Marathonläufer kam nicht im Ziel an, aber für noch mehr Aufsehen sorgte Olmeus Charles, der über die 10.000 Meter antrat. Für ihn zählte nur eins: Ankommen, wann war ihm egal, aber aufgeben würde er nicht. In seinem Vorlauf setzte er eine neue Bestmarke, er lief die langsamste jemals bei Olympischen Spielen über diese Distanz gelaufene Zeit. Er brauchte 42 Minuten und 0,11 Sekunden. Sogar der langsamste Läufer des Feldes überrundete Charles mindestens dreimal, der Sieger war soviel schneller als Charles, dass er noch einen 5.000 Meter Lauf anhängen hätte können und dann immer noch so schnell gewesen wäre wie Charles. Die Offiziellen diskutierten bereits, ob man Charles zur Aufgabe zwingen sollte, denn sein Auftritt verzögerte den gesamten Zeitplan. Den Zuschauern schien es aber zu gefallen, endlich wurde fürs Geld mal was geboten, da unten lief ein Normalo, der sich über die Bahn quälte. Am Ende ließen die Offiziellen den Haitianer bis ins Ziel laufen. Der Zeitplan war allerdings dahin, Charles hatte dafür gesorgt, dass alle weiteren Wettkämpfe erst 15 Minuten verspätet gestartet werden konnten.

Es wird berichtet, dass der Haitianische Staatschef Babydoc Duvalier die Olympia-Mannschaft seines Landes persönlich ausgewählt habe. Eine Qualifikation durchzuführen sei ihm zu teuer gewesen, er habe sich daher auf seinen Eindruck verlassen. Dieser schien ihn dann doch ein wenig getäuscht zu haben.

Auch Roberto Alvarez löste bei den Offiziellen Unruhe aus. Bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary trat er für Mexiko im 50 Kilometer Langlauf an. Die Offiziellen mussten lange warten, bis Alvarez wieder im Ziel eintraf, er brauchte für die Strecke eine Stunde länger als der Sieger. Die Offiziellen hatten zwischenzeitlich bereits einen Suchtrupp losgeschickt, da sie befürchteten, dass Alvarez sich verletzt habe.

Der Franzose Victor Arbez bereitete beim Biathlon über 20 Kilometer bei den Olympischen Winterspielen 1960 in Squaw Valley auf der Strecke keine Sorgen, ganz im Gegenteil. Er war auf der Strecke sogar der schnellste. Allerdings ist es bis heute rätselhaft, warum er im Biathlon antrat, denn beim Schießen machte Arbez eine sehr unglückliche Figur. Von 20 Schüssen traf er nur zwei. Trotz seiner guten Leistung in der Loipe wurde er so Letzter.

Ein weiterer unvergessener Olympia-Außenseiter war Eddie, "the Eagle Edwards". Der Stuckateur aus England hatte einen großen Traum, er wollte einmal an Olympischen Spielen teilnehmen, was ihm aber bei seinen Versuchen im Judo, im Volleyball und beim Reiten misslang. Dann hatte er die zündende Idee. Im Skispringen gab es keine heimische Konkurrenz, hier rechnete er sich Chancen aus. Ohne Unterstützung durch den britischen Skiverband trat Edwards also Ende der 1980er bei internationalen Skisprungwettbewerben an. Bei der Nordischen Ski-WM 1987 in Oberstdorf wurde Edwards zwar Letzter, seine Weite war allerdings britischer Rekord, daher hatte er sich für die Olympischen Winterspiele 1988 in Calgary qualifiziert. Der etwas schwergewichtige Edwards, er war neun Kilogramm schwerer als sein schwerster Konkurrent, belegte von der Normal- und der Großschanze wie zu erwarten den letzten Platz, aber er war dabei. Die Medien gaben ihm daraufhin den Namen "Eddie the Eagle". Bizzarer Weise befassten sich die Medien mehr mit Edwards als mit den eigentlichen Siegern, was das IOC dazu veranlasste, die Qualifikationsbedingungen zu ändern, Edwards konnte sich nie wieder für die Spiele qualifizieren. Nach einem Sturz in Innsbruck 1989, bei dem sich Edwards das Schlüsselbein brach, wollte er zwar weitermachen, die Verantwortlichen änderten nun aber auch die anderen Reglements für Internationale Wettkämpfe, so dass der Eagle nicht mehr weiter fliegen durfte. Edwards schlug aus seiner Popularität ein paar Jahre weiter Kapital, meldete dann aber Bankrott an. Inzwischen ist er Anwalt. Zur Eröffnung der umgebauten Schattenbergschanze in Oberstdorf durfte Eddie the Eagle im Jahr 2004 noch einmal springen.

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