Die 71-jährige Cedai Drolma wurde 1937 in eine arme Familie geboren, die als Leibeigene in Xigaze in Tibet lebte. Cedai heißt auf Tibetisch "Langlebigkeit" und Drolma "Frau". Cedai Drolma und ihre Familie lebten vor der friedlichen Befreiung Tibets 1951 als Leibeigene ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Dazu Cedai Drolma:
"Meine Familie war sehr, sehr arm. Das Leben war hart. Wir hatten als Leibeigene weder eigenen Grund noch eine eigene Wohnung. Wir mussten zu Wucherpreisen beim Grundbesitzer Kredite erbitten, wir lebten in sehr instabilen Verhältnissen."
Mit der friedlichen Befreiung Tibets im Jahr 1951 wandte sich im Leben Cedai Drolmas vieles zum Besseren. Cedai Drolma trat eher zufällig der Vereinigung junger tibetischer Frauen bei und beteiligte sich in Folge dessen oft an Kunstdarbietungen dieser Organisation. Schon als 21-jährige war Cedai Drolma in ihrer Heimat eine bekannte Sängerin. Kurz darauf bekam Cedai Drolma die Gelegenheit, am Shanghaier Konservatorium Musik zu studieren. Um tibetische Nachwuchsmusiker heranzubilden, hatte das Shanghaier Konservatorium eine eigene Klasse für die Tibeter eingerichtet. Dazu Cedai Drolma:
"Viele haben sich für die Aufnahmeprüfung angemeldet. Ich wurde dem Prüfer von meinen Ensemblekollegen empfohlen. Die Prüfer haben mich singen gehört und mir mitgeteilt, dass ich aufgenommen werde."
Cedai Drolma hatte die Aufnahme aufgrund ihres Gesangstalents geschafft, sie hatte die Chance bekommen, am Shanghaier Konservatorium Musik zu studieren. Trotz ihres Talents war das Studium an sich aber eine große Herausforderung für sie. Denn sie konnte weder lesen noch schreiben und verstand nichts von Musiktheorie. Daher kam sie im Studium nur langsam voran. Cedai Drolma war immer wieder sehr verzweifelt und erwog des Öfteren, das Studium abzubrechen:
"Ich hatte zu Beginn des Studiums Verständigungsprobleme. Ich dachte, wenn ich hier niemanden verstehe, dann gehe ich lieber wieder nach Hause."
Ihre Lehrer und ihre Kommilitonen am Shanghaier Konservatorium haben Cedai Drolma aber sehr geholfen. Die Lehrer, die sie unterrichteten, lernten für sie Tibetisch. Alle bemühten sich, ein neues Zuhause für Cedai Drolma zu schaffen. Dank der Unterstützung der Dozenten und der Kommilitonen machte Cedai Drolma vor allem bei der Gesangsausbildung erfreuliche Fortschritte. Cedai Drolma wurde schließlich als Sängerin für die Titelmelodie des Films "Befreite Leibeigene wollen singen", ausgewählt. Dazu Cedai Drolma:
"Ein Beijinger Filmstudio hat einen Dokumentarfilm über Tibet gedreht. Es war ein Film über Tibets Vergangenheit und über die demokratischen Reformen in Tibet. Der Titel dieses Filmes lautet "Befreite Leibeigene wollen singen"."
Cedai Drolma hat mehrere tibetische Lieder gesungen. Ihre einzigartige Stimme und ihre Ausdrucksstärke beeindruckten die Menschen immer wieder. Viele ihrer Lieder sind landesweit beliebt und bekannt. Nach dem Studium verließ Cedai Drolma die Großstadt Shanghai und kehrte nach Tibet zurück, um die Entwicklung ihrer Heimat zu fördern.
"Ich bin Tibeterin und habe meine Wurzeln in Tibet. Tibet hat nicht nur meine persönliche Entwicklung, sondern auch meinen Gesangsstil beeinflußt. In Tibet kann ich mein Talent und meine Persönlichkeit am besten entfalten, dachte ich."
Cedai Drolma trat nach ihrer Rückkehr nach Tibet dem Gesangs- und Tanzensemble Tibets bei. Sie hat in jeder Ecke Tibets ihre Spuren hinterlassen und singt unermüdlich für die Bauern und Hirten ihrer Heimat.