Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Das Provinzmuseum Henan
   2008-05-04 16:00:13    Seite Drucken    cri

Das Provinzmuseum Henan, das 1998 in einen neu errichteten, imposanten Bau eingezogen ist, liegt im Zentrum der Provinzhauptstadt Zhengzhou. Der Form einer Pyramide nachempfunden, ähnelt das Museum einem alten Observatorium, das zur Zeit der Yuan-Dynastie (1279-1368) in Dengfeng stand und als das älteste erhaltene Observatorium Chinas gilt. Als zusätzliche Besonderheit wurden an die Decke des Museums zahlreiche Sterne gemalt, wodurch die Besucher des Museums in der nach oben offenen Empfangshall den Eindruck bekommen, unter einem Sternenhimmel zu stehen.

Mit mehr als 140.000 antiken Ausstellungsstücken, die von Archäologen in der Region ausgegraben wurden und auf einer Ausstellungsfläche von etwa 78.000 Quadratmetern präsentiert werden, ist diese kulturelle Einrichtung eines der bestausgestattesten und umfangreichsten Museen Chinas. Warum die Provinz Henan als die Wiege der chinesischen Zivilisation vor rund 8.000 Jahren bezeichnet wird, erfährt der Besucher bei einem Rundgang durch das Provinzmuseum, denn all diese zur Schau gestellten Exemplare belegen eindrucksvoll die kulturelle Stellung der Provinz Henan.

Diese herausragende historische Bedeutung wird in verschiedenen Ausstellungen näher erläutert, die zudem über 5.000 nationale Schätze ersten oder zweiten Grades beinhalten. Bronzegegenstände aus der Shang- oder Zhou-Dynastie (17.Jahrhundert - 1025 vor unserer Zeitrechnung beziehungsweise 1025 - 256 vor unserer Zeitrechnung), Tonwaren oder Porzellan aus verschiedenen Dynastien sowie Funde aus menschlichen Siedlungen inklusive Musikinstrumenten und Orakelknochen sind Beispiele für die kulturelle Geschichte Henans. Eine dieser Ausstellungen trägt den Titel "Schätze der altertümlichen Kultur Henans", und eine Museumsführerin weiß mehr darüber zu berichten:

"Die Ausstellung "Schätze der altertümlichen Kultur Henans" gehört zu den regulären Ausstellungen des Museums. Die Exponate wurden alle in Henan ausgegraben und sind am repräsentativsten für ihre jeweilige historische Epoche."

Die Museumsführerin weißt vor allem auf ein Musikinstrument hin, eine mehrere Tausend Jahre alte Flöte.

"Diese Flöte, die 1987 in Wuyang ausgegraben wurde, ist mehr als 8.700 Jahre alt. Experten zufolge wurde das Instrument aus den Gliedknochen eines Kranichs hergestellt. In regelmäßigen Abständen wurden in den Knochen sieben Löcher gebohrt. Betrachtet man die Flöte genauer, so entdeckt man, dass neben den größeren auch einige kleinere Löcher angebracht wurden. Mit ihnen kann man das Instrument stimmen, da der Knochen an den verschiedenen Stellen unterschiedlich dick ist."

Zweifelsohne ist solch eine handwerkliche Kunstfertigkeit, vor 8.700 Jahren angewandt, mehr als beeindruckend. Und die Flöte kann sogar heute noch gespielt werden. Dazu die Museumsführerin:

"Chinesische Musiker haben nach der Ausgrabung des Instruments auf dieser Flöte das Volkslied "Xiao Bai Cai", kleiner Weißkohl, gespielt. Die Töne klangen immer noch korrekt! Diese Knochenflöte ist somit das älteste, noch einsetzbare Musikinstrument Chinas."

Neben solch kunstfertigen Schätzen sind in der Ausstellung "Schätze der altertümlichen Kultur Henans" auch weitere künstlerische Meisterwerke zu entdecken, beispielsweise verschiedene Malereien. Eines der beeindruckendsten Werke ist sicherlich das Bild von Zhang Zeduan.

"Geschaffen hat dieses Bild der Maler Zhang Zeduan während der Zeit der Nördlichen Song-Dynastie. Porträtiert wurden dabei Straßenszenen während des Qingming-Festes. Dieses Fest ist ein traditionelles Fest zu Ehren der Toten, bei dem die Gräber der Angehörigen aufgesucht werden. Auch der Besuch von Straßenmärkten gehört zu den Bräuchen dieses Festes. Das Bild läßt sich in drei Teile gliedern: Szenen aus einem Vorort, der Blick auf den Bian-Fluß sowie eine damals alltägliche Straßenszene."

Die Stadt Bianjing war das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Nördlichen Song-Dynastie (960 - 1279). Mit dem Bild des Malers Zhang Zeduan erhält der Betrachter somit einen hervorragenden Einblick in das Leben der damaligen Zeit, sind auf dem Kunstwerk schließlich verschiedene Wohnhöfe, Werkstätten, Teehäuser, Lebensmittelgeschäfte oder Amtsstuben dargestellt. Dank des Festhaltens der Architektur, des Handels und des alltäglichen Treibens auf einer Leinwand wird bis heute ein authentischer Blick auf den wirtschaftlichen Boom während der Song-Dynastie ermöglicht.

Neben zahlreichen Dauerausstellungen gibt es in regelmäßigen Abständen im Provinzmuseum Henan auch verschiedene Sonderausstellungen. Eine davon widmet sich dem Thema Jade. Dazu die Museumsführerin:

"Die ausgestellten Jade-Stücke lassen sich in folgende Kategorien einteilen: Jade für zeremonielle und rituelle Zwecke, Jadeschmuck und Jade als Grabbeigabe beziehungsweise als Totenschmuck. Während der Han-Dynastie (206 vor unserer Zeitrechnung bis 220) war es beispielsweise üblich, die Verstorbenen besonders ehrenhaft zu bestatten. Am teuersten und kompliziertesten war dabei natürlich, Kleidung aus Jade herzustellen. Diese wurde dazu zu kleinen und flachen Stücken verarbeitet, gelocht und mit einem Metallfaden verknüpft, bis schließlich ein Kleidungsstück entstanden ist. Ein Handwerker brauchte dabei meist mehr als zehn Jahre, um solch eine Kleidung aus Jade herzustellen!"

Neben dem Jadeschmuck ist noch ein weiteres beeindruckendes Exemplar der künstlerischen und handwerklichen Fertigkeiten aus dem alten China zu bestaunen: ein 26-teiliges Glockenspiel namens Bianzhong, das in der Zeit der Streitenden Reiche (475 bis 221 vor unserer Zeitrechnung) angefertigt wurde. Es diente als Instrument am Hofe des Chu-Kaisers. Das Instrument hat einen Stimmumfang von viereinhalb Oktaven.

Das Provinzmuseum Henan belegt somit dank umfangreicher und beeindruckender antiker Fundstücke, dass die Provinz zu Recht als die Wiege der chinesischen Zivilisation bezeichnet wird. Achmed, ein Besucher aus Ägypten, fasst seine Eindrücke über das Museum schließlich wie folgt zusammen:

"Das Provinzmuseum Henan hat mich sehr beeindruckt. Der riesige Garten und die schöne Umgebung haben mich zusätzlich begeistert. Ich interessiere mich sehr für die ausgestellten Exponate, besonders für die Fundstücke über die antiken Siedlungen, die eine jahrtausendealte Geschichte haben. In dem Museum habe ich auch viele ältere Leute gesehen, und vor dem Museum standen die Leute sogar Schlange. Dies ist ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen hier für die Vergangenheit interessieren, um eine Lehre daraus zu ziehen und das Land besser aufbauen zu können."

     mehr zum Thema
     Ihr Kommentar

Not Found!(404)

Not Found!(404)