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Auswirkungen der US-Hypothekenkrise auf Chinas Finanzreform
   2008-04-30 15:23:42    Seite Drucken    cri

Die US- Hypothekenkrise hat sich bislang nur gering auf den Geld- und Immobilienmarkt in China ausgewirkt. Wirtschaftsexperten sind der Ansicht, dass China bei der Fortsetzung der Finanzreform Lehren daraus ziehen sowie die Aufsicht und Kontrolle über den Geldmarkt verstärken sollte. Mehr dazu in unserem folgenden Beitrag.

Die durch die Hypothekenkrise verursachten Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten haben inzwischen mehr und mehr Länder und Regionen in Mitleidenschaft gezogen. Viele Länder sind sich darüber im Klaren, dass sie vor den negativen Auswirkungen auf der Hut sein müssen. Dabei bildet China keine Ausnahme.

Wie allgemein bekannt ist, lässt sich die US- Hypothekenkrise unmittelbar auf die blinde Expansion des amerikanischen Immobilienmarkts zurückführen. Viele Wirtschaftsexperten sehen darin auch ein Problem der chinesischen Wirtschaft, da auch Chinas Immobilienmarkt seit Jahren von Überhitzung und sogar von einer so genannten "Blase", das heißt spekulativer Überbewertung, geprägt sei. Viele befürchten, dass Chinas Immobiliensektor unter den Auswirkungen der US- Hypothekenkrise einen Wendepunkt erreichen und sogar in eine Krise geraten könnte. Chen Wei, Vertreter des chinesischen Ministeriums für Wohnungs- und Städtebau, zeigte sich jedoch nicht so pessimistisch:

"Ich teile nicht die Ansicht, dass Chinas Immobilienmarkt einer Talfahrt bevorsteht. Vielmehr gehe ich davon aus, dass Chinas Urbanisierung ein langfristiger Prozess sein wird, der 20 bis 30 Jahre anhalten wird. Notsituationen wie die US- Hypothekenkrise wirken sich normalerweise nur auf einen begrenzten Zeitraum aus, wenn es um Engpässe an Kapital oder Ressourcen geht."

Fred Hu, Managing Direktor der Goldman Sachs Asia, sagt, dass die US- Hypothekenkrise den chinesischen Immobilienmarkt bislang noch nicht erreicht habe. Trotzdem gebe es keinen Anlass zu übereiltem Optimismus. Erfahrungen aus den USA zeigen, dass Turbulenzen auf dem Immobilienmarkt unausweichlich das ganze Finanzsystem und die gesamte Volkswirtschaft beeinträchtigen können:

"Wir sollten die These vom so genannten "chinesischen Ausnahmefall" verwerfen. Chinas riesiger Markt und das kontinuierliche Wirtschaftswachstum in den vergangenen drei Jahrzehnten sollten nicht über die tatsächliche Situation hinwegtäuschen. Auch wenn die Kreditinstitute in China nicht von den Turbulenzen der US- Hypothekenkrise betroffen sind, müssen wir doch vorsichtig sein."

Außer im Immobiliensektor haben Chinas Geldinstitute kaum in den Markt für zweitklassige Hypothekenkredite investiert. Dies sei Experten zufolge ein wesentlicher Grund dafür, dass die Turbulenzen den chinesischen Finanzmarkt weniger stark erschüttert haben. Auf der 17. Ministerkonferenz des Internationalen Währungs- und Finanzkomitees (IMFC) unlängst in Washington sagte Chinas Zentralbankchef Zhou Xiaochuan, da einige chinesische Geldinstitute über relevante Finanzprodukte verfügten, seien sie im Verlauf der US-Kreditkrise in Mitleidenschaft gezogen worden. Dennoch könnte sie diese Verluste ohne große Probleme ausgleichen:

"Chinas Finanzinstitute haben auch in den Markt der zweitklassigen Hypothekenkredite investiert, wo sie unvermeidbar Verluste erlitten. Im Grunde genommen sind diese Investitionen jedoch hinsichtlich Menge und Verhältnis geringfügig. Daher lassen sich die Schäden vergleichsweise leicht wiedergutmachen. Außerdem sind Chinas Finanzinstitute allgemein groß und geschäftlich erfolgreich. Sie können also einige Einbußen verkraften."

Trotzdem vertreten viele Branchenkenner die Ansicht, dass mit der US-Hypothekenkrise diesmal für den chinesischen Finanzmarkt die Warnglocke geschlagen hat. Die Krise führen sie vor allem darauf zurück, dass das ohnehin risikoreiche Immobilienkapital mit Hilfe verschiedenartiger Finanzderivate auf den Markt gelangt sei. Chinas Markt für Finanzderivate steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Nichts desto trotz solle bereits in der Anfangsperiode darauf geachtet werden, ein effektives Kontroll- und Krisenmanagement aufzubauen.

Auf dem jüngst beendeten Asien-Forum im südchinesischen Boao sagte Liu Mingkang, Vorsitzender des Aufsichts- und Verwaltungskomitees der chinesischen Banken, die US-Hypothekenkrise habe Chinas Finanzsektor gezeigt, wie wichtig eine verstärkte Aufsicht der Regierung über den Finanzmarkt sei:

"Die Aufsichtsbehörden müssen die Marktentwicklungen folgen und sich jederzeit für die Eindämmung einer Notsituationen bereithalten. Sobald die Marktteilnehmer nicht bereit oder imstande sind, ihre Probleme zu beheben, müssen die Aufsichtsbehörden umgehend Maßnahmen zum Schutz der Anleger ergreifen. Dabei beschränkt sich ihr Aufgabenbereich nicht nur auf das Inland. Durch die Globalisierung müssen alle Länder gemeinsame Standards und Rahmen sowie gemeinsame Methoden erarbeiten, um Risiken zu analysieren und eine Ausbreitung von Krisen durch internationale Zusammenarbeit zu vermeiden."

Allerdings werde die verstärkte Aufsicht Liu Mingkang zufolge keinesfalls beliebige staatliche Eingriffe in die Finanzinstitute zur Folge haben. Trotz der Turbulenzen an den internationalen Märkten verfolge China nach wie vor seinen Kurs der Reform und Öffnung des Finanzsektors nach außen. Zugleich betont Liu, dass die Öffnung schrittweise vonstatten gehen sollte, um Risiken und Probleme zu vermeiden.

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