In der letzten Zeit haben die deutschen Medien nicht nur Nachrichten über "die Ausweisung der ausländischen Studenten während der Beijinger Spiele" schlichtweg erfunden, sondern auch die Demonstrationen der Chinesen in Deutschland ignoriert. Im Gegensatz dazu interessierten sie sich sehr für die Proteste der tibetischen Separatisten. Diese "absichtliche Erblindung" bei der Berichterstattung empört alle Chinesen in Deutschland.
Am 17. April berichteten fast alle deutschen Medien, dass die chinesische Regierung aus Sicherheitsgründen ausländische Studenten während der Beijinger Spiele im Juli und August ausweisen würde. Zudem behaupteten sie, dass die Nachricht von "einer Sprecherin der Peking-Universität bestätigt wurde". Weiter behaupteten sie, dass das chinesische Außenministerium die Maßnahmen mit Sicherheitsbedenken begründet hatte. Einige Medien zitierten auch noch "Vorwarnungen" des DAAD in Beijing, dass die Studenten erst nach dem Abschluss des Paralympics am 16. oder 17. September nach China zurück fliegen dürfen.
Diese falschen Berichte übten einen sehr negativen Einfluss aus. Manche irrgeführte deutsche Internetnutzer wurden wütend und gaben sehr böse Kommentare ab. Darunter etwa: "Weist alle chinesischen Studenten aus Deutschland aus!" und "Boykottiert chinesische Waren und die Beijinger Spiele".
Dabei hatten nicht nur das chinesische Bildungsministerium, sondern auch die Peking-Universität sowie das deutsche Außenamt diese Behauptungen als Gerüchte ausgewiesen. Die meisten deutschen Medien haben allerdings nicht über die Erklärung des chinesischen Bildungsministeriums berichtet, und sich auch nicht entschuldigt.
Es scheint im Westen ohnehin fast eine Mode geworden zu sein, China zu kritisieren. Schon zuvor hatten Berichte der deutschen Medien über die Sabotageakte am 14. März in Lhasa mehrmals den Tatsachen widergesprochen. Auch diesem waren es wieder die deutschen Medien, die gemeinsam ein Gerücht verbreitet haben. Es ist nicht verwunderlich, dass die Chinesen in Deutschland dagegen demonstrieren.
Am 19. April demonstrierten rund 5000 Chinesen in Berlin unter dem Motto "den unschuldig gestorbenen Chinesen zu gedenken und gegen die falschen Berichte der deutschen Medien zu protestieren." Die Organisatoren hatten ursprünglich mit etwa 800 Demonstrationsteilnehmern gerechnet, als sie ihr Gesuch bei der Berliner Polizei eingereicht haben. Schließlich haben aber rund 5000 Menschen an der Demonstration teilgenommen. Am nächsten Tag hielten die Unterstützer der "Unabhängigkeit" Tibets auch eine Kundgebung. Sie haben die bei der Polizei 500 Teilnehmer angemeldet. Gekommen sind schließlich aber nur wenig mehr als 100. Diese zwei Demonstrationen, die schon alleine von der Teilnehmerzahl nicht auf der gleichen Ebene liegen, wurden entgegengesetzt behandelt.
Der Antrag für die pro-chinesische Demonstration wurde vielseitig beschränkt. Die deutsche Seite hatte den Standort der Kundgebung mehrmals geändert. Zugleich wurden die chinesischen Organisatoren in Stuttgart schikaniert, als sie den Antrag abgegeben hatten. Die Polizei hat die Demonstrationszeit vom 19. bis 20. April verschoben und der Standort wurde mehrmals geändert. Schließlich war die Fläche des Demonstrationsorts so klein, dass er selbst die angekündigten Teilnehmer nicht hätte aufnehmen können.
Im Gegenteil dazu waren die deutsche Polizei und die deutsche Regierung gegenüber der Demonstration der Unterstützer der "Unabhängigkeit" Tibets ganz tolerant. Ihr Demonstrationszug ging von der chinesischen Botschaft los, an vielen wichtigen Politik- und Geschäftszentren in Berlin vorbei, und machte schließlich vor dem Brandenburger Tor, dem Symbol der deutschen Einheit halt.
Darüber hinaus sind die Berichte der deutschen Medien über beide Demonstrationen von höchst unterschiedener Art: Am 19. April haben Überseechinesen in Berlin, Paris, London, Wien und Amsterdam friedliche Demonstrationen abgehalten. Nur die Webseite der chinesischen Version der Deutschen Welle hat darüber mit einer Sonderseite berichtet. Der "Tagesspiegel" und die "Zeit" haben sie nur mit einigen wenigen Worten beschrieben. Der "Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" haben darüber gar kein Wort geschrieben. In ihren Leitartikeln standen noch die Berichte über die Störung des Olympischen Fackellaufs in Malaysia von einigen Unterstützern der "Unabhängigkeit" Tibets und Ehrenbürgerschaft des Dalai Lamas vom Pariser Stadtmeister.
Außerdem haben das Zweite Deutsche Fernsehsenden, die Brandenburger Abendzeitung und die Berliner Tageszeitung schon vor Beginn der Demonstration der Unterstützer der "Unabhängigkeit" Tibets viel über deren Route und deren Motive berichtet.
Die Stellungnahme der deutschen Regierung und der deutschen Medien konnten den Entschluss der Überseechinesen, die Olympischen Spiele zu unterstützen und die separatistischen Kräfte der "Unabhängigkeit" Tibets zu bekämpfen, nicht verändern.
Ein chinesischer Demonstrationsteilnehmer sagte, dass diese Demonstration die Vorurteile der deutschen Medien und der Politiker gegenüber China vielleicht nicht verändern konnte. Sie hat aber den deutschen Einwohnern tiefen Eindruck gemacht. So könne sie vielleicht dabei helfen, dass mehr Deutsche versuchen, die Wahrheit zu suchen.
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