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Das Shaolin-Kloster
   2008-04-29 14:02:18    Seite Drucken    cri

Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeit in der zentralchinesischen Provinz Henan ist das Shaolin-Kloster. Es befindet sich am Fuße des Berges Shaoshi westlich von Dengfeng. Das "Shao" im Namen des Klosters ist dem Namen des Berges entnommen. "Lin" heißt auf Deutsch "Wald". Da das Kloster tief im Wald des Shaoshi-Berges liegt, erhielt es den Namen "Shaolin".

Die Geschichte des Klosters geht auf die Südlichen und Nördlichen Dynastien vor rund 1.500 Jahren zurück. Im Volksmund heißt es, der indische Mönch Bodhidharma habe im sechsten Jahrhundert China besucht und sei für einige Jahre im Kloster Shaolin geblieben. Er wird zudem als Gründer des Zen-Buddhismus betrachtet und hat seine Ideen an zahlreiche chinesische Mönche vermittelt.

Die Mönche haben im sechsten Jahrhundert die Grundlage der Shaolin-Kampfkunst geschaffen und sie in den darauffolgenden Dynastien weiterentwickelt. Anfang des achten Jahrhunderts haben 13 Shaolin-Mönche der Tang-Dynastie geholfen, Separatisten und Rebellen in die Knie zu zwingen. Dank dieser Hilfe wurden dem Kloster einige Privilegien zugestanden. Das Kloster verfügt über eine ausgedehnte Tempelanlage, wurde mehrmals von Mitgliedern der Kaiserfamilie besucht und genießt noch heute aufgrund seiner langen Geschichte eine große Bekanntheit.

Wie gesagt, das Shaolin-Kloster wird in erster Linie mit der Kampfkunst in Verbindung gebracht. Die Spuren der Kampfkunst lassen sich wortwörtlich in der "Halle der Westlichen Heiligen" erkennen. Dazu unser Reiseleiter Wang:

"In der 'Halle der Westlichen Heiligen' kann man sehen, dass der Boden an 48 Stellen eingesunken ist. Denn früher haben hier die Mönche in vier Reihen, in jeder Reihe zwölf Mönche, Kampfkunst geübt. Da die Kampfkunst im Kloster eine lange und fast ununterbrochene Tradition hat und die Mönche dabei mit ihren Füßen immer kräftig gegen den Boden treten, sind hier diese Einsenkungen entstanden."

Die "Halle der Westlichen Heiligen" hat mehrere Katastrophen überbestanden. Sie ist daher heute noch in dem Zustand, wie sie vor rund 1.500 Jahren war. In der Halle ist auch noch eine große Wandmalerei aus der Zeit der Nördlichen Wei-Dynastie zu sehen. Heute steht die Halle unter strengem Schutz und ist für Besucher nicht zugänglich.

Von 1368 bis 1644 erlebten das Shaolin-Kloster sowie die darin praktizierte Kampfkunst einen enormen Aufschwung. Die Armee des Klosters war etwa 2.500 Mann stark und die Kampfkünste wurden in unzähligen Varianten und Techniken ausgeübt.

Zu dieser Zeit wurde auch die Lehre, die der indische Mönch Bodhidharma nach China brachte, weiterentwickelt. Die Lehre wurde dabei mit Ideen aus dem Taoismus und dem Konfuzianismus bereichert. Man spricht in dieser Form vom Zen-Buddhismus. Dazu erklärt uns Reiseleiter Wang:

"Schauen Sie sich die zwei Fabeltiere vor der Halle an. Sie sind chinesische Einhörner und sollen Glück symbolisieren. Ihr Körper ist mit blauen Drachenschuppen bedeckt und das Tier hat ein Hirschgeweih, Reißzähne, große Augen und den Bart eines Karpfens. In kaum einem anderen Kloster kann man solche Qilin-Statuen sehen. Dies zeigt, dass das Kloster Shaolin kein buddhistisches Kloster im eigentlichen Sinne, sondern ein Kloster des Zen-Buddhismus ist."

Die Praxis des Zen-Buddhismus besteht zum einen aus dem Sitzen in Versunkenheit und zum anderen aus der Konzentration auf den Alltag. Das heißt, dass man sich auf die Aktivität, die man gerade im Augenblick ausübt, vollkommen konzentriert, ohne dabei irgendwelchen anderen Gedanken nachzugehen. Die Kampfkunst, die die Mönche des Shaolin-Klosters entwickelten, ist ein Ausgleich zu der sitzenden Meditation. Für viele Zen-Buddhisten sind Schriften oder religiöse Werke unbedeutend. Denn die Anhänger glauben, Zen sei der weglose Weg und das torlose Tor. Schriften und Sprache würden nichts anderes bewirken, als einem den Weg zur Wahrheit und zur Freiheit versperren.

Eine Sache hat das Zen-Kloster mit anderen buddhistischen Tempeln gemein: in der wichtigsten Halle, der "Halle des Großen Helden", werden die Statuen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft des Buddhas verehrt. Dazu unser Reiseleiter Wang:

"Die drei Statuen in der 'Halle des Großen Helden' symbolisieren die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Beim Bau der Statuen wurden sie mit einer Schicht Gold überzogen. Je wichtiger ein Kloster ist, desto gediegener ist das Gold, das verwendet wird."

Es ist bereits gegen Abend, trotzdem kommen in die Halle immer noch viele Pilger. Sie zünden Räucherstäbchen an, schließen ihre Augen, konzentrieren sich auf ihren Wunsch und legen die brennenden Stäbchen in das dafür vorgesehene große Metallbecken. Der Rauch steigt hoch nach oben. Die Buddhisten glauben, dass der Rauch als Bote ihre Bitte an Buddha überbringt.

Tagein, tagaus verläuft der Alltag der Mönche nach einem festen Ritual. Wie in jedem Kloster dürfen auch in Shaolin die Glocken- und Trommeltürme nicht fehlen. Wang, unser Reiseleiter, erzählt:

"In jedem Kloster muss es einen Glockenturm und einen Trommelturm geben. Am Morgen schlägt man die Glocke. Das bedeutet den Anfang eines neuen Tages im Kloster. Gegen Abend wird die Trommel geschlagen. Die Trommel ist ein Zeichen dafür, dass wieder Ruhe im Kloster einkehren soll. Das ist eine seit Jahrhunderten überlieferte Tradition."

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