Der Stelenwald in Xi'an, der Provinzhauptstadt Shaanxis, ist ein Mekka für zahlreiche Liebhaber der chinesischen Kalligraphie. Nirgendwo in China findet man so viele Stelen wie hier.
Steinstelen waren in alter Zeit Chinas Denkmäler. Manchmal dienten Stelen auch der öffentlichen Bekanntmachung. Die Stelen liefern uns wichtige Informationen über die Geschichte und über die chinesische Kalligraphie. Der Stelenwald ist also ein Art Museum. Der Kurator Zhao Liguang verschafft uns einen Überblick über die Geschichte des Stelenwaldes.
"In der Nördlichen Song-Dynastie, also im Jahre 1087 hat man viele wichtige Stelen aus anderen Landesteilen nach Xi'an transportiert. Der Schirmherr des Transports war Lü Dazhong, der zuständige Mandarin für Wassertransporte. Dies markiert die Entstehung des Stelenwalds. In den darauf folgenden Dynastien Jin, Yuan, Ming und Qing hat man den Stelenwald erweitert und renoviert."
Es gibt im Steinwald knapp 4.000 Stelen aus fast jeder Epoche der vergangenen 2.000 Jahre. Professor Yamamoto Kenji von der japanischen Hannan Universität interessiert sich für die Geschichte der Stelen:
"Die Stelen in Xi'an sind wertvolle Kulturdenkmäler. Sie stammen aus fast jeder Epoche. Die Informationen, die sie liefern, können für Forscher verschiedener Bereiche nützlich sein."
Im Stelenwald findet man auch einige in ausländischen Sprachen beschriftete Stelen. Die bekannteste unter ihnen sollte über die Verbreitung des Christentums in China informieren. Die Stele wurde im Jahre 781 errichtet. Die Namen von 72 christlichen Mönchen stehen dort in altem Syrisch und Chinesisch geschrieben. Darüber hinaus ist auf der Stele ein Kreuz zu sehen. Durch den Text auf der Stele gewinnt man einen Einblick in den Austausch zwischen China und Europa sowie Zentralasien vor einigen Jahrhunderten.
Wie gesagt sind die Stelen nicht nur wertvoll für Historiker, sondern auch für Liebhaber der chinesischen Kalligraphie. Viele der Texte auf den Stelen stammen aus den Pinseln berühmter chinesischer Kalligraphen. Den kulturellen Wert der Stelen weiß die Touristin Geng Huiling aus der Provinz Taiwan sehr zu schätzen:
"Der Stelenwald in Xi'an hat zwar als Ganzes nur eine Geschichte von 920 Jahren, kann uns aber 5.000 Jahre der chinesischen Kultur vor Augen führen. Die Kalligraphie ist ein besonderes Genre der chinesischen Kultur. Die Schönheit der chinesischen Schriftzeichen und die Wahrheit der Geschichte wurden auf den Stelen bewahrt."
Wang Xizhi war ein Kalligraph in der Zeit der Östlichen Jin-Dynastie vor rund 1.700 Jahren. Er markierte mit seinen Meisterwerken einen Höhenpunkt in der Geschichte der chinesischen Kalligraphie. In China wird er als der wichtigste Kalligraph angesehen. Bis heute lernen viele Kalligraphie-Liebhaber eifrig vom Stil Wang Xizhis. Viele unter ihnen können Werke schreiben, die einem Original von Wang Xizhi täuschend ähnlich sehen. Jemand schrieb zum Beispiel in der Tang-Dynastie einen Text ab, in dem es um die Übersetzung der Sutren aus dem Sanskrit ins Chinesische geht. Der Text sieht dem Original des Klassikers sehr ähnlich.
Das Stelenwaldmuseum hat vor, 300 Millionen Yuan RMB in den Ausbau des Museums zu investieren. Danach soll das Museum zweimal so groß sein wie heute.
Qiang Yue, ein Vertreter des Museums erklärt uns, dass man das Museum in absehbarer Zukunft online oder per Handy besichtigen kann:
"Gegenwärtig versuchen wir, einige Stelen zu digitalen Exponaten zu machen. Die Bilder der Stelen können mit Hilfe einer Bluetooth-Verbindung an Handys verschickt werden. Auf dem Handy-Bildschirm werden dann die Texte und Stelen gezeigt. Man kann sogar die Bilder einzelner Schriftzeichen eines Textes abrufen."
Reisetipps:
Der Stelenwald steht an der Sanxue-Straße. Einige Buslinien fahren zum Stelenwald.
Der Eintritt kostet umgerecht drei Euro.
Die Öffnungszeiten sind zwischen 8 Uhr 30 bis 18 Uhr 30.
Xi'an ist eine traditionsreiche alte Kaiserstadt Chinas. Neben dem Stelenwald kann man in Xi'an auch noch die Terrakotta-Armee, das Geschichtsmuseum der Provinz Shaanxi, das Banpo-Museum und das Xi'an-Museum besichtigen.