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"Der Daoist vom Laoshan-Berg"
   2008-04-18 17:07:02    Seite Drucken    cri
"Unheimliche Geschichten aus Liao Zhai" ist die bekannteste Erzählsammlung kurioser Geschichten aus dem alten China. Darin finden sich zahlreiche interessante Geschichten, darunter auch "Der Daoist vom Laoshan-Berg".

Es war einmal ein Berg mit dem Namen Laoshan. Auf diesem Berg lebte ein Unsterblicher, der Daoist vom Laoshan-Berg. Man munkelte, dass er magische Kräfte besitzt. Einige hundert Kilometer vom Laoshan-Berg entfernt lebte ein Mann namens Wang Qi. Von klein auf beneidete Wang Qi den Daoisten vom Laoshan-Berg um seine magischen Kräfte. Also begab er sich eines Tages zum Laoshan-Berg, um den Unsterblichen zu treffen. Wang Qi bat den Daoisten, ihn als seinen Schüler aufzunehmen. Der Daoist lehnte ihn mit den Worten "Du bist verwöhnt und verzärtelt und willst keine Entbehrungen erleiden." ab. Wang Qi bat immer wieder darum, als Schüler aufgenommen zu werden und schlussendlich akzeptierte der Unsterbliche seine Bitte.

Wang Qi war bei dem Gedanken, dass er bald magische Künste erlernen würde, sehr fröhlich. Am nächsten Tag ging er zu seinem Meister. Aber dieser gab ihm eine Axt und schickte ihn zusammen mit den älteren Schülern auf den Berg Holz hacken. Wang Qi war ganz unglücklich, aber er hatte zu tun, was sein Meister ihm befohlen hatte. Überall auf dem Berg gab es Dornen und Steine und noch bevor die Sonne untergegangen war, hatte Wang Qi Blasen an Händen und Füßen.

Ein Monat war im Handumdrehen vergangen. Wang Qi hatte viele Schwielen an seinen Händen und Füßen. Er konnte die tägliche harte Arbeit nicht mehr erdulden und dachte daran, nach Hause zurückzukehren. Wieder verging ein Monat und der Meister hatte ihn noch immer keine magischen Künste gelehrt. Wang Qi verzweifelte. Er ging zu seinem Meister und sagte: "Ich bin von weit hergekommen. Wenn Sie mir schon nicht die magischen Kräfte, die Langlebigkeit schenken, beibringen, so könnten Sie mich doch zu mindest einen kleinen Trick lehren. Das wäre mir auch schon ein Trost." Sein Meister lächelte und sagte nichts. Dann sagte Wang Qi hastig: "Ich bin sehr früh aufgestanden und spät zurückgekehrt. Ich hacke täglich Holz und mähe Gras. Zu Hause habe ich niemals solch schwere Arbeit verrichtet!" Der Meister sagte lächelnd: "Ich habe schon lange geahnt, dass du Schwierigkeiten nicht ertragen kannst. Jetzt ist es tatsächlich so. Morgen kannst du nach Hause gehen!" Wang Qi flehte: "Meister, bitte lehren Sie mich einen kleinen Zaubertrick. Dann bin ich auch nicht vergebens hierher gekommen." Der Meister fragte: "Welchen Trick willst du lernen?" Wang Qi antwortete: "Ich habe gesehen, dass Sie durch die Wand gehen können. Ich will diese Kunst erlernen." Der Meister stimmte lächelnd zu und stellte sich mit Wang Qi vor eine Wand. Er lehrte Wang Qi die Zauberformel zum Durchschreiten der Wand und ließ ihn diese aufsagen. Als Wang Qi die Zauberformel beherrschte, zeigte der Daoist auf die Wand und befahl: "Geh durch die Wand!" Wang Qi stand mit zitternden Knien vor der Wand und wagte nicht, vorwärts zu gehen. Der Meister rief noch einmal: "Versuch es! Geh hindurch!" Wang Qi ging einige Schritte, aber blieb wieder stehen. Der Meister sagte ärgerlich: "Senk deinen Kopf und stürm voran!" Wang Qi nahm all seine Kraft zusammen und lief vorwärts. Unmerklich gelangte er auf die andere Seite der Wand. Wang Qi war äußerst erfreut und dankte seinem Meister eilends dafür. Der Meister sagte zu ihm: "Nach deiner Rückkehr sollst du ein fleißiger und anständiger Mann sein. Sonst ist diese Kunst unwirksam."

Wang Qi kehrte nach Hause zurück und prahlte gegenüber seiner Frau: "Ich habe einen Unsterblichen aufgesucht und magische Künste gelernt. Sogar eine Wand kann mich nicht mehr aufhalten!" Seine Frau glaubte ihm nicht. Daraufhin murmelte Wang Qi die Zauberformel und lief auf die Wand zu. Mit einem Knall stieß er mit dem Kopf gegen die Wand und fiel zu Boden. Seine Frau half ihm eilends auf und sah, dass er eine große Beule auf der Stirn bekam. Wang Qi ließ seinen Kopf ganz niedergeschlagen hängen. Seine Frau wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, und sagte: "Selbst wenn es auf der Welt wirklich magische Kräfte gibt, kannst du sie nicht innerhalb von zwei oder drei Monaten erlernen." Wang Qi dachte daran, dass er an jenem Abend tatsächlich durch die Wand gegangen war, und meinte, dass der Unsterbliche ihn zum Narren gehalten hat. Aus Wut spie er Gift und Galle und fluchte auf den Daoisten vom Laoshan-Berg. Auch später blieb Wang Qi ein ignoranter und inkompetenter Mann.

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