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Trauergesang-und tanz der Tujia-Nationalität
   2008-04-10 16:34:53    Seite Drucken    cri

Im Westen der zentralchinesischen Provinz Hubei und im Osten der südwestchinesischen Provinz Sichuan ist die Tujia-Nationalität, eine nationale Minderheit Chinas, zu Hause. Die Tujia-Nationalität kann auf eine drei Jahrtausende alte Geschichte zurückblicken. Eben so alt ist der Trauergesang und -tanz dieser Nationalität, der "Sarho" genannt wird. Diese traditionelle Gesangs- und Tanzform ist bis heute in den von den Tujia bewohnten Gebieten populär.

In Tujia-Dörfern wird der Sarho gesungen und getanzt, wenn ältere Menschen gestorben sind. Dabei kommen die Dorfbewohner sowie Freunde und Verwandte des Verstorbenen in einer Trauerhalle zusammen, schlagen Trommeln, singen und tanzen die ganze Nacht hindurch. Manchmal wird drei, vier Nächte gesungen und getanzt. Überlieferungen zufolge entspringt der Sarho dem Kriegstanz und der Opferzeremonie für die Vorfahren der Tujia-Nationalität. Tian Fagang, stellvertretender Direktor des Ausschusses für Nationalitäten- und Religionsangelegenheiten des Autonomen Bezirks Enshi der Tujia- und Miao-Nationalität erläuterte unserem Reporter die Herkunft des Namens "Sarho":

"Sarho war ursprünglich ein Partikelwort. Jede Strophe hat am Ende dieses Wort. Dadurch ist Sarho die Bezeichnung für die Trauerfeier der Tujia geworden."

In der Gemeinde Yesanguan, dem Ursprungsort des Sarho, hat unser Reporter eine Trauerzeremonie der Tujia miterlebt. Nach dem Tod der 70jährigen Tian Xiuju richteten ihre Familienangehörigen im Haus einen großen Trauerraum her. Freunde und Verwandte reisten zu diesem Anlass aus weiter Ferne an. Als es dunkel wurde, hallten durch den großen Raum rhythmische Gong- und Trommelklänge. Ein Mann schlug eine riesige Trommel und sang. Drei junge Männer sangen ebenfalls und tanzten zum Rhythmus der Trommelschläge. Der Trommelschläger hatte eine klangvolle Stimme und die Tanzbewegungen der Jungen wirkten außergewöhnlich. Viele Menschen lauschten und schauten zu. Hin und wieder mischten sich einige Zuschauer unter die Tänzer. Tian Fagang sagte zu diesem seltsamen Gesang und Tanz:

"Die Sarho-Tänzer geraten bei Tanz in einen Zustand der Entrückung. Die enge Verbundenheit zwischen ihnen, den Familienangehörigen des Verstorbenen und dem Ort, wo der Verstorbene gelebt hatte, ist der innere Antrieb dieses Trauergesangs und -tanzes."

Der Sarho ist die eindrucksvollste emotionale Ausdrucksform der Tujia. Die Tonlage des Gesangs ist hoch und leidenschaftlich und die Texte sind inhaltlich umfangreich. Einige erzählen vom Leben des Verstorbenen, andere besingen alte Helden und wieder andere erzählen von Mythen und Legenden. Am beeindruckendsten sind die Tanzbewegungen. Dazu Tian Fagang vom Ausschuss für Nationalitäten- und Religionsangelegenheiten im Autonomen Bezirk Enshi der Tujia- und Miao-Nationalität:

"Die Bewegungen sind groß und kraftvoll. Einige Tanzbewegungen sind hochkompliziert. Es gibt dutzende verschiedene Bewegungen, wie zum Beispiel 'die Schwalbe trägt in ihrem Schnabel Lehm für den Nestbau' und 'Der große Tiger kommt den Berg herunter'. Es sind Bewegungen, die selbst für professionelle Tänzer fremd und schwierig sind."

Tian Wanzhen, Professor an der Nationalitätenhochschule der Provinz Hubei, der sich auf den Sarho spezialisiert hat, erklärte, die Tanzbewegungen entstammten denen des weißen Tigers, dem Totem der Tujia-Nationalität. Er fuhr fort:

"Der Sarho ahmt die typischen Bewegungen eines Tigers nach. Die Tänzer nehmen von Anfang bis Ende ihrer Darbietung eine halb hockende Stellung. Diese ähnelt der Haltung des Tigers sehr."

Mit dem Sarho wird die Einstellung der Tujia zum Tod zum Ausdruck gebracht. Die Tujia zeigen Gelassenheit gegenüber dem Tod. Sie verabschieden sich vom Verstorbenen mit fröhlichem Tanz und besingen mit ihren Gesängen die Wiederkehr des Lebens. Tian Fagang sagte, die Einstellung der Tujia gegenüber dem Tod sei der Grund dafür, dass diese spezielle Kunstform Sarho bis heute eine so große Lebenskraft besitzt:

"Wenn jemand gestorben ist, so kommen Nachbarn, Verwandte und Freunde zum Singen und Tanzen in sein Haus, um ihn den Berg hinauf zu begleiten. Die Tujia glauben, daß man nach dem Tod wiedergeboren wird. Deshalb sind sie dem Tod sehr optimistisch gegenüber. Da die Tujia eine ausgeprägte Gesangs- und Tanztradition haben, ist diese fröhliche Trauerfeier Sarho entstanden."

Zurückgedrängt von der modernen Lebensweise ist die Anzahl der Sarho-Tänzer in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Dies beunruhigte die lokalen Behörden sehr. Effektive Schutzmaßnahmen wurden daher ergriffen, um die volkstümlichen Künste einschließlich des Sarho vor dem Verschwinden zu bewahren. Allein im Jahr 2002 wurde 16 Volkskünstlern der Titel "Meister der volkstümlichen Kunst" verliehen. Die Volkskünstler erhalten für die Fortführung ihrer Künste Zuschüsse von der Lokalregierung.

Angespornt von der Regierung sehen die Sarho-Volkskünstler die Pflege und Fortführung des Sarho als ihre Pflicht. Der 52-Jährige Huang Zaixiu ist einer der erfahrensten und einflußreichsten Liedermeister der Region. Er hat in den letzten Jahren Lehrlinge aufgenommen und ein Sarho-Ensemble gegründet, um diese alte volkstümliche Kunstform außerhalb der Berge bekannt zu machen. Huang zeigte sich zuversichtlich über die Zukunft dieser traditionellen Kunstform der Tujia-Nationalität:

"Es gibt auf dem Lande immer mehr Jugendliche, die sich für den Sarho interessieren. Meiner Meinung nach wird der Sarho keinesfalls verlorengehen. Warum? Weil die zuständigen Kulturbehörden dieser Kunstform große Aufmerksamkeit beimessen und sich um die Sammlung und Niederschrift der Trauerlieder und -tänze kümmern."

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