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Harte Kerle, tapfere Mädels
   2008-04-07 16:35:16    Seite Drucken    cri

Heute wollen wir Ihnen ein paar Geschichten von wirklich harten Jungs und sehr tapferen Mädels vorstellen. Diese Athleten verletzten sich kurz vor oder sogar während der Spiele. Die meisten überwanden die Schmerzen, um ihren Auftritt bei den Olympischen Spielen wahrnehmen zu können beziehungsweise zu Ende zu bringen.

An einen dieser harten Kerle erinnern sich sicher viele von Ihnen, an Greg Louganis, den amerikanischen Wasserspringer, der bei den Spielen 1988 für Totenstille im Schwimmstadion sorgte. Denn Millionen von Menschen im Stadion und an den Fernsehbildschirmen hielten den Atem an, in den bangen Sekunden nach einem schweren Fehler von Louganis. Bei seinem neunten Sprung in der Qualifikationsrunde vom Drei-Meter-Brett hatte sich Louganis verschätzt, als er zu einem zweieinhalbfachen Rückwärtssalto ansetzte. Er war zu nah am Brett und schlug daher mit dem Hinterkopf auf der Kante des Brettes auf. Als er mit einer vergleichsweise kleinen Platzwunde am Kopf aus dem Becken stieg, atmen die Menschen im Stadion in einem kollektiven Seufzer der Erleichterung wieder aus. Die Wunde wurde provisorisch geklammert, 35 Minuten später kehrte Louganis in den Wettkampf zurück. Er qualifizierte sich fürs Finale und mit einer ordentlich genähten Wunde holte er am nächsten Tag Gold vom Brett. Damit verteidigte er seinen Titel. Eine Woche später siegte er auch vom Zehn-Meter-Turm. Auch hier verteidigte er so seinen Titel, das hatte vor ihm nur eine andere Wasserspringerin geschafft.

Weniger Glück hatte dagegen George Cane, der bei den Olympischen Spielen 1908 in London bei dem Versuch eines doppelten Saltos vom Zehn-Meter Turm mit dem Kopf auf der Kante aufschlug und daraufhin bewusstlos ins Wasser stürzte. Der zukünftige Olympiasieger, der Schwede Hjalmar Johnansson, sprang geistesgegenwärtig ins Becken, um seinen Konkurrenten zu retten. Cane konnte trotz seiner Verletzung den Wettkampf fortsetzen. Er erreichte aber keine Medaille. Sein Unfall und einige weitere leichtere Verletzungen lösten heftige Diskussionen darüber aus, den doppelten Salto abzuschaffen. Der Salto überstand diesen Angriff und wird noch heute in vielen Formen vom Turm dargeboten.

Einer weiteren Wasserspringerin sollte wie Greg Louganis der neunte Sprung vom Drei-Meter-Brett zum Verhängnis werden. Die erklärte Favoritin auf den Titel, die Amerikanerin Micki King, lag bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko City in Führung, als sie bei eben jenem neunten Sprung so unglücklich mit dem linken Arm am Brett anschlug, dass sie sich den Unterarm brach. Dennoch trat sie weiter an. Sie sagte später, sie hätte die letzten beiden Sprünge mit einem gebrochenen Bein vermutlich besser überstehen können, mit einem gebrochenen Arm habe sie es nicht hinbekommen. Sie habe gedacht, dass es nicht wehtun könne, aber als der Schmerz dann da gewesen sei, hätte sie das total aus dem Konzept gebracht. Ihren letzten Sprung konnte sie daher nicht elegant ins Wasser bringen, sie rutschte in der Wertung ab und landete nur auf Rang vier. Bei den Olympischen Spielen vier Jahre später in München holte sie sich das, was sie schon in Mexiko verdient gehabt hätte. Sie sprang mit eben der Sprungkombination, die ihr in Mexiko missglückt war, in ihrem letzten Sprung vom dritten Rang zu Gold.

Unglaubliche Schmerzen erduldete in bester Samuraitradition auch der Japaner Shun Fujimoto bei den Olympischen Spielen 1956 in Montreal. Der japanische Turner brach sich bei der Pflicht im Bodenturnen im Mannschaftsmehrkampf die Kniescheibe im rechten Knie. Das japanische und das russische Team kämpften aber gerade in einem unbeschreiblich engen Wettkampf um die Goldmedaille. Mit einer Verletzung dieser Schwere, durch die das gesamte Bein beeinträchtigt ist, hätte Fujimoto den Wettkampf eigentlich sofort beenden müssen. Aber es war nicht irgendein Wettkampf und er nicht war nicht irgendein Athlet. Er war eine wichtige Stütze seiner Mannschaft und Japan hatte eine reelle Chance, das solange dominierende Team der Sowjetunion zu besiegen. Er entschied, seine Verletzung für sich zu behalten, er erzählte nicht mal seinem Trainer davon. Unter starken Schmerzen setzte er das Programm fort und zeigte am Seitpferd eine hervorragende Leistung. Die Kampfrichter gaben ihm die Note 9,5, weitere wichtige Punkte für Japan. Inzwischen nahmen die Schmerzen zu. "Ich konnte nur versuchen, die Schmerzen zu vergessen", sagte Fujimoto später. Aber es standen die Ringe an, seine stärkste Disziplin, allerdings musste er am Ende sauber aus einer Höhe von fast 2,50 Metern landen. Er ließ sein Knie bandagieren, verschwieg aber nach wie vor die Schwere der Verletzung. Sein Trainer musste ihn an die Ringe heben, springen konnte Fujimoto nicht mehr. In einem unbeschreiblichen Akt von Selbstbeherrschung und Disziplin gelang ihm eine saubere Darbietung an den Ringen, allerdings sah man ihm die Schmerzen inzwischen an, er war weiß wie die Wand und schwitze enorm - und dann stand noch der Abgang an. Er vollführte einen sauberen Salto und landete ? und stand still und, unglaublich aber wahr, streckte sich in die vorbildliche Abschlusshaltung. Als bekannt wurde, wie schwer er verletzt gewesen war, wurde vielen erst klar, was für eine herausragende, unfassbarere Leistung sie erlebt hatten. Seine Darbietung wurde von den Kampfrichtern mit 9,7 Punkten bewertet, damit hatte er mit einer schweren Knieverletzung eine neue persönliche Bestleistung erreicht. Die Verletzung war allerdings noch schlimmer geworden. Aber es hatte sich gelohnt, Japan sicherte sich mit dem historisch kleinsten Vorsprung von nur vierzehntel Punkten Olympisches Gold vor Russland. Fujimoto erklärte seine Leistung damit, dass sein Siegeswille soviel größer gewesen sei, als der Schmerz.

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